Brandenburger Straße in Potsdam: Unsummen für einen Flickenteppich
Sie ist die Einkaufstraße der Potsdamer Innenstadt. Doch das Pflaster in der Brandenburger Straße wird immer maroder. Kommt endlich die Sanierung?
Potsdam - Katastrophal, furchtbar, sogar gefährlich: Das Urteil der ansässigen Händler über den Zustand des Pflasters in der Brandenburger Straße, Potsdams Flanier- und Einkaufsmeile, ist nahezu einhellig negativ. Zum letzten Mal 1998 saniert, hat sich der Straßenbelag aus rotem indischen Granit in einen Flickenteppich verwandelt. Und mit jedem Jahr wird es ein bisschen schlimmer. Mehrmals wöchentlich seien die von der Stadt beauftragten Reparaturtrupps inzwischen im Einsatz, hat Josefin Großer vom alteingesessenen Juweliergeschäft Braune beobachtet. In ihrem Abschnitt, dem zwischen Friedrich-Ebert- und Jägerstraße, ist die Situation auch besonders arg. Dort hat der gefärbte Asphalt, mit dem Schadstellen ausgebessert werden, die Pflastersteine schon weitgehend verdrängt. Es sei keine Frage, dass die Straße dringend saniert werden muss, meint Großer.
Die Brandenburger ist Potsdams wichtigste Touristenmeile
Das fordert auch Michael Melms, Filialleiter der Königin-Luise-Apotheke an der Ecke zur Dortustraße. Die Brandenburger sei zur „reinsten Stolperfalle“ verkommen, die vor allem älteren Menschen Probleme bereite. Vor der Apotheke habe es sogar schon einen Sturz gegeben. Ähnlich sieht es Christine Hasenstein, Inhaberin eines Modegeschäfts. Ständig würden Menschen stolpern, der Zustand der Straße sei furchtbar, Reparaturen würden ihrer Ansicht nach auch unsachgemäß ausgeführt, weil sich ständig neue Schadstellen bildeten. Eine Fußgängerzone müsse doch attraktiv sein. Schließlich, meint auch Renate Korkow vom Souvenirgeschäft Kniesche, sei die Brandenburger auch Potsdams wichtigste Touristenmeile, das Einfallstor nach Sanssouci. Die Händler forderten allesamt, dass etwas getan werden müsse, resümiert Manfred Gerdes, der neue Vorsitzende der Händlergemeinschaft AG Innenstadt.
Hoffnungen auf eine kurzfristige Sanierung der Straße erteilt die Stadtverwaltung allerdings einen Dämpfer. Frühestens 2019/20 sei mit einer Instandsetzung zu rechnen, sagte ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage. Handlungsbedarf sieht man allerdings auch im Rathaus. Man habe eine Untersuchung mit dem Ziel in Auftrag gegeben, verschiedene Sanierungsvarianten zu prüfen, auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Geprüft würden dabei sowohl verschiedene Pflasterbauweisen als auch eine Asphaltdecke. Je nach gewähltem Belag dürften sich die Kosten dann zwischen 600 000 und zwei Millionen Euro bewegen, schätzt man im Rathaus.
Verlegt wurde das heutige Pflaster Mitte der 1990er-Jahre
Klar scheint bereits, dass das alte Material, der rote Granit aus Indien, nicht wieder verwendet wird. Die Steine seien zu inhomogen und schienen somit „eine Ursache für das aktuelle Schadbild zu sein“, heißt es aus der Bauverwaltung. Die Verwendung ähnlicher Steine sei zwar möglich, dennoch wolle man auch Alternativen untersuchen lassen. Reparieren lasse sich das Pflaster jedenfalls nicht mehr, weil sich die Steine nicht fest in die Tragschicht einsetzen ließen, sondern sich immer wieder lockern würden. Daher müssten die entstehenden Lücken mit farblich angepasstem Bitumen gefüllt werden.
Verlegt wurde das heutige Pflaster Mitte der 1990er-Jahre, 1998 war die Sanierung abgeschlossen – 22 Jahre nach der zu DDR-Zeiten erfolgten letzten Instandsetzung. Die Jahreszahlen kann jeder vor Ort nachlesen, sie sind auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor unter dem Stadtwappen eingepflastert.
Probleme mit dem Granitpflaster gab es von Anfang an. Schon nach wenigen Jahren brachen die ersten Steine aus, seitdem mussten die Reparaturtrupps des städtischen Bauhofs immer öfter anrücken. Laut Rathaus sind sie seit 2012 zweimal pro Woche ganztägig im Einsatz, um Fehlstellen auszubessern. Da die Arbeiten aus dem Instandhaltungstopf der Bauverwaltung kommen, existiert keine Übersicht darüber, wie viel Geld die Reparaturen mittlerweile verschlungen haben – es dürften allerdings Unsummen sein.
3529 Passanten wurden am Samstag in einer Stunde in der Brandenburger gezählt
Der Beliebtheit der Brandenburger Straße tut das Pflaster allerdings keinen Abbruch. Laut einer Studie des Maklerbüros Engel & Völkers konnte Potsdams Flaniermeile bei der jährlich stattfindenden Frequenzzählung abermals zulegen. 3529 Passanten wurden dort binnen einer Stunde am umsatzstärksten Tag, dem Samstag, gezählt – ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2016.
Aus touristischer und wirtschaftlicher Sicht scheint der Zustand der Straße ebenfalls kein Problem zu sein. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hält sich mit einer Bewertung ebenso zurück wie die Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB). Auch bei der Schlösserstiftung gibt man sich salomonisch: Zu begrüßen sei alles, „was die Attraktivität der Brandenburger Straße erhöht“, sagte ein Sprecher. Auch für die Potsdamer gibt es offenbar dringendere Probleme. Ein Vorschlag im aktuellen Bürgerhaushalt, die beliebte Einkaufsstraße schnell auf Vordermann zu bringen, fand kaum Unterstützer und schaffte es nicht in die Endrunde.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität