Neujahrsempfang der Universität Potsdam: Uni-Präsident Günther will Dialog mit Andersdenkenden
Beim Neujahrsempfang der Uni Potsdam protestierten Studierende gegen die Einladung von AfD-Landtagsabgeordneten. Warum Uni-Präsident Günther hinter der Einladung steht, machte er in seiner leidenschaftlichen Rede deutlich.
Potsdam - Die Erfolge kommen erst zum Schluss. Das geplante und bereits begonnene 30-Prozent-Wachstum der Uni in den kommenden Jahren – von zwei neuen Fakultäten über die Expansion der Lehrerbildung bis hin zur Inklusionspädagogik – sprach der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, erst im zweiten Teil seiner Rede zum Neujahrsempfang am Mittwochabend an.
Günther: Universitäten als kritische Impulsgeber
Ihn treibt ein anderes Thema mindestens genauso um. Es geht ihm um die wissenschaftliche Vernunft, mit der die Universitäten als „kritische Impulsgeber“ das mittlerweile in zahlreichen Ländern zu beobachtende Aufkommen des Rechtspopulismus beantworten müssten. Damit es in Deutschland und Brandenburg nicht so weit komme, wie aktuell in den USA.
Deutschland werde heute vielfach für seine politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebensverhältnisse beneidet. „Diese Lebensverhältnisse gilt es zu bewahren“, so Günther. Und: „Wir wollen kein politisches Umfeld, das von Fake News dominiert wird und in dem Ratio und Wissenschaft keine Rolle mehr spielen.“ Die Uni kooperiert mit zahlreichen Hochschulen in davon betroffenen Ländern, etwa der Türkei, Ungarn, Iran oder auch Großbritannien. Nicht ganz ohne Absicht: Denn die wissenschaftliche Zusammenarbeit werde auch gerade dann wichtig, wenn es auf politischer Ebene zu Differenzen komme. „Gerade dann vermag die Wissenschaft Brücken zu bauen, die dazu beitragen können, Schlimmeres zu vermeiden“, so Günther.
Preis an afghanischen Philosophen Karimi
Die Universität wolle ihren Beitrag dazu leisten, die Ideale der Aufklärung hochzuhalten: „Als Garanten von Frieden und Freiheit“. In diesem Zusammenhang steht auch der Voltaire-Preis, den die Uni Potsdam in diesem Jahr dem afghanischen Philosophen Ahmad Milad Karimi (39) verliehen hat. Mit dem 5000-Euro dotierten Preis soll die außerordentliche fachliche Breite von Karimi und seiner Rolle als Vermittler zwischen den Kulturen gewürdigt werden. Der Professor am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster greife Kernthemen wie religiöse Praxis, Toleranz und Verständnis des anderen auf, sagte der Vizepräsident für Internationales der Universität, Florian Schweigert, in seiner Laudatio.
Vor und während der Veranstaltung protestierten wie bereits im Vorjahr Studierende dagegen, dass auch Landtagsabgeordnete der AfD von der Uni eingeladen wurden. Für Uni-Präsident Günther ist die Einladung eine Frage des Prinzips. Ihm sei es wichtig, mit den Andersdenkenden in Dialog zu bleiben – auch, wenn diesmal gar kein AfD-Politiker der Einladung zum Empfang gefolgt war. Es gehe, frei nach Rosa Luxemburg, um die Freiheit der Andersdenkenden. So sei es auch ein Fehler der US-Wissenschaft gewesen, sich jahrelang nur in eigenen Echokammern und Filterblasen zu bewegen. Darüber sei die Mehrheit der Bürger vergessen worden. „Den anderen zuzuhören, auch wenn es wehtut, auch das ist Diversität“, rief Günther – und erhielt dafür brandenden Applaus.
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