Der Corona-Überblick für Potsdam am Montag: Verschärfte Lage nach den Ferien
Das märkische Bildungsministerium verteidigt die fehlende Maskenpflicht an Grundschulen - und arbeitet noch immer an Vorhaben für etwas sichereren Unterricht. Die Inzidenz in Potsdam verharrt weiter über 100 - das hat Folgen.
Potsdam - Die Herbstferien haben für keine wesentliche Entspannung der Corona-Lage in den Schulen, Horten und Kitas gesorgt. Aktuell sind 90 Kinder und elf Mitarbeiter beim Gesundheitsamt als infiziert gemeldet – die Gesamtzahl ist dabei so groß wie vor den Ferien. Das teilte Stadtsprecherin Juliane Güldner den PNN am Montag auf Anfrage mit. Betroffen seien unter anderem 22 Kita- und 48 Grundschulkinder.
Potsdams Inzidenz weiter über 100
Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich die Lage verschärft, die Potsdamer Corona-Inzidenz sich innerhalb weniger Tage auf einen Wert von nun 104,9 nahezu verdoppelt. Besonders hoch liegt die Inzidenz bei den Kindern zwischen fünf und 14 Jahren – hier gab es in den vergangenen sieben Tagen knapp 50 positive Tests, was einer Inzidenz von 260 in dieser Altersgruppe entspricht. Das zeigt eine Auswertung der Zahlen des Robert Koch-Instituts durch den Forscher Sebastian Mohr vom Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. Vor den Ferien lag die Inzidenz hier bei 210.
Gesunken ist, offenbar im Zuge der Ferien, die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Quarantäne. Momentan gibt es mehr als 140 Fälle – vor den zweiwöchigen Ferien waren es noch mehr als 500.
Ministerium weiter gegen Maskenpflicht an Grundschulen
Mit den steigenden Zahlen an den Schulen gerät auch das von Britta Ernst (SPD) geführte Bildungsministerium zunehmend in Erklärungszwänge. Denn Virologen, aber auch Potsdams Gesundheitsamtschefin Kristina Böhm, hatten zuletzt eine Wiedereinführung der Maskenpflicht an den Grundschulen gefordert – was das Land bisher ablehnt, vor allem aus pädagogischen Gründen und mit Blick auf die sehr niedrige Hospitalisierungsrate bei Kindern, wie Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld am Montag erneut den PNN erklärte: „Wir beobachten aber das Geschehen.“ Auch auf erneut zwei Schutzwochen mit Maskenpflicht an den Grundschulen, wie nach den Sommerferien praktiziert, hatte das Ministerium verzichtet. Anders als im Sommer hätten die Kinder nun in den Herbstferien die Chance gehabt, sich durchgängig testen zu lassen, sagte die Sprecherin.
Weitere Schutzmaßnahmen des Ministeriums sind noch immer erst in Vorbereitung. Das betrifft unter anderem einen Modellversuch für Corona-Tests zum Lutschen: Mit diesen sogenannten Lolli-PCR-Tests sollen die Ergebnisse genauer als normale Antigen-Tests ausfallen. Auch hier sei man noch in der Vorbereitung, so Grönefeld. Im PNN-Interview vor zwei Wochen hatte Amtsärztin Böhm gesagt, die Stadt würde diese Lolli-Tests gern für den gesamten Grundschulbereich nutzen – um die Ansteckungsgefahr in den Einrichtungen zu verkleinern.
Zeitnah will das Ministerium laut Sprecherin Grönefeld aber eine Förderrichtlinie für den Einbau von mobilen Luftfiltern veröffentlichen. Weil diese Richtlinie bisher fehlt, hatten Kommunen wie Potsdam bisher kein Geld für den Kauf von solchen Anlagen beantragen können.
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In ganz Brandenburg steigen die Zahlen
Mit den aktuell steigenden Zahlen steht Potsdam nicht allein – in ganz Brandenburg ist die Inzidenz auf nun 86 gestiegen. Eine Woche zuvor lag sie noch bei 57. Die höchsten Werte erreicht momentan Cottbus mit fast 160. Auch im benachbarten Landkreis Potsdam-Mittelmark hat sich der Inzidenz-Wert innerhalb einer Woche von 46,8 auf 88,6 fast verdoppelt. Hier liegt der Inzidenzwert bei den Fünf- bis 14-Jährigen aktuell bei 180 Fällen, gerechnet auf 100.000 Altersgenossen, waren zuletzt etwa Fälle aus der Steinweg- und der Internationalen Schule in Kleinmachnow gemeldet worden.
