Kellond-Knight für Turbine Potsdam: Von Down Under an die Havel
Zuwachs für Turbine Potsdam: Die australische Nationalspielerin Elise Kellond-Knight wechselt an die Havel. In den Augen von Potsdams Cheftrainer Bernd Schröder ist sie niemand Geringeres als die "Weltbeste im defensiven Mittelfeld".
Potsdam - Mit einem weißen A4-Blatt in der Hand kam Bernd Schröder am Mittwochnachmittag zum eingezäunten Fußball-Rasenplatz im Luftschiffhafen. An dem ersten Trainingstag seiner letzten Saison als Chefcoach von Turbine Potsdam hatte er frohe Kunde zu vermelden. „Hinter der da“, sagte Schröder und zeigte auf das bedruckte Papier, „war ganz Europa hinterher. Und entschieden hat sie sich für uns.“ Diejenige, die auf dem Foto so freundlich in die Kamera lächelt, ist Elise Kellond-Knight. Australische Nationalspielerin, 24 Jahre alt, Turbine-Neuzugang.
In seiner gewohnt forschen Art überschüttete der Potsdamer seine Neuverpflichtung gleich mal mit einer riesigen Ladung Vorschusslorbeeren: „Sie ist sehr beweglich, zweikampfstark und hat einen guten Überblick im Spielaufbau. Für mich ist Elise das Beste, was es derzeit im defensiven Mittelfeld auf der Welt zu finden gibt.“ Seine Meinung unterfütterte der 72-Jährige mit zwei Fakten: Bei der Weltmeisterschaft 2011 wurde Kellond-Knight ins All-Star-Team berufen und beim derzeit laufenden Weltturnier, bei dem die Elf aus Down Under bis ins Viertelfinale kam, wurde die künftige Turbine in den fünf Partien zweimal zur Spielerin der Partie gekürt.
Torhüterin Angerer empfahl Turbine Potsdam
Doch warum schließt sich ein solcher Hochkaräter der momentan nur viertbesten deutschen Frauenmannschaft an, die ihren Ruf als internationale Top-Adresse immer mehr eingebüßt hat? „Elise hat bis zuletzt bei Brisbane Roar gespielt und war dort auch Teamkollegin unserer Ex-Torhüterin Nadine Angerer. Sie hat ihr empfohlen, zu uns zu kommen“, erzählte Schröder, der Kellond-Knight wie die anderen sechs WM-Teilnehmerinnen erst am 20. Juli zum Training erwartet.
Während der Coach von der „Kracher-Verpflichtung“, wie er es nennt, berichtete, lief die zweite Übungseinheit in der Saison 2015/16. Am Vormittag hatte der neue Fitnesstrainer Patrick Rotter die Sportlerinnen zweieinhalb Stunden lang im athletischen Bereich gefordert, nachmittags stand in der gleißenden Sonne eine lockere Runde Fußballtennis auf dem Programm. Am Rande eines der beiden aufgebauten Felder stand Matthias Rudolph. Der neue Co-Trainer schnupperte zum ersten Mal in dieser Funktion Turbine-Luft, wollte sich zu seiner neuen sportlichen Herausforderung allerdings noch nicht äußern. Erst einmal richtig ankommen, dann kann geredet werden. Voll in den Trainingsbetrieb wird der frühere Linksverteidiger des SV Babelsberg 03 erst am 1. August einsteigen, zum ganz offiziellen Vorbereitungsstart am 13. Juli werde er aber natürlich dabei sein.
Turbine-Neuzugänge sind schon im Training
Bis dahin wird die Größe der Trainingsgruppe im Vergleich zum Mittwoch deutlich anwachsen. Neben Magdalena Szaj und Wibke Meister, die sich nach ihren Kreuzbandrissen im Aufbauprozess befinden, schwitzten nämlich nur sieben weitere Akteurinnen am ersten Tag. Unter ihnen zwei polnische Probespielerinnen sowie die Neuzugänge Patricia Hanebeck, Allison Scurich und Svenja Huth – eine weitere Neue, Ilaria Mauro, stieß am Donnerstag hinzu. „Wir sehen die kommenden Tage als Vorbereitung auf die richtige Vorbereitung“, meinte Bernd Schröder. „Die Mädels sollen sich langsam an die Belastung gewöhnen.“
Wenn es im späteren Verlauf der heißen Trainingsphase in die Vollen geht, werden auch Potsdams sechs deutsche U17-Nationalspielerinnen wieder mit an Bord sein. Diese müssen zunächst allerdings eine herbe Enttäuschung verarbeiten. Am Mittwochabend unterlagen sie der Schweiz im EM-Halbfinale durch das 0:1-Gegentor in der Schlussminute.
Eine Angreiferin wird noch gesucht
Die eigenen Talente, so hatte es Schröder angekündigt, sollen ab der kommenden Saison auch verstärkt in der Bundesliga-Elf zum Zuge kommen. Die Konkurrenz im Kampf um Einsatzzeiten ist für die junge Generation jedoch immens. Allein die bislang getätigten sieben Neuzugänge (Bianca Schmidt, Lisa Schmitz, Kellond-Knight, Hanebeck, Scurich, Mauro, Huth) kommen mit Stammplatzansprüchen an die Havel. Zudem soll noch eine Angreiferin verpflichtet werden, bestätigte der Cheftrainer. Bei vier bisherigen Anfragen an Stürmerinnen kassierte der Potsdamer Klub jedoch jeweils aus demselben Grund einen Korb. „Weil wir nicht in der Champions League spielen, haben die abgewunken.“ Elise Kellond-Knight ließ sich von diesem Manko hingegen nicht abschrecken.
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