Wiederaufbau der Garnisonkirche: Turm wird günstiger als geplant
Der Wiederaufbau der Garnisonkirche soll zwei Millionen Euro weniger kosten als ursprünglich gedacht. Und mit den Bauarbeiten müsste in zwei Jahren begonnen werden.
Potsdam - Die Garnisonkirche wird billiger: Für den Baustart des Gotteshauses muss die Stiftung für den Wiederaufbau rund zwei Millionen Euro weniger sammeln als geplant. Denn bei einer im vergangenen Jahr erneut vorgenommenen Berechnung hätten sich Gesamtkosten für den zunächst geplanten Kirchturm von noch 37,8 Millionen Euro ergeben, sagte Stiftungsvorstand Peter Leinemann am Montag vor Journalisten – bisher war man stets von rund 40 bis 41 Millionen Euro ausgegangen. Die geringeren Baukosten seien mit einer bisher sehr konservativen Planung zu erklären, sagte Leinemann: „Wir müssen das Projekt aber nicht künstlich teurer rechnen.“
Dennoch fehlen noch 16,8 Millionen Euro für den umstrittenen Wiederaufbau – und die Zeit, in der die Baugenehmigung für den Turm noch gültig ist, wird langsam knapp. „Wir müssen 2018 begonnen haben und 2020 fertig sein“, sagte der Vorsitzende der Fördergesellschaft, Matthias Dombert. Das ergebe sich aus der brandenburgischen Bauordnung.
Bisher 6,6 Millionen Euro für die Garnisonkirche gesammelt
Leinemann schloss in dem Zusammenhang erstmals nicht aus, dass zur Finanzierung des ersten Bauabschnitts auch Kredite aufgenommen werden könnten. Derzeit sei die Hoffnung aber groß, die noch fehlenden Mittel aufbringen zu können – etwa durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Ebenso will die Stiftung laut Leinemann gezielt Unternehmen ansprechen, unter anderem aus der Baubranche. Bislang seien 6,6 Millionen Euro gesammelt und zu großen Teilen in die Bauplanung investiert worden. Ferner lägen Förderzusagen des Bundes für 12 Millionen Euro sowie Zusagen von Unternehmen über Sachleistungen in Höhe von 2,4 Millionen Euro vor. Über eine mögliche Förderung durch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sei derzeit Stillschweigen vereinbart worden. Landesbischof Markus Dröge hatte vor der Synode der EKBO im vergangenen November fünf Millionen Euro für den Wiederaufbau des Turms in Aussicht gestellt. Dem müsste aber die Landessynode der EKBO zustimmen, die dem Wiederaufbau der 1968 gesprengten Barockkirche in der Vergangenheit kritisch gegenüberstand.
Ein Problem der Spendensammler sei auch, dass der Bund seinen Beitrag zwar fest zugesagt hat, ihn aber erst nach Baubeginn überweist, wie Dombert erklärte: „Wir sind zwar ein Vorhaben nationaler Bedeutung, aber wir gelten – anders als das Stadtschloss – nicht als staatliches Vorhaben.“ Dadurch müsse man erst genug Geld sammeln, um den Baubeginn zu stemmen, so Dombert: „Das bewirkt für uns eine erhebliche Problematik, denn es ist eine Erfahrungstatsache, dass zwei Drittel der Spenden kommen, wenn der Bau begonnen hat. Das Berliner Stadtschloss kann sich vor Spenden nicht retten, weil eben etwas entsteht.“
Werbung mit Aussichtsplattform in 57 Metern Höhe
Man stehe „ganz kurz vor der Ausschreibungsplanung“, sagte Leinemann. In den Gesamtkosten sei weiterhin ein rund fünf Millionen Euro schwerer Pufferbetrag für Unvorhergesehenes und für kalkulierbare Preiserhöhungen bis zum Jahr 2020 eingerechnet. Die Berechnung sei nach im Bauwesen bundesweit gültigen Normen erfolgt, so Leinemann auf Nachfrage. Die beauftragten Planer hätten unter anderem bereits an Projekten wie dem Berliner Humboldtforum, der Dresdner Frauenkirche oder dem im Bau befindlichen Museum Barberini in Potsdam mitgewirkt. Leinemann weiter: „Solche Sicherheiten in beachtlicher Höhe ergeben sich nicht nur aus den Maßgaben einer soliden Planung, sondern auch aus den Anforderungen, die die Förderung durch den Bund nach sich ziehen.“
Bei der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit will die Stiftung den Fokus auch auf die in 57 Metern Höhe geplante Aussichtsplattform setzen, die als einzige in der Umgebung barrierefrei zugänglich sein soll. Er gehe von 90.000 bis 100.000 Besuchern pro Jahr aus, sagte Kommunikationsvorstand Wieland Eschenburg. Die Einnahmen aus dem Eintritt könnten wiederum für die Tilgung eines Kredits verwendet werden, sagte Leinemann. Die Planungen sehen in dem Turm weiterhin eine Kapelle, Ausstellungen und Seminare zur Friedensarbeit vor. (mit epd/dpa)
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