Streit mit dem Rathaus: ViP-Chefs sollen gehen
Das Geschäftsführerduo des Potsdamer Verkehrsbetriebs soll das kommunale Unternehmen verlassen. Grund ist ein Streit mit Rathauskämmerer Burkhard Exner.
Potsdam - Krisenstimmung im Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP): Die beiden langjährigen Geschäftsführer stehen nach PNN-Recherchen vor der Ablösung. Grund sind offenbar heftige Querelen mit dem Rathaus, vor allem mit dem ViP-Aufsichtsratschef und Potsdamer Kämmerer Burkhard Exner (SPD). Am Freitag soll auf einer außerordentlichen Sitzung des vor allem mit Stadtpolitikern besetzten ViP-Aufsichtsrats eine Entscheidung fallen. Weder Exner noch die ViP-Geschäftsführung wollten sich bis Mittwochabend gegenüber den PNN dazu äußern.
Die Fronten scheinen verhärtet. Auf der einen Seite stehen die ViP-Chefs Martin Grießner und Oliver Glaser, die ursprünglich das Tochterunternehmen der kommunalen Stadtwerke in die Zukunft führen sollten: Der Verkehrsbetrieb soll in der wachsenden Stadt unter anderem den Ausbau der Tram ins geplante neue Stadtviertel Krampnitz managen und damit bei der Lösung der chronischen Verkehrsprobleme helfen. Doch nun wirft Stadtkämmerer Exner dem Führungsduo vor, in der Vergangenheit im Zuge der Vergabe eines größeren Auftrags an eine Beratungsfirma wichtige Konzerngrundsätze verletzt zu haben. Grießner und Glaser weisen die Vorwürfe zurück und argumentieren, Exner und der Aufsichtsrat seien stets über den Auftrag in Kenntnis gesetzt worden.
Zu den weiteren Streitpunkten gehören ungeplante Mehrausgaben in Höhe von knapp vier Millionen Euro – unter anderem für die Planungen zum Krampnitz-Projekt –, die am Mittwoch im Zuge des Nachtragshaushalts der Stadt genehmigt wurden. Wegen der Auseinandersetzungen soll das schon seit langem als angespannt geltende Verhältnis zwischen dem städtischen Kassenwart Exner und dem ViP-Duo nun vollends zerrüttet sein.
Investieren trotz Sparzwang
Ohnehin stehen Grießner und Glaser unter Sparzwang. So hat der von Exner geführte Aufsichtsrat – Mitglieder sind auch Stadtpolitiker der Linken, der Grünen, der SPD, der CDU und der Freien Wähler – erst im vergangenen Dezember einen nach PNN-Recherchen einstimmigen Beschluss gefasst, wonach die ViP-Chefs zwischen 2020 und 2023 das Ergebnis jeweils mindestens um eine Million Euro pro Jahr verbessern sollen. Dazu sollten bis Mitte des Jahres Vorschläge vorgelegt werden.
Dabei muss der ViP eigentlich investieren, wie besonders in Wahlkampfzeiten stets betont wird – etwa in die Krampnitz-Trasse und dafür nötige neue Straßenbahnen oder in die Barrierefreiheit der Fahrzeugflotte. Dabei geht es um bis zu dreistellige Millionenbeträge. Ebenso hat der immer schon defizitäre und von den Stadtwerken und der Stadt stets mit rund 20 Millionen Euro pro Jahr quersubventionierte Verkehrsbetrieb mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen, soll aber zugleich mehr Fahrten für den Bedarf der wachsenden Stadt anbieten.
Derzeit sind beim ViP rund 400 Menschen angestellt, er befördert mehr als 30 Millionen Fahrgäste pro Jahr, Tendenz steigend. Unklar ist, inwiefern es Großprojekten wie der Krampnitz-Bahn schadet, sollte der Aufsichtsrat die ViP-Chefs morgen tatsächlich absetzen. Die Neubesetzung einer Geschäftsführung samt Einarbeitung dauert erfahrungsgemäß oft mehr als ein Jahr.
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