Südliche Speicherstadt in Potsdam: Und das Unkraut wächst
Anwohnerklagen und blockierte Baupläne: Die Tiefgarage in der Speicherstadt wird seit Jahren nicht fertig. Warum wird der Bau erneut gestoppt?
Potsdam - Eigentlich sollte die Tiefgarage für die luxuriösen Wohnhäuser in der südlichen Speicherstadt bereits vor sechs Jahren fertig sein. Doch bisher ist nur eine Baugrube zu sehen, in der sich in den vergangenen Monaten zunehmend Unkraut breit gemacht hat. Denn Baufahrzeuge und ein Kran sind abgezogen, Arbeiter nicht mehr zu sehen. Man habe den Eindruck, dass es ernste Finanzprobleme oder andere Schwierigkeiten gibt, schrieb schon vor Wochen ein Anwohner den PNN.
Die Fragen, warum der Bau erneut gestoppt ist, könnte der Projektträger beantworten. Bauherr ist die Speicherstadt GmbH, mit Sitz im Potsdamer Industriegebiet. Doch dort gibt man sich wortkarg. Die letzte schriftliche Reaktion auf eine Anfrage der PNN stammt von vor drei Wochen. „Wir melden uns nächste Woche“, hieß es damals. Seitdem: Funkstille, auf Fragen erfolgt keine Reaktion. Ein Blick ins Handelsregister: Seit dem April hat die GmbH einen neuen Geschäftsführer. Rainer Manfred Mania heißt er, er ersetzt den bisherigen Chef Dieter Franke. Doch Kontaktversuche zu Mania bleiben erfolglos. Auch eine Internetseite gibt es bislang nur als Ankündigung. Und Ex-Chef Franke geht für Fragen der PNN nicht mehr an sein Handy. Auch persönliche Besuche im Firmensitz, einem Büroplattenbau, bleiben ohne Erfolg. Das Büro – Sitz auch von anderen Firmen von Ex-Speicherstadt-Chef Franke – war abgeschlossen. Ein Nachbar sagt: „Hier ist nur ab und zu jemand.“ Zumindest im Insolvenzregister des Potsdamer Amtsgerichts ist kein Eintrag für die Speicherstadt-Firma enthalten.
Die Tiefgarage sollte eigentlich schon längst fertig sein
Schon seit Jahren stockt der Bau der Tiefgarage. Zuletzt hatte im Februar eine Sprecherin der Speicherstadt GmbH erklärt, die Fertigstellung sei für den August vorgesehen. Noch im Mai vor einem Jahr hatte sie in Aussicht gestellt, dass die Tiefgarage innerhalb von sechs Monaten fertig wird. Die Garage für bis zu 100 Fahrzeuge ist für die drei ehemaligen, Ende des 17. Jahrhunderts errichteten Kornspeicher auf dem Areal vorgesehen, die die Prinz von Preußen Grundbesitz AG (PVP) in den vergangenen Jahren für rund 30 Millionen Euro zu luxuriösen Wohnhäusern umgebaut hat. Unter anderem hatte die Speicherstadt GmbH Genehmigungsschwierigkeiten, bauliche Probleme, kontaminiertes Erdreich und andere Widrigkeiten für die immer neuen Verzögerungen verantwortlich gemacht.
Doch langsam verlieren die Betroffenen offensichtlich die Geduld. Eine Sprecherin der PVP bestätigte auf PNN-Anfrage, einige Erwerber von Stellplätzen hätten bereits Schadensersatzansprüche gegenüber der Speicherstadt GmbH angemeldet. Die PVP könne selbst nicht juristisch vorgehen, da kein Vertragsverhältnis mit dem Bauträger bestehe. „Aber wir verstehen den Unmut der Anwohner sehr gut", so die Sprecherin. Allerdings habe man erfahren, dass es einen Gesellschafterwechsel bei der Speicherstadt GmbH gegeben habe. „Wir hoffen, dass die Garage nun endlich fertiggestellt werden kann."
Planungen für die Speicherstadt blockiert
Die Garagen-Baustelle blockiert auch grundsätzliche Planungen für die Speicherstadt. Denn anstelle der Grube ist etwa ein Uferweg geplant, ebenso soll dort noch ein Wohnhaus errichtet werden – das sogenannte Magazin 6. Die dafür noch nötige Änderung des Geltungsbereichs des Bebauungsplans steht auf der kommenden Stadtverordnetenversammlung am 6. Juli auf der Tagesordnung, dürfte dann in den Bauausschuss überwiesen werden.
Ein weiteres Problem: Die Autos der Anwohner müssen seit Jahren zwischen den Wohnanlagen wild parken, durch die Baugrube ist noch weniger Platz vorhanden. Die Stadt duldet dies nur, wie ein Sprecher auf Anfrage bekräftigte. Eine auch schon erwogene Nutzungsuntersagung für die Wohnblocks wegen fehlender Stellplätze sei derzeit nicht beabsichtigt, da der Bauherr eine gültige Baugenehmigung habe, mit der das Vorhaben bis 2019 vollendet werden könne.
Sollte die Garage allerdings gar nicht gebaut werden, bestehe die Pflicht zur finanziellen Ablösung der notwendigen Stellplätze, so der Stadtsprecher. Im Klartext müsste das Speicherstadt-Unternehmen für jeden fehlenden Parkplatz extra zahlen, wenn aus der Grube keine Garage wird. Die Frage, ob das beabsichtigt ist, kann allerdings nur der neue Speicherstadt-Chef beantworten.
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