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In Potsdam werden Geflüchtete aus der Ukraine unter anderem in der Metropolishalle untergebracht.
© Andreas Klaer

Flüchtlingshilfe in Potsdam: Viele Ukrainer müssen in Gemeinschaftsunterkünfte

Potsdams Stadtverwaltung kämpft für Wohnraum und die Versorgung von Flüchtlingen. Doch jede Hoffnung wird sich nicht erfüllen, sagt die Sozialdezernentin.

Potsdam - Die Stadtverwaltung dämpft die Hoffnungen von ukrainischen Flüchtlingen, dass für sie in Potsdam in absehbarer Zeit genügend verfügbare Wohnungen zur Verfügung stehen. Die große Erwartungshaltung von Seiten der Geflüchteten aus der Ukraine, dass es ab 2023 viele Wohnungen für sie geben werde, müsse sie dämpfen, sagte Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) am Donnerstag vor Journalisten. Die Perspektive für die nächste Zeit seien Gemeinschaftsunterkünfte wie die vor Ostern umfunktionierte Babelsberger Metropolishalle.

Neues Versorgungszelt am Bassinplatz

Anlass für die Äußerung war die Vorstellung eines neuen und zentral gelegenen Versorgungszelts für die geflüchteten Ukrainer, das ab Samstag, 12 Uhr, auf dem Bassinplatz zur Verfügung stehen soll, dort wo sonst Reisebusse parken. Das Angebot sei vor allem gedacht zur Entlastung anderer Hilfseinrichtungen wie dem Wohntreff im Staudenhof oder Treffpunkt Freizeit, sagte Meier. So werden in der Zeit von 16 bis 18 Uhr täglich Lunchpakte an Geflüchtete ausgegeben, die nicht bereits anderweitig versorgt werden. Darüber hinaus gibt es acht Waschmaschinen und sechs Trockner, die jeweils zwischen 12 und 18 Uhr genutzt werden können.

Das Versorgungszelt auf dem Bassinplatz.
Das Versorgungszelt auf dem Bassinplatz.
© Andreas Klaer

Betrieben wird das Zelt von der Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes, die auch schon für die Menschen in der Metropolishalle zuständig ist. Integriert werden sollen auch Beratungsangebote, etwa zu finanziellen Hilfen für die häufig mittellosen Menschen oder zu Fragen rund um eine mögliche Erwerbstätigkeit. Mit dabei ist auch das Jobcenter der Potsdamer Arbeitsagentur: Dessen Geschäftsführer Thomas Brincker sagte, so könne man vor Ort zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt oder Integrations- und Weiterbildungskurse informieren.

Ab Samstag 12 Uhr soll das neue Versorgungszelt für ukrainische Flüchtlinge auf dem Bassinplatz täglich zur Verfügung stehen. 
Ab Samstag 12 Uhr soll das neue Versorgungszelt für ukrainische Flüchtlinge auf dem Bassinplatz täglich zur Verfügung stehen. 
© Andreas Klaer

Was tun bei einem leergefegten Wohnungsmarkt?

Bereits am Mittwochabend hatte Dezernentin Meier auch im Hauptausschuss der Stadtverordneten vom schwierigen Unterfangen berichtet, genügend Wohnraum für die Geflüchteten zu finden – bekanntlich ist der Wohnungsmarkt in Potsdam leergefegt. Insgesamt gehe sie von rund 3000 Menschen aus der Ukraine aus, die in der Stadt auch dank privater Unterstützung untergekommen seien, sagte Meier. Mittlerweile seien 2600 digitale Krankenkassenkarten ausgestellt, ferner habe man nach mehr als 1700 Anträgen auf finanzielle Hilfen in 1450 Fällen auch schon auszahlen können – was vor allem Mütter mit Kindern betrifft.

Insgesamt seien in Potsdam wie auch in ganz Brandenburg schon deutlich mehr Menschen untergebracht, als dies nach dem sogenannten Königssteiner Verteilungsschlüssel für Geflüchtete eigentlich vorgesehen wäre, erklärte Meier. Daher rate man Flüchtlingen, möglichst in andere Bundesländer zu reisen. Zugleich sind noch mehr als 500 Menschen in Pensionen und Hotels untergebracht, angesichts der Reisesaison laufen diese Verträge aber zunehmend aus. In solchen Fällen würden Betroffene dann häufig auch weiterreisen, so Meiers Beobachtung.

Renaissance? Auch ins frühere Hotel Bayrisches Haus könnten Ukrainer einziehen.
Renaissance? Auch ins frühere Hotel Bayrisches Haus könnten Ukrainer einziehen.
© Andreas Klaer

Bald eine Vereinbarung zur Josephinen-Wohnanlage?

Entlastung könnten ferner zwei private Immobilien bieten. So sei man bei den Verhandlungen mit dem Besitzer der Josephinen-Wohnanlage hoffentlich auf der Zielgeraden, sagte Meier. Hier sollten vulnerable Gruppen wie ältere, behinderte oder kranke Menschen untergebracht werden. Der Inhaber hatte wie berichtet erst vor Weihnachten den mehr als 100 Senioren die Wohnungen gekündigt – ein Teil des Hauses steht inzwischen leer. 

Die Josephinen-Wohnanlage in der Burgstraße. 
Die Josephinen-Wohnanlage in der Burgstraße. 
© Andreas Klaer

Ebenso sprach Dezernentin Meier weitere Verhandlungen an, wonach auch Menschen im ehemaligen Luxushotel Bayrisches Haus am Wildpark unterkommen könnten. Das Gebäude soll bekanntlich zur Privatklinik umgebaut werden. Meier erklärte, als Notquartier könne nun auch eine Turnhalle auf dem Campus der Stadtverwaltung in der Hegelallee in Betrieb genommen werden. 

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