Ideen für das "Haus der Demokratie": Turm neben Turm
Architekturstudenten haben Entwürfe für das geplante „Haus der Demokratie“ neben der Potsdamer Garnisonkirche erdacht. Sie werden jetzt nebenan gezeigt.
Potsdam - Seit Wochen wird über ein „Haus der Demokratie“ als verbindendes Element zwischen dem Turm der Garnisonkirche und dem Künstlerhaus Rechenzentrum debattiert – nun haben Architekturstudent:innen der Universität Kassel erste Gedankenspiele für einen solchen Bau vorgelegt. Diese neun Ideen sind ab Mittwochabend im Rechenzentrum zu sehen, schon jetzt sind Bilder davon auch im Internet zu finden.
Ein Entwurf sieht beispielsweise einen zweiten Turm am Standort vor – der sich am Stadtbild Potsdam orientieren soll, „jedoch nicht am Thema der Rekonstruktion der Altstadt“, sondern laut Ideengeber Julius Spengler „am Typus des Turms, der für die Skyline Potsdams tatsächlich in Form moderner Wohnbauten prägend ist“. Radikal wirkt auch der Entwurf „Stapel“ mit vier versetzt aufeinander gesetzten Geschossen. Zusätzlich haben die Studenten David Sadowsky und Nikolas Susanto einen weithin sichtbaren, steil aufragenden Pfeiler über dem Dach des vorgesehenen Plenarsaals für die Stadtverordnetenversammlung in ihren Entwurf integriert.
Angestoßen hat den Wettbewerb der bekannte Kritiker des Wiederaufbaus der Garnisonkirche, Philipp Oswalt – Publizist und Architekturprofessor aus Kassel. Ausgehend von dem umstrittenen Kompromiss, statt eines Kirchenschiffs ein „Haus der Demokratie“ zu errichten, sei die Frage an die Studierenden gewesen: „Wie kann hier ein neuer Dritter Ort für das Lernen aus der Geschichte und das Befördern freiheitlicher Utopien gestaltet sein? Soll sich dieser Dritte Ort mit den beiden Bestandsbauten verbinden und sich teilweise auch auf diese ausdehnen?“ Zur Vorbereitung habe es eine dreitägige Exkursion nach Potsdam gegeben, so Oswalt. Dabei habe man ein ungefähres Raumprogramm vorgegeben: Platz musste sein für ein Café, einen Lernort für Geschichte und einen 300 Quadratmeter großen Plenarsaal samt weiteren Büros und Workshop-Räumen, hieß es.
Zwei Bauten verdecken einen anderen
Als eine Schwierigkeit habe sich bei den Arbeiten die sogenannte Adressbildung herausgestellt – also das neue Gebäude überhaupt sichtbar zu machen. Das sei eine Herausforderung, „weil der Blick von den Hauptstraßen auf den Bauplatz durch die Bestandsbauten weitgehend blockiert ist“, sagt Oswalt – gerade mit Blick auf einen Haupteingang. Denn: „Trotz der heterogenen Ansätze gelang keinem der Entwürfe eine gut erfassbare Repräsentation des Plenarsaals zum Straßenraum“, so sein Fazit. Das lässt sich zum Beispiel am Entwurf „Passage“ von Jule Schmidtkunz nachvollziehen: Sie lässt den Ostflügel des Rechenzentrums abreißen zugunsten eines verbindenden Gebäudes, das aus der Vogelperspektive wie ein Kreuz anmutet – das allerdings von der Breiten- und der Dortustraße aus kaum zu sehen sein würde.
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Eine Machbarkeitsstudie steht an
Ein weiteres Manko: Gerechnet haben die Studenten allesamt mit rund 1800 Quadratmetern Nutzfläche für den Bau. Oswalt erklärte, inzwischen seien von der Stadt aber Nutzflächen von rund 2700 Quadratmeter genannt worden – der Bau müsste also tendenziell stets etwas größer ausfallen als nun in dem Ideenwettstreit angenommen.
Ob das „Haus der Demokratie“ wirklich kommt, ist indes offen: Zwar haben die Stadtverordneten dazu einen umstrittenen Grundsatzbeschluss gefällt, das Vorhaben muss aber noch von einer Machbarkeitsstudie untersetzt werden. Nach den Vorstellungen von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ist für das Gebäude und das Umfeld ein internationaler Architektenwettbewerb geplant.
Die Ausstellung: „Haus der Demokratie: Ein Dritter Ort im Spannungsfeld zwischen Garnisonkirchturm und Rechenzentrum“ läuft bis zum 8. Mai und ist donnerstags sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Entwürfe finden sich auch unter www.uni-kassel.de/go/potsdam
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