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Sehr enge Nachbarn. Weil der Garnisonkirchturm direkt neben dem Rechenzentrum gebaut wird, verteuert sich das Projekt erheblich. Die Stadt will zahlen, die Garnisonkirchen-Stiftung bietet den Künstlern eine Bleibe an.
© A. Klaer

Garnisonkirche und Rechenzentrum: Überraschender Kompromiss: Künstler im Kirchenschiff

Eine überraschende Annäherung zeichnet sich ab: Die Kreativen im Rechenzentrum könnten künftig eine Bleibe im Langen Stall oder sogar in der Garnisonkirche finden.

Potsdam - Auf den ersten Blick wirkt es wie eine politische Bombe mit höchster Sprengkraft: Bis zu eine Million Euro will Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) an die Garnisonkirchen-Stiftung zahlen, um die Mehrkosten aufzufangen, die ihr beim Wiederaufbau des Kirchturms durch die große räumliche Nähe der Baustelle zum Künstlerhaus im Rechenzentrum entstehen. Angesichts der Brisanz des Garnisonkirchen-Projekts dafür die Zustimmung der Stadtverordneten zu bekommen, erscheint fast aussichtslos.

Doch auf den zweiten Blick stellt sich die Lage anders dar, denn dahinter steckt der Plan, den jetzt noch im Rechenzentrum ansässigen Künstlern auch über 2023 hinaus eine Existenz am Standort zu ermöglichen. In kleiner, geheimer Runde hatte Jakobs am Dienstagabend mit den maßgeblichen Beteiligten zusammengesessen: mit Vertretern der Garnisonkirchen-Stiftung, der Pro Potsdam als Eigentümerin des Rechenzentrums und der Stiftung SPI, die das Künstlerhaus betreibt und die Räume an die Künstler und Kreativen vermietet hat. Fazit: Für weitere fünf Jahre, von 2018 bis 2023, wird die Stadt den Künstlern im Rechenzentrum noch eine Bleibe bieten, danach ist endgültig Schluss. Zu teuer wäre eine Sanierung, zudem wäre eine Zustimmung der Garnisonkirchen-Stiftung zu einer weiteren Nutzungsverlängerung zwingend nötig. So ist es mit der Stadt vertraglich vereinbart, weil das Rechenzentrum dem Schiff der Garnisonkirche im Weg steht, das nach dem Turm ebenfalls wiederaufgebaut werden soll.

Garnisonkirchen-Vertreter sprechen sich für Verbleib der Künstler vor Ort aus

Dennoch haben sich gerade die Garnisonkirchen-Vertreter in der Runde nach Auskunft von Teilnehmern ausgesprochen interessiert daran gezeigt, den Künstlern einen dauerhaften Verbleib vor Ort zu ermöglichen.

Geeinigt haben sich die Beteiligten auf ein durchaus überraschendes Ergebnis. Demnach akzeptiert die Garnisonkirchen-Stiftung eine Nutzungsverlängerung für das Rechenzentrum über 2023 hinaus unter der Bedingung, dass die Stadt für die Künstler vor Ort Alternativen schafft – und dafür auch Geld in die Hand nimmt. Diese Alternativen sind prominent: Im Gespräch sind sowohl der Lange Stall, dessen Grundstück der Sanierungsträger eigentlich für den Bau von Wohnungen verkaufen will, als auch das Schiff der Garnisonkirche. Denn sollte sich innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Mäzen finden, der 60 Millionen Euro für den Bau des Schiffs ausgibt, müsste das Rechenzentrum zumindest teilweise abgerissen werden. Die Stiftung würde in diesem Fall Ersatzräume im Kirchenschiff anbieten. „Alle Neubaupotenziale in der näheren Umgebung spielen eine Rolle“, bestätigte ein Stadtsprecher.

Nach den starken Regenfällen Wasser in Rechenzentrum eingedrungen

Geklärt werden soll das Ganze in einem städtebaulichen Wettbewerb, zu dem neben Vertretern aller Beteiligten auch externe Fachleute hinzugezogen werden sollen. Zudem soll ein städtebaulicher Vertrag geschlossen werden, in dem sich alle Beteiligten zu dem Verfahren bekennen. Dabei soll es auch um möglicherweise erforderliche Änderungen der Sanierungsziele und des beschlossenen Bebauungsplans gehen.

Das Zugeständnis der Garnisonkirchen-Stiftung hat offenbar auch die Künstler überrascht. „Es ist eine gute Nachricht für unsere Mieter, dass es erst mal weitergeht“, sagte Anja Engel von der SPI-Stiftung den PNN. Fünf Jahre seien genug Zeit, um über mögliche Alternativen nachzudenken. Man sei für alle Vorschläge offen, sofern die Künstler in die Überlegungen einbezogen werden. Dass das Rechenzentrum nicht auf lange Sicht ohne erhebliche Investitionen betrieben werden kann, weiß man auch in der SPI-Stiftung. Selbst um die nächsten fünf Jahre zu überstehen, müsse investiert werden, so Engel. Nach den starken Regenfällen der letzten Wochen sei bereits Wasser ins Gebäude eingedrungen.

Kritik vom Verein Kulturlobby

Freilich gibt es auch Kritik. André Tomczak vom Verein Kulturlobby erklärte, die im Haus ansässigen Künstler wollten das Rechenzentrum am liebsten für mindestens 25 Jahre sichern. Alternativen wie der Lange Stall könnten allenfalls als Erweiterung verstanden werden, weil der Bedarf viel höher als das Angebot sei. Auch die Linke schoss den ersten Pfeil ab. Man begrüße zwar die Nutzungsverlängerung für das Rechenzentrum als Kulturstandort, sagte der Potsdamer Bundestagsabgeordnete Norbert Müller. Keinesfalls dürfe die Stadt aber Geld für die Garnisonkirche ausgeben.

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Bericht: Warum der Erhalt des Rechenzentrums die Kosten für den Bau des Garnisonkirchturms steigen lässt. 

Kommentar: Ein Städtebau-Verfahren an der Plantage mit neuem Kreativhaus wäre ein Signal an die Stadtgesellschaft. Auch an die FH-Abriss-Gegner im Streit um die Mitte, meint PNN-Autor Alexander Fröhlich in seinem Kommentar.

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