Vor dem Bürgerdialog zur Garnisonkirche in Potsdam: Verhärtete Fronten
Der Bürgerdialog zur Garnisonkirche soll nach Ostern beginnen, doch die Positionen sind unversöhnlich. Am Wiederaufbau wird nicht gerüttelt, sagen Befürworter der Kirche. Doch ob überhaupt gebaut wird, ist weiter unklar.
Potsdam - Garnisonkirchengegner und -befürworter haben noch bis nach den Osterferien Zeit, sich in ihren Schützengräben zu verbarrikadieren – und mit jedem Tag verhärten sich die Fronten mehr. Der von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) angekündigte Bürgerdialog zur Gestaltung des umstrittenen Gotteshauses und seinem unmittelbaren Umfeld wird voraussichtlich erst in der zweiten Aprilhälfte beginnen. Um alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen, sei es wohl nötig, die Osterferien abzuwarten, sagte Bert Nicke, Chef des mit dem Verfahren betrauten Sanierungsträgers, den PNN. Derzeit werde versucht, mit allen Akteuren einen geeigneten Termin für ein Auftaktgespräch zu finden, erklärte Nicke. Teilnehmen sollen etwa die Garnisonkirchen-Stiftung und der Förderverein, die Bürgerinitiative Mitteschön, aber auch die Bürgerinitiative gegen die Garnisonkirche sowie Vertreter der Künstler, die das DDR-Rechenzentrum temporär nutzen wollen.
In dieser ersten Runde soll geklärt werden, worüber im Bürgerdialog überhaupt diskutiert werden kann. Hauptstreitpunkt ist dabei der Turm der Garnisonkirche, für dessen originalgetreuen Wiederaufbau die Stiftung eine gültige Baugenehmigung besitzt. Die Gegner des Projekts fordern jedoch, dass auch über den Turm gesprochen wird. Inzwischen wird der Ton in dieser Frage rauer. So attackierte der Vorsitzende der Garnisonkirchen-Fördergesellschaft, Burkhart Franck, in einer Mitteilung die Gegner des Wiederaufbauprojekts sehr heftig. „Wir hoffen, dass der Bürgerdialog nicht im Sinne derjenigen verläuft, die wiederholt den Bombenangriff auf Potsdam begrüßten“, erklärte Franck. „Einige Gruppen“, schrieb er, „hoffen darauf, mit seiner Hilfe den Wiederaufbau behindern oder verhindern zu können“. Am Wiederaufbau des Turms werde nicht gerüttelt, betonte Franck.
Linke-Kreischef Krämer: "Warum gibt es kaum Spenden?"
Linke-Kreischef Sascha Krämer warf Franck daraufhin Selbstherrlichkeit vor. Er solle sich fragen, „warum es seit Jahren kaum Spenden für das Projekt gibt“, so Krämer. „Wenn man auf dem Irrweg ist, kann man auch innehalten, nachdenken und einen anderen Weg gehen oder man fährt auf die Wand zu“, so Krämer.
Die Stiftung für den Wiederaufbau bemühte sich am Donnerstag um versöhnlichere Töne. Man werde Argumente für den Wiederaufbau des Turms einbringen und sei „am Austausch von Ideen und Positionen der Bürger zur Potsdamer Mitte“ interessiert, sagte Verwaltungsvorstand Peter Leinemann. Aus „Respekt vor dem Verfahren“ wolle man „Einzelpunkte nicht vor einem Beginn des Dialogs erörtern“. Doch auch Leinemann blieb in der Turmfrage hart und verwies auf die „rechtskräftige und gültige“ Baugenehmigung.
Sanierungsträgerchef Nicke räumte angesichts der konträren Positionen von Projektgegnern und -befürwortern ein, dass es „sehr schwierig“ sei, beide Seiten zu einem Kompromiss zu bewegen, der tatsächlich einen ergebnisoffenen Dialog ermögliche. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) appellierte an alle Beteiligten, die Chance für eine faire und sachliche Debatte zu ergreifen. „Dialog heißt auch aufeinander zuzugehen“, so Jakobs. „Dazu möchte ich aufrufen.“
Die Kirche soll 100 Millionen Euro kosten - ein langer Weg
Unterdessen ist die Linke im Stadtparlament mit einem Antrag gescheitert, das Rechenzentrum längerfristig zu erhalten. Dagegen stimmte die bürgerliche Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Jakobs sagte allerdings, auch die Zukunft des Rechenzentrums müsse im anstehenden Bürgerdialog vertieft werden. So sei denkbar, den Büroblock deutlich länger als die bisher geplanten drei Jahre für Potsdamer Künstler und Kreative zu nutzen – Jakobs nannte eine Zeitspanne von zehn bis 25 Jahren. Bislang stand das Rechenzentrum auf der Abrissliste der Stadt, um Platz für den originalgetreuen Wiederaufbau der Garnisonkirche zu machen – das Haus stünde dem Kirchenschiff im Weg.
Doch ob und wann das gebaut wird, ist unklar. Bisher hat die Stiftung nach eigenen Angaben erst 21 Millionen von berechneten 40,3 Millionen Euro Kosten für den Kirchturm beisammen, zwölf Millionen vom Bund in Aussicht gestellte Fördermittel inklusive. Die komplette Kirche soll etwa 100 Millionen Euro kosten. Leinemann sagte, die Kalkulation enthalte einen zehnprozentigen Sicherheitspuffer, sollten die Baukosten steigen. Geplant hätten Büros, die Erfahrungen bei Projekten wie dem Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden gesammelt hätten.
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