Zehn neue Trams für Potsdam: 150 Millionen Euro für den Nahverkehr
Immer mehr Menschen wollen in Potsdam von A nach B. Bis 2025 sollen zehn neue Niederflur-Trams angeschafft werden. Dafür soll nicht nur die Stadt zahlen.
Potsdam - Das Wachstum Potsdams und die damit verbundenen steigenden Fahrgastzahlen zwingen die Stadt in den nächsten Jahren zu massiven Investitionen in den Nahverkehr. „Mindestens 150 Millionen Euro“ seien bis 2025 nötig, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwoch am Rande der Vorstellung der ersten verlängerten Combino-Bahn den PNN. Mehr als 60 Millionen Euro koste allein die erforderliche Erweiterung der Tramflotte, erklärte der Rathauschef.
Bis zu 13 neue Niederflurstraßenbahnen müssten perspektivisch angeschafft werden, sagte Oliver Glaser, Chef des Verkehrsbetriebs ViP. Rund zehn davon sollen bis 2025 zur Verfügung stehen. Damit ist aber ebenfalls klar: Die vom Gesetzgeber bis 2022 geforderte vollständige Barrierefreiheit sei in diesem Zeitraum nicht mehr zu erreichen, wie Glaser einräumte. Die neuen Straßenbahnen sind zum Teil als Erweiterung des Fuhrparks im Zuge der wachsenden Stadt gedacht, sechs sind aber reiner Ersatz: Bis Mitte der 20er-Jahre sollen sie anstelle der letzten Tatra-Trams fahren, die nicht behindertengerecht sind, auf die der ViP aber wegen der hohen Fahrgastzahlen weiterhin angewiesen ist.
Die Hälfte der Niederflurbahnen der ViP wurde schon verlängert
Zwölf Tatra-Züge, die meist zu zweit gekoppelt eingesetzt werden, wurden im Stammwerk in Prag saniert und damit für weitere acht Jahre auf der Schiene fit gemacht. Gestern wurden sie offiziell übergeben. Darüber hinaus wurde auch die erste verlängerte Combino-Tram präsentiert. Wie berichtet hat der ViP acht der insgesamt 17 Siemens-Niederflurstraßenbahnen um jeweils zwölf Meter verlängern lassen – ebenfalls eine Maßnahme zur Kapazitätssteigerung. Statt 175 können diese XL-Combinos nun 246 Passagiere befördern. „Auf den Tag gerechnet kommt da ganz schön was zusammen“, sagte Glaser. Die ersten beiden langen Combinos sind schon in Potsdam, der Rest soll sukzessive bis Frühjahr 2018 geliefert und dann auf den am stärksten frequentierten Strecken zwischen Kirchsteigfeld und Bornstedter Feld eingesetzt werden.
Bezahlt wurden beide Projekte aus dem 50-Millionen-Euro-Paket, das die Stadtverordneten vor zwei Jahren für die Verbesserung des Nahverkehrs in Potsdam beschlossen hatten. Auch der Neubau der Tramstrecke zum Jungfernsee, der Umbau des Leipziger Dreiecks und die Sanierung der Gleise in der Heinrich-Mann-Allee werden aus diesem kommunalen Topf bezahlt.
Auf der Trasse Jungfernsee-Kriebnitz sollen 2025 7000 Fahrgäste unterwegs sein können
Für die nächsten Großprojekte sei man allerdings auf die Hilfe des Bundes und des Landes angewiesen, sagte Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD), der auch Aufsichtsratschef des ViP ist. Das gelte sowohl für die Anschaffung neuer Straßenbahnen als auch für den weiteren Ausbau des Tramnetzes in Richtung Norden. Die Planung für die Verlängerung der Strecke vom Jungfernsee nach Krampnitz, wo ein Wohngebiet für bis zu 7000 Menschen entstehen soll, hat der ViP bereits ausgeschrieben. Oberbürgermeister Jakobs geht davon aus, dass die neue Trasse 2025 in Betrieb gehen kann. Allerdings ist das ein sehr ehrgeiziger Zeitplan, der nicht zuletzt vom finanziellen Wohlwollen des Bundes abhängt. Mindestens 50 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Perspektivisch will man die Strecke noch bis nach Fahrland verlängern.
