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Gemischte Gefühle. Für den schottischen UJKC-Gaststarter Neil MacDonald lief diesmal nicht alles rund.
© Peter Könnicke

Erster Saisonerfolg für Bundesliga-Judoka des UJKC Potsdam: Unmut trotz Sieg

Der UJKC Potsdam hat seinen ersten Heimkampftag der aktuellen Judo-Bundesliga-Saison gewonnen. Allerdings ärgert sich der Verein über den Deutschen Judobund.

Potsdam - Christopher Schwarzer ging hart ins Gericht. Nicht mit seinen Schützlingen, die hatten schließlich soeben ihren ersten Heimkampftag der aktuellen Judo-Bundesliga gegen das Judoteam Hannover mit 9:5 gewonnen. Mit dem ersten Saisonsieg nach bislang einer Niederlage und zwei Unentschieden schoben sich die Judoka des UJKC an Hannover vorbei auf den fünften Tabellenplatz der Nordstaffel. Platz zwei, das erklärte Saisonziel als notwendige Voraussetzung für die Teilnahme an der Finalrunde, ist weiterhin in Reichweite.

„Damit werden wir für unsere gute Nachwuchsarbeit bestraft“

Mit dem reinen Ergebnis des Samstagabends in der MBS-Arena war der UJKC-Coach zufrieden. Mit der Praxis, wie der Deutsche Judobund mit seiner eigenen Bundesliga umgeht, hat Schwarzer so seine Probleme. Gleich zwei seiner Kämpfer – Erik Abramov und Ole Buth – traten zwar auf die Matte, hoben aber den Arm als Zeichen, dass sie nicht kämpfen werden. „Der Bundestrainer hat es ihnen untersagt, weil sie sich für ihre Einsätze in der Nationalmannschaft schonen sollen. Andernfalls wären sie gesperrt worden“, begründete Schwarzer. Verstehen kann er das nur bedingt. „Dann kann man sich die Bundesliga auch sparen“, monierte er. Der UJKC müsse seine starken Kämpfer wie Abramov, Buth und auch Kilian Ochs immer wieder ersetzen. „Damit werden wir für unsere gute Nachwuchsarbeit bestraft“, haderte Schwarzer. Immer wieder sei man gezwungen, personell umzudisponieren, wodurch letztlich dem heimischen Publikum und auch den Sponsoren die eigenen Athleten vorenthalten werden.

Am vergangenen Samstag hatte dies zur Folge, dass Schwarzer selbst den Gürtel schnüren und auf die Tatami musste. „Wir wussten, dass es dazu kommen kann“, sagte Schwarzer. Wirklich vorbereitet war der 24-Jährige trotzdem nicht. „Ich habe bestimmt fünf, sechs Wochen kein Judo mehr trainiert“, sagte er nach seinem verlorenen Kampf gegen Elias Frank. Unangenehm war es ihm nicht, dass er als Teamchef nicht gewonnen hatte. „Im Gegenteil“, sagte er, „die Jungs wissen es zu schätzen, dass ich eingesprungen bin und sind dankbar dafür.“

Erfolgreiches Comeback nach Kreuzbandriss von Martin Setz

Sein Duell war auch nicht tagesentscheidend. Überzeugend hatten zuvor Potsdams japanischer Gaststarter Takafumi Kitahara, Janosch Hunfeld aus Berlin, der Schotte Neil MacDonald sowie Tim Schmidt und Martin Setz ihre Aufgaben gemeistert. Für Letzteren war es nach einem Kreuzbandriss vom vergangenen Oktober die Rückkehr ins Kampfgeschehen. „Seit anderthalb Monaten kann ich wieder ohne Probleme richtig Judo trainieren“, so der Potsdamer Leistungsträger. Dennoch habe er sich vor seinem Kampf „komisch gefühlt“, sagte er. Aber nicht wegen eventuellen Bedenken, ob das Knie halten würde oder die Form ausreicht, vielmehr stand er Nick Bobrowski gegenüber – einem seiner besten Freunde. „Wir kennen uns seit sieben, acht Jahren, aber gegeneinander gekämpft haben wir noch nie“, erzählte Setz nach dem Duell. In diesem schien es, als wollten die beiden Freunde die Gunst der Stunde nutzen und das Wiedersehen möglichst lange auskosten: Über die gesamte Kampfzeit von vier Minuten ging ihr Gefecht, ehe Setz in der letzten Sekunde eine Wazari-Wertung holte und dadurch als Sieger die Matte verlassen konnte. Nun will sich das 25 Jahre alte Mitglied der Bundeswehr-Sportfördergruppe auf sein Saison-Highlight vorbereiten – die Militär-Weltmeisterschaften im Oktober in China.

Im zweiten Durchgang des Kampftages lieferten Janosch Hunfeld und Tim Schmidt mit ihren souveränen Siegen zum Tageserfolg bei. Georg Siegemund beschloss in einem spannenden Kampf im letzten Duell des Tages mit dem neunten Potsdamer Punkt den UJKC-Erfolg. Zuvor hatte Neil MacDonald in seinem achten Saisonkampf für die Potsdamer das erste Mal verloren. „Das ist Sport“, so der Schotte, der die Atmosphäre des ersten Heimkampfes in der MBS-Arena sehr genossen habe. „In Schottland ist Judo kaum bekannt, eine Liga gibt es dort nicht“, so der 22-Jährige. Als Junge habe er in den Sommerferien einen Judoka auf einem Poster gesehen, von diesem Moment an wollte er diesen Sport machen. Mit 17 Jahren zog er zu Hause aus, um mit den Besten seines Fachs zu trainieren. Bei dem Bundesligastart für den UJKC Potsdam fühlt er sich für diese Mission gut aufgehoben.

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