zum Hauptinhalt
Fülle an Talenten. Erik Abramov (r.) ist einer der zahlreichen starken Nachwuchsathleten des UJKC Potsdam
© Gerhard Pohl

UJKC Potsdam: Unangetastete Identität

Die Judo-Bundesliga wurde einer Reform unterzogen: Unter anderem kommen mehr Hauptrundenkämpfe auf die Vereine zu, weshalb sie einen breiteren Kader brauchen. Der UJKC Potsdam, der eine Medaille anpeilt, bleibt dabei prinzipentreu. Der Club setzt wie gewohnt vorrangig auf die eigenen Talente - und davon hat er viele.

Anspruchsvoller könnte ein Saisonstart nicht sein. Zum ersten Hauptrundenkampftag der Judo-Bundesliga 2018 empfangen die Männer des UJKC Potsdam am Samstag den Deutschen Meister der vergangenen beiden Jahre, Hamburger JT (Beginn: 18 Uhr/MBS-Arena). „Das wird für uns mal gleich eine Standortbestimmung von höchster Güte“, sagt Mario Schendel. Der UJKC-Cheftrainer erwartet die erneut als großer Titelkandidat gehandelte Mannschaft von der Alster mit aggressiven Revanchegelüsten. „Hamburg möchte uns diesmal sicherlich richtig wehtun. Unser letztes Duell hatte sie ganz schön geärgert.“ Vorige Saison triumphierten die Brandenburger zu Hause überraschend mit 8:6.

Staffeln von sechs auf neun Teams aufgestockt

Das sicherte ihnen erstmalig die Krone der Bundesliga-Nordstaffel. Und damit eine hervorragende Ausgangslage, um auch im Viertelfinale als Sieger von der Matte zu gehen. Doch der insgesamt vierte Vorstoß unter die Top 4 – zuletzt hat der UJKC dies 2012 geschafft – gelang nicht. Potsdam scheiterte am JC Leipzig. Unter anderem weil zahlreiche Top-Athleten beim Rückkampf wegen Nationalmannschaftsverpflichtungen fehlten. „Es ist unglücklich, dass es so, wie das vergangene Jahr aufhörte, nun im neuen gleich wieder losgeht“, sagt Mario Schendel. Gegen Hamburg stehen ihm erneut etliche Auswahlkräfte nicht zur Verfügung.

Bundesliga und Turniere kollidieren immerzu im Judo-Terminkalender miteinander. Die mangelnde Abstimmung der Mannschaftswettkämpfe auf die – für eine Einzelsportart letztlich wichtigeren – internationalen Meetings wird schon seit Langem kritisch angemerkt. Ab dieser Saison dürfte das Problem sogar noch etwas größer werden. Denn die Liga ist größer geworden. Nord- und Südstaffel sind von je sechs auf neun Teams aufgestockt, sodass jeder Club acht- statt fünfmal während der Hauptrunde ran muss. „Klar, wir haben dadurch mehr Möglichkeiten, unseren Sport in einem spannenden Format zu präsentieren. Das ist positiv“, meint Schendel. Aber mehr schlecht koordinierte Kampftage würden auch mehr Überschneidungen ergeben und folglich eine gestiegene Herausforderung für die Vereine. „Die Quintessenz daraus war, dass sich jetzt alle Bundesligisten breiter im Kader aufstellen müssen. Deshalb wurde an allen Judoka, die halbwegs geradeaus laufen können, gegraben“, berichtet der UJKC-Coach.

"Fokus liegt immer auf Nachwuchsförderung"

Sein Club erweiterte das Aufgebot zwar auch auf 38 Mann, doch ohne massiv um die Gunst externer Sportler zu buhlen. Vielmehr befindet sich der UJKC in einer Position, die deutschlandweit wohl kein anderer Mitstreiter genießt: Potsdam kann dank seiner exzellenten Nachwuchsarbeit aus einem großen Pool voller Talente fischen. Bei der nationalen U21-Meisterschaft wurden unlängst im männlichen Bereich fünf von acht vergebenen Titeln an den Luftschiffhafen geholt. Ein Beleg, dass gerade dort Deutschlands Judozukunft vielversprechend durch die Einrichtung eines neuen Bundesstützpunktes mitgestaltet werden kann.

