Langsamer, aber sicherer: Viele neue Verkehrspläne für Potsdam
Die Stadtpolitik hat zahlreiche neue Ideen, wie der Verkehr in Potsdam besser geregelt werden kann.
Potsdam - Neue Tempolimits, freiere Fahrt für Taxen, bessere Busverbindungen und Radwege, weniger Parkplätze: Auf der Tagesordnung der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 6. November stehen zahlreiche Maßnahmen und Initiativen zum Verkehr in der Stadt. Die PNN geben einen Überblick, was alles gefordert wird.
Tempo 30 im Norden
Die rot-grün-rote Rathauskooperation treibt ein neues Tempolimit voran, das laut Antrag in der Pappelallee gelten soll. Dort könnte eine Geschwindigkeitsreduzierung für mehr Verkehrssicherheit, bessere Luft und weniger Lärm sorgen, heißt es in der von der SPD ausgehenden gemeinsamen Initiative. Anwohner würden unter dem zunehmenden Verkehr leiden, gerade auch durch schwere Lastwagen in der Nacht, heißt es zur Begründung. Allerdings handelt es sich zunächst nur um einen Prüfantrag an die Stadtverwaltung, die entscheiden muss, ob eine Umsetzung möglich wäre.
Unlängst hatte die Stadt zum Beispiel eine Initiative des Golmer Ortsbeirats für Tempo 30 in der Reiherbergstraße unter anderem aus verkehrsrechtlichen Gründen abgelehnt.
Schon klar ist aber: Die Rückertstraße und Potsdamer Straße, also die Bundesstraße 273, werden ab Ende des Jahres für Lastwagen nur noch mit Tempo 30 zu befahren sein – zumindest in der Nacht. Zwischen Schulplatz und Amundsenstraße soll das auch für alle anderen Autofahrer gelten. Diese aktuelle Mitteilung an die Stadtverordneten geht auf eine Initiative der Fraktion Die Andere zurück: So seien die Lärmwerte in der Nacht zu hoch, erklärt nun auch das Verkehrsamt.
Mehr Rechte für Taxis
Das rot-grün-rote Bündnis will Taxis in Potsdam mit mehr Rechten ausstatten. So soll auf Initiative der Grünen geprüft werden, welche Busstreifen in Potsdam für Taxis geöffnet werden können. Taxis müssten als Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs angesehen werden, gerade auch für Ortsfremde, heißt es in dem Antrag – der angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament wohl sofort beschlossen werden dürfte. Einen ähnlichen Antrag hat auch die AfD gestellt. Solche Regelungen hatte das Taxigewerbe mehrfach gefordert, gerade wegen der häufigen Staus in Potsdam.
Weniger Parkplätze
Es ist ein weitgehender Schritt, den die Grünen vorgeschlagen haben: Zusammen mit der SPD wollen sie die Stellplatzsatzung so reformieren, dass für neue Wohngebäude keine Mindestanzahl von Auto-Stellplätzen mehr vorgeschrieben wird. Als Vorbild soll Hamburg gelten: Dort kann an Stellen, die gut mit Bus und Bahn angebunden sind, ganz auf Parkplätze verzichtet werden. Zugleich sollen mehr Abstellplätze für Fahrräder vorgeschrieben werden. Die bisherige Vorgabe einer starren Mindestanzahl von Parkplätzen an Neubauten sei nicht mehr zeitgemäß, erklären die Grünen auch mit Blick auf die Flächenknappheit. Mit der Neuregelung könnten Bauvorhaben auch billiger und einfacher werden. Der Bündnispartner Linke hat den Antrag nicht mit eingebracht.
Besserer Nahverkehr
Auch zum Thema öffentlicher Nahverkehr gibt es einige Initiativen. So will die Kooperation nach einer Idee der SPD prüfen lassen, an welchen Endhaltestellen oder innerstädtischen Verkehrsknotenpunkten der Verkehrsbetrieb ein öffentliches WC sowie Getränke- oder Snackautomaten aufstellen könnte. Als Beispiel werden die Haltestellen in der Kirschallee oder am Hauptbahnhof genannt.
Im Vorfeld für den kommenden Nahverkehrsplan der Stadt hat das Rathausbündnis ferner auf Anregung der Grünen eine umfangreiche Wunschliste für den Nahverkehr im Potsdamer Norden formuliert. So sollen die Busverbindungen zwischen den Ortsteilen attraktiver werden. Vor allem der Bahnhof Marquardt soll besser angebunden werden, etwa von Fahrland und Krampnitz aus. Bei niedrigem Fahrgastaufkommen könnten auch kleinere Busse eingesetzt werden, heißt es in dem Antrag. Handlungsbedarf bestehe auch, weil ab Dezember 2022 die Regionalbahn von Potsdam-Hauptbahnhof über Marquardt und Spandau nach Berlin-Gesundbrunnen fährt.
Mehr Sicherheit
Mehrere Initiativen zur Verkehrssicherheit hat die CDU gestartet. So soll das Verkehrsamt prüfen, welche Kreuzungen im Stadtgebiet mit Spiegeln so ausgestattet werden können, dass für Fahrer abbiegender Autos Radfahrer und Fußgänger besser sehen können. Das würde bereits in der Stadt Münster praktiziert, so die Union. Ebenso soll die Stadt laut einem weiteren CDU-Prüfantrag aktuelle ADAC-Empfehlungen für mehr Radwegesicherheit studieren und diese möglichst für Potsdam umsetzen. So empfiehlt der ADAC Kommunen das Aufstellung von Pollern, die das Parken an Kreuzungen verhindern. Ebenso sollen Radler separate Ampeln erhalten, damit sie eher als Autos losfahren können.
Elektroroller und -autos
Auch dem neuen Phänomen E-Roller nimmt sich die CDU mit einem Antrag an. So soll das Rathaus prüfen, wie die Teilnahme von E-Scootern am Straßenverkehr und insbesondere ihr Abstellen im öffentlichen Straßenraum so geregelt werden kann, „dass andere Verkehrsteilnehmer nicht über die Maßen beeinträchtigt werden“. Derzeit würden abgestellte Roller zum Beispiel Fußgänger und Radfahrer behindern, so die CDU. Die Stadt hatte bisher auf freiwillige Vereinbarungen mit den Roller-Anbietern gesetzt.
Zum Thema E-Automobile wiederum gibt es einen Antrag der Linken, ohne ihre Bündnispartner. So will die Fraktion erreichen, dass die Stadtwerke Straßenlaternen zu Ladesäulen für Elektrofahrzeuge umrüsten lassen. Dazu soll nächstes Jahr ein Konzept vorgelegt werden, das auch klärt, ob es dafür Fördermittel geben kann. So hänge in Leipzig an rund 160 Laternen ein kleiner Kasten, mit dem ein parkendes Auto mit Strom versorgt werden könne, hieß es.
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