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Der Spanier Nil Mata Queralt (r.) hat vor zweieinhalb Jahren seine Ausbildung am Kongresshotel Potsdam begonnen. 
© Andreas Klaer

Potsdam-West: Warum das Kongresshotel keinen Fachkräftemangel hat

Das Kongresshotel ist bei der Tourismusmesse ITB für seine Personalstrategie ausgezeichnet worden. Mitarbeiterbindung wird dort ernst genommen – mit Erfolg: Das Haus leidet nicht am Fachkräftemangel.

Potsdam - An der Rezeption des Hotels herrscht reges Treiben. Nil Mata Queralt empfängt die Gäste und hilft ihnen bei diversen Anliegen weiter. Der 24-jährige Spanier hat in dem Haus vor zweieinhalb Jahren seine Ausbildung zum Hotelfachmann begonnen. Auch seine Freundin, die derzeit in der Küche tätig ist und sich um das Frühstück kümmert, lernt dort das Metier. Über ein Programm der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) haben beide die Lehrstelle im Kongresshotel vermittelt bekommen. Vor allem der Kundenkontakt gefällt ihm bei der Arbeit, sagt Queralt: „Ich kann so mein Deutsch verbessern.“

"Damit nicht so viele weggehen"

Das Programm ist für das Kongresshotel eine Möglichkeit, um neue Fachkräfte zu rekrutieren, sagt Hoteldirektorin Jutta Braun. Wichtig sei aber auch eine gute Mitarbeiterbindung, erklärt sie: „Damit nicht so viele weggehen.“ Das Konzept gehe auf. Anders als viele andere Betriebe in der Hotellerie- und Gastronomiebranche leide das Kongresshotel am Templiner See nicht unter Fachkräftemangel. „Wir sind glücklich, dass wir immer wieder nachgefragt sind“, sagt die Hotelchefin.

Am Freitag ist das 2004 gegründete Hotel im Rahmen der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB) in der Kategorie „Menschen im Mittelpunkt“ mit dem Tourismuspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet worden. Mit dem Preis werden gute Ansätze zur Anwerbung von Fachkräften geehrt.

Wichtig: Familienfreundlichkeit

In vielerlei Hinsicht versucht die Hotelleitung, die Arbeitsbedingungen attraktiv zu gestalten. „Wir achten darauf, dass es familienfreundlich ist“, erklärt die Geschäftsführerin. So sei es auf Wunsch der Mitarbeiter zum Beispiel möglich, vom Spätdienst in den Frühdienst zu wechseln. Vor allem junge Mütter seien daher für den Frühstücksdienst zuständig. Man sei immer bereit, Wünsche der Mitarbeiter zu akzeptieren, sagt auch die Personal- und Verwaltungschefin Silvia Timm. Außerdem können Mitarbeiter nach der Elternzeit ihre Stunden reduzieren und später – je nach Wunsch – wieder mehr arbeiten. „Wir vereinbaren Entwicklungspläne“, erklärt Jutta Braun.

Hotelchefin Jutta Braun.
Hotelchefin Jutta Braun.
© A. Klaer (Archiv)

Die Flexibilität seitens des Arbeitgebers führe dazu, dass nach der Elternzeit bisher alle Mitarbeiter wiedergekommen sind, sagt Timm. Und auch sonst bleiben die Mitarbeiter dem Betrieb treu: laut Braun im Schnitt sieben Jahre. Viele seien bereits mehr als fünf Jahre dort. Davon profitiere das Unternehmen. „Je besser wir hier jemanden integrieren, desto bessere Leistungen haben wir“, sagt Timm. Man habe jüngst auch angefangen, Wohnungen zu mieten, um diese neuen Auszubildenden zur Verfügung zu stellen.

Das Kongresshotel Potsdam erhält den Tourismuspreis des Landes Brandenburg in der Kategorie "Menschen im Mittelpunkt".
Das Kongresshotel Potsdam erhält den Tourismuspreis des Landes Brandenburg in der Kategorie "Menschen im Mittelpunkt".
© Andreas Klaer

Neben Flexibilität bei der Arbeitszeit profitieren die insgesamt 204 Mitarbeiter auch von Weiterbildungen und Schulungen zu unterschiedlichen Themen sowie individuellen Trainings und Coachings. Die Themen reichen vom Verkauf bis zum Tranchieren eines Fisches. Vor drei Jahren wurde in dem Hotel außerdem eine Zukunftswerkstatt veranstaltet. 45 Mitarbeiter seien aktiv daran beteiligt gewesen, andere hätten im Vorfeld Ideen einbringen können, erzählt Braun.

Neue Fachkräfte aus dem Ausland

Ein anderes wichtiges Standbein ist die strategische Gewinnung neuer Fachkräfte. Die kommen mittlerweile oft auch aus dem Ausland. Über Projekte wie jenes mit der IHK, das über EU-Mittel gefördert wird, nahmen mehrere junge Spanier eine Ausbildung im Haus auf. Vor anderthalb Jahren startete eine Kooperation mit der Ukraine. 18 junge Auszubildende kamen so ins Kongresshotel, sagt Timm. Die meisten von ihnen würden nach dem Abschluss bleiben wollen. Die interkulturelle Kompetenz sei ein Mehrwert für die Gäste, findet Braun. Und Timm sagt: „Wir schauen immer nach links und nach rechts, um uns weiterzuentwickeln.“

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