Für die ab sofort nötige große Kaderbreite im Ligabetrieb wird also vor allem aus den eigenen Reihen gesorgt. Über die Hälfte der gemeldeten Potsdamer Athleten sind beim UJKC zu Hause. In puncto Verhältnis von Heim- und Gaststartern sei dies ein Spitzenwert der Liga, weiß Mario Schendel, der allerdings nicht selten zu hören bekommt, der märkische Verein solle mal so richtig in die Vollen gehen. Einen Angriff auf den Thron starten, Meister werden. „Wäre eine schöne Sache“, entgegnet der 34-Jährige dann. „Aber das machen wir nicht auf Teufel komm raus. Wir werden bestimmt nicht wie andere vorrangig nur Gaststarter holen und die eigenen Leute verprellen.“ Der UJKC Potsdam bleibt prinzipientreu, seine Identität unangetastet. „Unser Fokus liegt immer auf der Nachwuchsförderung. Dafür stehen wir hier mit unserem System“, bekräftigt der Sportschul-Lehrertrainer.

Auf Kampf um Gruppenrang zwei eingestimmt

In der Bundesliga werden die Youngster gefördert, weil sie sehr stark gefordert werden. Da dürfen Potsdamer Teenager gegen international renommierte Elite-Judoka Erfahrungen sammeln, die „gar nicht hoch genug einzuschätzen“ seien, wie Mario Schendel urteilt. Die Ligaeinsätze ermöglichen „gewaltige Entwicklungsschübe“ und sind für ihn ein „wertvolles Mittel zum Zweck“. Er begründet: „Wir wollen in erster Linie Einzelerfolge bei Meisterschaften. Wenn ich – wie jetzt mit unserer U21-Riege – Sportler über die Liga dorthin kriege, dann kann ich es am Ende auch gut verkraften, wenn wir als Mannschaft eine Medaille verpassen.“

Wenngleich er sie natürlich gerne um den Hals hängen haben möchte. Es ist diese Saison auch erklärtes Bundesligaziel des UJKC Potsdam, das Halbfinale zu erreichen, was automatisch mindestens Bronze garantiert. Der Weg in die Entscheidungsrunde ist aufgrund der Ligareform anders als früher. Nur der Erste und Zweite einer jeden Staffel kommen weiter, die bisherige Top-8-Playoffphase fällt weg. „Vielleicht ist das für uns ganz gut so“, unkt Mario Schendel, „denn das Viertelfinale ist uns in den vergangenen Jahren ja immer zum Verhängnis geworden.“ Während Samstagsgegner Hamburg angesichts seiner immensen Qualität für den Spitzenplatz im Norden prädestiniert ist, stimmt Schendel den UJKC auf einen Kampf um Rang zwei ein. Größte Konkurrenz? Er vermutet Witten und Leverkusen. Sie sollen hinter sich gelassen werden. Mit viel junger Potsdam-Power.

+++ Hauptrundentermine +++

Acht Bundesliga-Hauptrundenkampftage bestreitet der UJKC Potsdam – vier daheim in der MBS-Arena, vier auswärts. Jeweils werden Einzelduelle mit Hin- und Rückrunde in den sieben Gewichtsklassen bestritten – also insgesamt 14 Fights pro Kampftag. Die Termine:

31. März, 18 Uhr:
UJKC Potsdam - Hamburger JT
14. April, 18 Uhr: 
Hertha Walheim - UJKC Potsdam
5. Mai, 14 Uhr:
UJKC Potsdam - SUA Witten
26. Mai, Uhrzeit offen:
Judo in Holle - UJKC Potsdam
9. Juni, 18 Uhr:
UJKC Potsdam - Bayer Leverkusen
30. Juni, 18 Uhr:
GJC Bonn - UJKC Potsdam
15. September, 18 Uhr:
UJKC Potsdam - JC 66 Bottrop
22. September, 18 Uhr:
KSC Asahi Spremberg - UJKC Potsdam

Zur Startseite