Weiter im Wartemodus: SVB plädiert für Abbruch und Annullierung der Saison
In der Coronakrise steht der Sportbetrieb weiterhin still und damit in großes Fragezeichen bei Potsdamer Top-Teams. Derweil wurden zahlreiche Laufevents in der Brandenburger Landeshauptstadt abgesagt.
Potsdam - Wie es für Potsdams höherklassige Sportvereine in deren Ligen in den kommenden Wochen weitergeht, ist nach wie vor unklar. Für Regionalligist SV Babelsberg 03 ist der Spielbetrieb durch den Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) geregelt, der sich am vergangenen Donnerstag (16. April 2020) in einer Videokonferenz mit Vereinsfunktionären aller in der Nordostaffel vertretenen Regionalligaklubs ein Stimmungsbild einholte. Im Anschluss informierte der NOFV in einer Pressemitteilung, dass die Mehrheit darum bestrebt sei, „den sportlichen Wettbewerb fortzuführen, allerdings nur unter der Zielsetzung, die Meisterschaft zeitnah, nach Möglichkeit bis zum 30. Juni 2020, zu beenden“. Eine Fortführung der Saison mit Spielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit sei für eine Mehrzahl der Vereine schwer zu realisieren.
Tatsächlich aber plädiert die Mehrheit der Regionalligavereine inzwischen für einen Abbruch der Saison. Nach einer Umfrage des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) plädieren 80 Prozent der nordostdeutschen Viertligavereine für einen Saisonabbruch, wenn nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt werden dürfte. Dass dies keine Option ist, habe sich auch auf der Videokonferenz des NOFV mit den Vereinen bestätigt. Nach PNN-Informationen beschäftigt sich der NOFV mit den Szenarien einer Fortsetzung sowie Verlängerung des Spielbetriebes aber auch eines Saisonabbruchs. Dabei sieht sich der Regionalverband jedoch in Abhängigkeit von Entscheidungen für die 3. Liga, was erheblichen Einfluss auf die Regionalliga hat. Zudem sieht der NOFV rechtliche Bedenken und Haftungsfragen, sollte ohne eine behördliche Anordnung die Saison abgebrochen werden.
SVB-Präsident hält Saisonfortsetzung für nicht möglich
Archibald Horlitz, Vorsitzender des SV Babelsberg 03 hält eine Fortsetzung der Saison vor allem wegen gesundheitlicher Aspekte für unmöglich: „Selbst wenn es gelänge, den Spielbetrieb relativ kurzfristig wieder aufzunehmen, haben wir große Bedenken, dass die große Anzahl an noch zu bestreitenden Spielen bis zum 30. Juni absolviert werden kann“, so der Nulldrei-Präsident. „Das würde regelmäßig drei Spiele pro Woche bedeuten. Zudem geben wir zu bedenken, dass im Fall nur eines positiv auf Covid-19 getesteten Spielers, seine Mannschaft sowie alle Gegner der vergangenen zwei Wochen für 14 Tage in Quarantäne müssten. Das wäre mit Blick auf den hohen Rhythmus der Spiele somit ein beachtlicher Teil von Mannschaften, die dann nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen könnten. Wir plädieren daher ganz klar für eine Annullierung der Saison, weil die Gesundheit von Spielern, Schiedsrichtern und allen Beteiligten an erster Stelle steht.“
Turbine-Spielerinnen trainieren weiterhin nur individuell
Die Frauen-Bundesliga pausiert noch mindestens bis zum 30. April. Noch gibt es keine Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes, ob und wann die Liga fortgesetzt wird. Während bei Turbines Konkurrenten VfL Wolfsburg und 1. FFC Frankfurt bereits in Kleingruppen wieder trainiert wird, halten sich die Potsdamer Spielerinnen durch individuelles Training fit. Die Schließung der Trainingsstätten im Luftschiffhafen ist zunächst bis zum 19. April terminiert. Ob es ab kommenden Montag zu einer Lockerung kommt oder Ausnahmeregelungen getroffen werden, ist noch unklar.
Royals-Footballer erwarten kompletten Saisonausfall
Für die American Footballer der Potsdam Royals geht Vereinspräsident Stephan Goericke davon aus, dass die Saison nicht stattfinden wird. Noch habe sich der Verband zur German Football League, die im Mai beginnen sollte, nicht geäußert. „Doch wird unser Sport in diesem Sommer ausfallen“, vermutet Goericke. Die Ligalizenz ist indes schon bezahlt. Ebenso hat der Verein etliche Wohnungen für seine Spieler aus dem Ausland angemietet. Die sind zwar nicht angereist, doch die Mietkosten habe der Verein dennoch. Erfreut hingegen hat Goericke, dass zahlreiche Sponsoren trotz der Krise ihr Engagement verlängert haben und sogar einige neue Unterstützer gewonnen wurden. Und vielleicht sei es ja möglich, im Herbst ein, zwei Freundschaftsspiele zu absolvieren, um sich zu präsentieren.
OSC hofft auf verkürzte Version im Saisonendspurt
In der 1. Wasserball-Bundesliga wird an einer Option gefeilt, die Saison ab Juli in einer verkürzten Version zu Ende zu bringen. Kommenden Mittwoch diskutieren die Erstligisten einen Vorschlag, an den ersten beiden Juli-Wochenenden die Hauptrunde zu beenden und dann in einer kurzen Play-off-Runde, in der in nur einem Spiel zwischen dem Tabellenersten und -zweiten der Meister ermittelt und im selben Modus die weiteren Platzierungen ausgespielt werden. „Voraussetzung ist, dass die Mannschaften zuvor fünf bis sechs Wochen trainieren können“, sagt André Laube, sportlicher Leiter der Wasserballer des OSC Potsdam. Derzeit können lediglich die drei Olympiakader des OSC aufgrund einer Sondergenehmigung in der Schwimmhalle am Luftschiffhafen trainieren. Das Sportbad „blu“ als eigentliche Trainingsstätte ist geschlossen – wie lange noch ist unklar. Auch die Drittliga-Handballer des VfL Potsdam wissen noch nicht, wie es mit ihrer Spielzeit 2019/20 weitergeht.
rbb- und Schlösserlauf fallen dieses Jahr aus
Die Ankündigung der Bundesregierung, dass wegen der Coronapandemie Großveranstaltungen bis zum 31. August nicht erlaubt sind, hat weitere Auswirkungen auf den Sport. Nach dem rbb-Drittelmarathon hat der Potsdamer Stadtsportbund nun auch den Schlösserlauf Anfang Juni abgesagt. Auch der Potsdamer Firmenlauf mit mehreren tausend Teilnehmern, der bereits vom Mai in den August verschoben wurde, wird wohl nicht stattfinden. Bereits abgesagt sind der Frauenlauf und die Preußische Meile des Potsdamer Laufclubs, die im Mai und Juni geplant waren. Fragezeichen stehen hinter dem Potsdamer Inselschwimmen im Juni und die Halbmarathonstaffel auf dem Bassinplatz im August.