Vergleich mit dem vergangenen Jahr
Besorgniserregend sind die aktuellen Werte auch mit Blick auf die Erfahrungen aus dem vergangenen Corona-Winter, damals noch ohne Impfkampagne, aber eben auch ohne die nun deutlich ansteckendere Delta-Variante. So wurde vor einem Jahr am 25. Oktober 2020 in Potsdam noch eine Inzidenz von knapp 50 verzeichnet – halb so viel wie jetzt. Die 100er-Inzidenz überschritten wurde damals dann am 4. November, ebenso nach einem rasanten Anstieg. Anders als damals werden aber nun weniger Patienten im Krankenhaus behandelt. Zuletzt hatte die Stadt hier acht Patienten vermeldet – bei einer Inzidenz von 75. Vor einem Jahr lagen bei dem gleichen Wert schon 25 Patienten in den Kliniken der Stadt.
Im Gesundheitsamt wird wieder ausgeholfen
Angesichts der Lage müssen im Potsdamer Gesundheitsamt aktuell nun wieder acht Kollegen aus anderen Rathausbereichen bei der Kontaktverfolgung mithelfen, sagte Stadtsprecherin Güldner. Weitere Mitarbeiter würden „zeitnah“ zur Unterstützung abgeordnet. Das habe der aktuell einmal pro Woche tagende Corona-Krisenstab im Rathaus entschieden, hieß es.
Sollte die Inzidenz am Dienstag weiter über 100 bleiben, droht wie berichtet unter anderem das Aus für ein Corona-Modellprojekt im kommunalen Nikolaisaal – der derzeit noch, in Abstimmung mit Landesbehörden, in Einzelfällen wieder für ein voll besetztes Haus ohne Einschränkungen sorgen kann. „Was das Ende der Modellprojekte konkret für Sport und Kultur in Potsdam bedeutet, sind wir derzeit mit dem Land im Gespräch“, sagte Rathaussprecherin Güldner.
Halloween: Nonnemacher ruft zu Rücksicht auf
Mit gewissen Bedenken blicken Verantwortliche daher auch auf das anstehende Halloween-Fest am Sonntag. Hier hat bereits Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) zur Rücksichtnahme aufgerufen – von Tür zu Tür ziehende Kinder sollten, wenn möglich, eine Maske tragen. „Vielleicht passt die ja sogar zur Verkleidung“, erklärte die Ministerin zuletzt. Kinder mit Erkältungssymptomen sollten auf einen Umzug verzichten.
„Wer lieber keinen Kontakt möchte, kann verpackte Süßigkeiten vor die Tür stellen. Das sollte respektiert werden, schließlich handelt es sich um spontane Besuche, denen viele Menschen noch zurückhaltend gegenüberstehen“, so Nonnemacher. Der amerikanische Brauch des Um-die-Häuser-Ziehens ist seit Jahren auch in Deutschland weit verbreitet. Im vergangenen Jahr war vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte wegen der Corona-Pandemie die Empfehlung gekommen, das Fest ausfallen zu lassen – dem Appell hatten sich Politiker wie Nonnemacher angeschlossen.
Impfen für Studenten
Die kommunale Corona-Impfkampagne mit terminfreien Angeboten konzentriert sich derweil in dieser Woche auf die Universitätsstandorte in Potsdam. An diesem Dienstag steht demnach ein mobiles Angebot von 13 bis 17 Uhr im Foyer von Haus 29 auf dem Uni-Campus in Golm. Am Mittwoch wiederum ist der Campus am Neues Palais dran. Dort wird von 13 bis 18 Uhr geimpft – und zwar in der Hochschulambulanz, Haus 12.
Am Donnerstag ist ein Impfteam zwischen 9 und 15 Uhr am Campus Griebnitzsee zu finden, im Haus 6, Raum S19. Verabreicht werden jeweils die Vakzine von Biontech oder Johnson & Johnson. Impfwillige sollten Versichertenkarte, Ausweis und den Impfausweis dabei haben. Infos gibt es unter www.potsdam.de/impfen. (mit dpa)
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