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Das Gebäude der FH Potsdam am Alten Markt soll im Herbst 2017 abgerissen werden. Für das Areal gibt es 220 Interessensbekundungen.
© A. Klaer

Debatte um Potsdams Mitte: Viele Pläne für das FH-Areal, keine für Besetzung

Das FH-Gebäude am Alten Markt soll im November abgerissen werden. Was auf dem Areal dann entsteht, darüber entscheidet eine Kommission, die nun ihre Arbeit aufnimmt. Doch was passiert, wenn Aktivisten das Gebäude wirklich besetzen?

Potsdam - Er wird ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben, was anstelle der Fachhochschule (FH) am Alten Markt entstehen soll: Uli Hellweg. Der renommierte Architekt und Stadtplaner, der mehrmals den Deutschen Städtebaupreis gewonnen hat, wurde am Dienstag vom kommunalen Immobilienunternehmen Pro Potsdam als Leiter der Auswahlkommission für den Alten Markt vorgestellt. Seine Aufgabe wird es sein, aus den 220 Interessenbekundungen für die Grundstücke, auf dem sich bislang das alte FH-Gebäude befinden, neun Bauherren auszuwählen. Insgesamt 82 Bewerber hatten sich für das geplante Wohn- und Geschäftskarree gemeldet, die meisten aus der näheren Region, sagte Bert Nicke, Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam, der zur Pro Potsdam gehört.

Er freue sich sehr, dass er an einem bedeutungsvollen Verfahren teilhaben dürfe, sagte Hellweg: „Das Areal wird das Gesicht Potsdams prägen. Hier entsteht ein Ort, der den Bürgern dienen wird und der weit über Potsdam hinausstrahlen kann.“ Die hohen Qualitätsanforderungen sowie die Vielzahl der Bewerber würden das Ganze für ihn zu einem sehr spannenden Projekt machen. Als Stadtberater von Kassel habe er bereits ein ganz ähnliches Projekt geleitet: Die Wiedergründung der Kasseler Unterneustadt, die 1943 zerstört worden war. Zudem hatte er den Jury-Vorsitz für den Wettbewerb zum Eingangsbereich für das geplante Viertel Krampnitz inne. Von dem anhaltenden Widerstand gegen den Abriss des FH-Gebäudes hat Hellweg natürlich gehört, sieht das Thema jedoch gelassen: „Man hat sich hier für eine gute Lösung entschieden und die muss man auch konsequent durchziehen.“ Hellweg ist von den Vorgaben des Sanierungsträgers im Sinne des städtischen Leitbauten-Konzeptes – Bauen auf dem historischen Stadtgrundriss – sowie der Vorbereitung des Projektes überzeugt: „Die Menschen werden das Quartier lieben.“

Über 220 Ideen für das FH-Areal in Potsdams Mitte

Hellweg ist zwar Kopf der Auswahlkommission, aber kein Alleinentscheider: Insgesamt 14 Personen werden dem Gremium angehören. Dazu gehören unter anderem je ein Vertreter der sieben Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung, Mitglieder des Gestaltungsrates, der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos) und externe Bauexperten wie Urs Kohlbrenner, der bereits bei der Erstellung des Leitbauten-Konzeptes involviert war.

Die Kommission tagt am Freitag das erste Mal, doch bereits jetzt seien aus den 220 Bekundungen rund 160 ausgewählt worden, die als ernsthaft anzusehen seien, sagte Nicke: „Wir wollen hier in der Mitte natürlich nicht mit Bauherren zusammenarbeiten, die so was das erste Mal machen.“ Baugenossenschaften und Familien, die sich als Selbstnutzer ebenfalls um die Grundstücke beworben hatten, seien aber nach wie vor mit dabei. Voraussetzung war hier, dass sie sich zusammen mit erfahrenen Architekten bewerben mussten, auch wenn sie selbst noch keine derartigen Bauprojekte gestemmt haben.

Am 4. Juli tagt die Auswahlkommission erneut, geprüft werden dabei die wirtschaftliche Stärke der Bewerber, deren Referenzen und das vorgelegte Nutzungskonzept – keine architektonischen Entwürfe. Danach werden für die neun Grundstücke drei bis fünf Bewerber benannt, die dann ein konkretes Angebot liefern müssen. Im Dezember wird das Gremium nochmals tagen und im März 2018 seine finale Entscheidung treffen. Über diese wird dann im nächsten Sommer von den Stadtverordneten abgestimmt. Anschließend haben die Bauherren ein Jahr Zeit, um die Baugenehmigung zu erhalten. „Ende 2019 könnte mit dem Bau begonnen werden“, so Nicke.

Abriss des FH-Gebäudes im November geplant

Parallel dazu wird der Sanierungsträger mit der Erschließung der umliegenden Straßen, insbesondere der Schwertfegerstraße, beginnen. Der Abriss der FH ist für November dieses Jahres geplant, man rechne mit einer Bauzeit von rund acht Monaten, so Sigrun Rabbe, zweite Geschäftsführerin des Sanierungsträgers. Allerdings gab es vor Kurzem aus Teilen der linken Szene Aufrufe, die FH zu besetzen (PNN berichteten). Auf dem Internet-Blog „Bitte stehen lassen“ wurde vor wenigen Tagen ein Flugblatt mit dem Titel „Was tun? Wie unterstütze ich eine Besetzung?“ veröffentlicht.

Der Bau falle jedoch nicht in die Verantwortung des Sanierungsträgers, so Nicke: „Eigentümer ist das Land Brandenburg, der Hausherr ist die Fachhochschule.“ Stadt und Sanierungsträger hätten daher keine Handhabe gegen eine Besetzung. Der genaue Übergabetermin steht noch nicht fest. Doch was passiert, wenn die FH nach der Übergabe an den städtischen Sanierungsträger besetzt wird? Dazu gebe es noch keine konkreten Überlegungen, sagte Nicke: „Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es dazu kommt.“

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Lesen Sie weiter: Zwei namhafte Autoren kritisieren den FH-Abriss in einem Beitrag "Make Potsdam great again" der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung scharf. Der stößt auf Kritik - und viel Beifall.

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