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Erstmals wurden die verbleibenden Wohnheimplätze im Studentenwerk ausgelost.
© Ottmar Winter

Studenten in Potsdam: Vergabe von Wohnheimplätzen: Neues Verfahren, altes Leid

Die neu eingeführte Losvergabe der Studentenwohnheimplätze durch das Studentenwerk funktioniert. Doch es gibt weiterhin zu wenige Zimmer.

Potsdam - Paul Nocella hat seinen roten Rollkoffer und seinen Rucksack dabei. Er ist erst am Abend vorher in Potsdam angekommen und hofft auf einen der letzten Plätze in einem Studentenwohnheim in Potsdam. „Eigentlich sollte ich schon eine Wohnung bekommen“, berichtet der 18-jährige Franzose, der in Potsdam in sein erstes Semester in deutsch-französischem Recht startet. Doch mit der Unterkunft ging etwas schief, nun steht er an diesem regnerischen Morgen im Foyer des Studentenwerks am Hauptbahnhof.

Nocella ist einer von 60 Studenten, die am Mittwoch am Losverfahren beim sogenannten Tag der freien Vergabe des Studentenwerks teilnehmen. Es ist wie berichtet das erste Mal, dass die Plätze so vergeben werden. Vorher galt das Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Folge: Um einen Platz zu ergattern, kamen die ersten Studenten bereits am Vorabend und verbrachten die Nacht im Treppenhaus. „Eine solche Übernachtungsparty wollten wir auf keinen Fall noch einmal“, betont Studentenwerkschef Peter Heiß.

Weniger als letztes Jahr

Vergangenes Jahr kamen laut Studentenwerk etwa 100 Studenten zum Tag der freien Vergabe. Warum es diesmal weniger sind, gelte es im Nachgang auszuwerten. „Vielleicht war einigen das Losverfahren zu uneigenmächtig“, vermutet sie.

Dutzende Studenten stehen im Foyer, sitzen am Boden oder auf den Sofas am Rand. Aus einem gelben Blumentopf ziehen Vertreter des Asta (Allgemeiner Studierendenausschuss) Nummern, rufen diese auf Deutsch und Englisch auf. Der erste bekommt Applaus – und darf direkt nach hinten in einen Raum durchgehen, um seinen Mietvertrag zu unterschreiben.

„Das Verfahren ist humaner und fairer“, lobt Nikolaus Ripka vom Asta. Das Grundproblem fehlender Plätze werde so aber nicht behoben. Die in letzter Zeit massiv ausgebauten Angebote privater Anbieter für möblierte Apartments um 500 Euro sehen er und Elena Langner, ebenfalls Asta-Vertreterin kritisch. „Manche nehmen so ein Angebot an, weil es halt sein muss, aber eigentlich ist es ihnen zu teuer“, so Langner.

"Dauerhaft auf Sparflamme"

Ähnlich geht es Erstsemesterstudent Jonas Hantow aus der Nähe von Cottbus. „Ich habe schon ein WG-Zimmer“, berichtet er. Aber das sei mit 350 Euro recht teuer. „Ich könnte das schon bezahlen, aber dann müsste ich dauerhaft auf Sparflamme leben“, sagt der FH-Student in Bibliothekswesen.

Die Lage ist gut für diejenigen, die gekommen sind: „Wir werden diese Studenten heute versorgen können“, sagt Heiß. Denn auf der Liste stehen 118 verfügbare Plätze. Allerdings sind nur 30 davon sofort bezugsfähig, die anderen erst Mitte Oktober oder Anfang November. Das liegt vor allem am neuen Wohnheim in Golm, dessen Bau derzeit abgeschlossen wird. Zur Überbrückung bietet das Studentenwerk erstmals zehn Plätze in Gemeinschaftsunterkünften an, für 10 Euro pro Nacht, maximal bis Ende November. Ein Versuchsballon. „Uns haben oft Studenten gesagt, wenn sie noch zwei oder drei Wochen hätten überbrücken können, hätten sie eine Lösung gefunden“, sagt Heiß.

Peter Heiß, Geschäftsführer des Studentenwerks Potsdam.
Peter Heiß, Geschäftsführer des Studentenwerks Potsdam.
© Ottmar Winter

Doch auch wenn alle Lose an diesem Mittwoch ein Gewinn sind, bedeutet das keine ausreichende Versorgung. Denn insgesamt stehen den Angaben zufolge rund 3400 Studenten auf der Warteliste. 2866 Wohnheimplätze gibt es in Potsdam derzeit, sie kosten zwischen 195 und 295 Euro im Monat – und bleiben damit im Rahmen der Bafög-Wohnpauschale von 325 Euro monatlich. Insgesamt studieren mehr als 25 000 Personen an einer der Potsdamer Hochschulen.

Versorgungsquote unter zehn Prozent

Die Versorgungsquote von weniger als zehn Prozent kritisiert das Studentenwerk schon lange. „Es ist fatal, wenn die Wahl des Studienortes zunehmend von der erfolgreichen Wohnungssuche abhängt“, unterstreicht Heiß. Das neue Wohnheim in Golm dürfe nur der Anfang sein. Zumindest viele der Studenten am Mittwoch ziehen zufrieden von dannen. Wie Mariana Echimovich, Politikwissenschaftsstudentin aus Russland. Ihre Nummer wurde als eine der ersten gezogen, sie bezieht ein Zimmer im Wohnheim in der Kaiser-Friedrich-Straße in Eiche. „Ich bin so glücklich“, sagt sie und macht sich auf den Weg, um ihren Schlüssel abzuholen.

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