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Taxis in Potsdam? Mangelware.
© J. Bergmann

Potsdam: Taxikrise verschärft sich weiter

Schnell mal ein Taxi rufen? Nicht in Potsdam. Bei den Bürgern der Stadt, aber auch bei Touristen wächst der Ärger.

Potsdam bekommt seine Taxikrise nicht in den Griff. Das sorgt für Unverständnis und Frust bei Potsdamern und Gästen der Stadt. Bei den PNN meldete sich etwa ein Düsseldorfer, der regelmäßig geschäftlich in Potsdam ist. „Nach meiner Meinung hat sich der Problem noch weiter verschärft“, so sein Eindruck: „Inzwischen kommt einfach kein Wagen mehr – mit dem Hinweis: Wir haben keinen Wagen frei.“ Unlängst sei sein Versuch, mit dem Taxi zum Bahnhof zu kommen, wieder gescheitert. Er kenne solche Probleme aus keiner anderen Stadt und will nun Konsequenzen ziehen: „Ab sofort komme ich nur noch mit Mietwagen.“

Andere PNN-Leser schilderten ähnliche Probleme. So scheiterte ein Ehepaar, das Besuch aus Großbritannien hatte, an einem Wochenende gleich drei Mal mit dem Versuch, ein Taxi zu bestellen. Die Aufträge am Samstagabend, Sonntagnachmittag und Sonntagabend seien entweder aus Fahrermangel gar nicht erst angenommen oder nachträglich gestrichen worden, wie aber erst ein zweiter Anruf bei der Zentrale ergab. Beim vierten Versuch mussten die Gäste aus Großbritannien telefonisch um Hilfe bitten, weil es Verständigungsprobleme mit dem Fahrer gab. „Dieses Taxidrama hatten jetzt nicht nur wir – wir wollten es erst gar nicht glauben! –, sondern Freunde erzählten uns leider schon von ähnlichen Erfahrungen.“

"Die Situation ist dem Kunden kaum vermittelbar"

Frustriert ist auch Detlef Baatz von der Taxigenossenschaft Potsdam, die den zentralen Taxiruf organisiert. Die sechs Mitarbeiter müssten sich regelmäßig wüste Beschimpfungen anhören: „Die Situation ist dem Kunden kaum vermittelbar.“ Besonders im Berufsverkehr von 15 bis 18 Uhr, an den Wochenenden und in den Nachtstunden seien zu wenige Taxis auf der Straße, um die Nachfrage auch nur annähernd decken zu können. „Einige Tausend Aufträge im Monat“ gingen der Genossenschaft verloren, sagt Baatz. Im Klartext: So viele Kunden muss der Taxiruf Monat für Monat stehen lassen. An einem Wochenende könnten innerhalb von acht Stunden mehrere Hundert Anfragen auflaufen, die nicht bedient werden können. „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, findet auch Baatz.

Die Taxigenossenschaft habe aber keinen Einfluss auf das Angebot, da sie nicht über eigene Taxis verfüge, sondern nur zwischen Kunden und Unternehmen vermittele, betont Baatz. Grund für das mangelnde Angebot sei einerseits die fehlende Bereitschaft seitens der Unternehmer, die Wochenend- und Nachtzeiten zu besetzen, andererseits – insbesondere in den Nachmittagsstunden – die schwierige Verkehrssituation mit Staus. „Die Taxis kommen nicht durch oder stehen mit dem Kunden im Stau – und der Taxameter tickt.“ Zumindest für das Stau-Problem könne die Stadt Entlastung schaffen, sagt Baatz: „Wenn Busspuren auch für Taxis gelten.“ Das sei momentan nur an einzelnen Stellen möglich. Über entsprechende Regelungen sei man gerade mit den Taxiverbänden im Gespräch, bestätigte die Stadt gegenüber den PNN.

Baatz: Keine Taxis mehr in der Nacht wegen Mindestlohn

Dass die Unternehmer die Wochenend- und Nachtstunden nicht mehr besetzen, führt Baatz auf die Einführung des Mindestlohnes vor zwei Jahren zurück. Viele Chefs hätten offenbar Angst, dann nicht die entsprechenden Umsätze machen zu können, um die Fahrer entsprechend zu entlohnen. Eine Angst, die angesichts der enormen Nachfrage unbegründet zu sein scheint.

Baatz sieht bei der Kontrolle der sogenannten Betriebspflicht auch die Stadt in der Pflicht: Die Vergabe einer Taxikonzession ist in Potsdam an die Bedingung geknüpft, das Taxi an mindestens 16 Tagen im Monat mindestens sechs Stunden tatsächlich auf der Straße zu haben. Derzeit scheint das aber in der Praxis nicht kontrolliert zu werden. Auf eine PNN-Anfrage, wie die Betriebspflicht für die Taxis kontrolliert wird, antwortete die Stadt: „Die Betriebspflicht als zwingende Verpflichtung gemäß der Taxenordnung Potsdam obliegt dem Taxiunternehmer selbst.“ Im Rahmen eines im vergangenen Jahr erstellten Gutachtens zur Taxibranche in Potsdam sei man aber zu der Einschätzung gekommen, „dass die Beförderungspflichten gesamtheitlich erfüllt werden“. Für etwa drei Prozent der derzeit in Potsdam konzessionierten 96 Taxiunternehmer seien in den vergangenen zwölf Monaten Anträge auf Entbindung von der Betriebspflicht genehmigt worden. Es handele sich dabei meist um Krankheits- oder Urlaubszeiten, in Einzelfällen auch Unfallschäden.

Was kann die Stadt Potsdam tun?

Die in der Taxenordnung vorgesehene Möglichkeit, dass die Stadt selbst oder gemeinsam mit den Taxiunternehmen einen Dienstplan aufstellt, wird trotz der massiven Probleme nicht erwogen, wie Stadtsprecherin Friederike Herold den PNN sagte. Dafür habe bisher „seitens der Unternehmerschaft keine Notwendigkeit“ bestanden. Außerdem gebe es über die Einführung eines solchen Dienstplanes „landesweit keinerlei Erfahrungen“. Für problematisch hält die Stadt in einem solchen Szenario vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen: „Ein derartiger Eingriff in die Berufsfreiheit des einzelnen Unternehmers ist nicht unerheblich und ausschließlich bei nachgewiesener zwingender Notwendigkeit unter bestimmten Voraussetzungen möglich“, erklärte die Sprecherin.

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Lesen Sie weiter: Dass Taxis Mangelware sind, nervt viele Potsdamer. Doch die Misere schadet vor allem auch der wichtigen Tourismusbranche. Die Stadt muss endlich handeln, meint PNN-Autor Henri Kramer in seinem Kommentar.

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Hintergrund: Taxitarif wird teurer

Das Taxifahren in Potsdam soll teurer werden: Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten hatte im vergangenen Jahr festgestellt, dass das Taxigeschäft bei den derzeitigen Tarifen nicht auskömmlich ist (PNN berichteten). Momentan verhandelt die Stadt mit den Taxiverbänden über eine neue Taxitarifverordnung. Ziel ist es laut Stadt, die Ergebnisse im dritten Quartal 2017 im Stadtparlament zur Abstimmung vorzulegen. Laut Stadt waren im Frühjahr in Potsdam 96 Taxiunternehmer mit 176 Taxen konzessioniert. Drei Bewerber befanden sich im Antragsverfahren. Über den Taxiruf der Taxigenossenschaft, 29 29 29, sind derzeit 65 Unternehmer mit 130 Taxen angeschlossen. Jana Haase

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