Schon die Strecke nach Krampnitz macht allerdings die Anschaffung zwei weiterer Niederflurbahnen nötig, im Falle der Verlängerung nach Fahrland käme noch eine dritte hinzu. Der ViP erkundet bereits den Markt. Experten hätten sich in Freiburg Bahnen des spanischen Herstellers CAF angesehen, in München habe man den Combino-Nachfolger Avenio unter die Lupe genommen, mit Bombardier gesprochen und sich Niederflurtrams in Polen angeschaut, sagte Glaser. Sowohl mit Herstellern als auch mit Betreibern sei gesprochen worden, um Stärken und Schwächen abzuklopfen. Wann eine konkrete Ausschreibung starte, sei noch unklar, so Glaser. Jakobs will die Weichen jedoch so schnell wie möglich gestellt wissen.
Potsdam wächst und wächst - vor allem im Berufsverkehr sind die Bahnen gerammelt voll
Das ist auch nötig, denn selbst mit den verlängerten Combinos und den sanierten Tatra-Bahnen operiert der ViP zu Stoßzeiten schon jetzt an der Kapazitätsgrenze. Fast 30 Millionen Fahrgäste befördern die Busse und Bahnen des kommunalen Unternehmens jährlich. Im Berufsverkehr sind die Bahnen gerammelt voll, vor allem zwischen Stadthaus und Hauptbahnhof. Potsdam wachse jährlich um 2500 bis 3000 Menschen, so Jakobs. Wenn man diese, wie es erklärtes Ziel der Stadt sei, weg vom Auto in Nahverkehrsmittel holen wolle, müsse man ihnen auch etwas bieten.
Daher freue er sich über die auf 40 Meter verlängerten Combinos, die nun „wie ein grüner Lindwurm“ durch die Landeshauptstadt fahren sollen. Ein Umbau von Haltestellen ist dafür laut Glaser nicht nötig, die Bahnsteige seien lang genug. Der neue Mittelteil der Züge stammt übrigens von den Avenio-Bahnen von Siemens. Der Umbau der Fahrzeuge sei unter höchsten Qualitätsstandards erfolgt, sagte ViP-Projektchef Ivo Köhler. Optisch unterscheidet sich das zusätzliche Abteil zwar ein wenig vom Rest, dafür gibt es darin eine Klimaanlage und mehr Beinfreiheit bei den Sitzplätzen.
3,5 Millionen Euro kostet eine neue Niederflurstraßenbahn – Stand jetzt
Die verbliebenen acht Combinos, die nicht verlängert worden sind, werden in absehbarer Zeit ebenfalls zum Sanierungsfall. 24 bis 27 Jahre betrage der Lebenszyklus einer Straßenbahn, sagte Glaser. Diese Zeit laufe Ende der 20er-Jahre ab. Man müsse also entscheiden, ob man die Fahrzeuge noch einmal ertüchtige oder gleich neue anschaffe. Damit wären allerdings weitere Investitionen in Millionenhöhe nötig. Rund 3,5 Millionen Euro kostet eine neue Niederflurstraßenbahn – Stand jetzt.
Auch die Busflotte muss ausgebaut werden. 22 neue Gelenkbusse von MAN werden bereits zum Jahresende geliefert, die alte Mercedes- und Volvo-Busse ersetzen sollen. Für künftige Anschaffungen müsse man aber über alternative Antriebe nachdenken, erklärte der ViP-Chef mit Blick auf die Diesel-Debatte. Und noch ein dickes Brett gibt es zu bohren: der behindertengerechte Ausbau der letzten Innenstadt-Haltestellten. „Hier werden wir aber bald die ersten Pflöcke einschlagen“, kündigte Jakobs an.
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