Neues Semester gestartet: Studieren in Präsenz – aber wie lange?
An der Uni Potsdam und der Fachhochschule ist das neue Semester unter Corona-Bedingungen gestartet. Die Uni setzt auf die „Schachbrett-Nutzung“. In den Mensen gilt kein 3G.
Potsdam - Im vergangenen Wintersemester bot die Universität Potsdam ein trauriges Bild: Da ein Großteil der Lehre online stattfand, waren an den Campus-Standorten kaum Studierende zu sehen. Dies ist nun anders: „So viel Präsenz wie möglich“ lautet das erklärte Motto der Hochschule, dementsprechend finden die meisten Lehrveranstaltungen des vierten Pandemie-Semesters real vor Ort statt – mit 3G.
Für die Räume gilt dabei die sogenannte „Schachbrett-Nutzung“: „Hörsäle und Seminarräume können so genutzt werden, dass die Studierenden wie auf den Feldern einer Farbe auf einem Schachbrett platziert werden. So ist ein Meter Abstand zwischen den Studierenden gegeben“, sagt Uni-Sprecherin Silke Engel auf Nachfrage der PNN.
Teilung der Gruppen oder digitale Formate möglich
Sollten mehr Studierende teilnehmen, als es die Schachbrettkapazität ermöglicht, dürfen die Lehrkräfte dies zulassen und die normale Raumkapazität ausnutzen – dann gilt allerdings Maskenpflicht. Bei besonders große Lehrveranstaltungen gibt es eine Teilung der Gruppen oder digitale Formate. „Gleichwohl gibt es auch kleinere Seminare, die nicht in Präsenz stattfinden, aus didaktischen oder organisatorischen Gründen“, so Engel.
Wie hoch der Anteil der Online-Veranstaltungen gegenüber Präsenz-Veranstaltungen ist, könne nicht genau ermittelt werden, so die Sprecherin, es sei aber davon auszugehen, dass die „weit überwiegende“ Zahl der Lehrveranstaltungen in Präsenz stattfänden.
Die Hochschule ist jedoch bereit, ihre Strategie dem Infektionsgeschehen anzupassen. So verkündete die Uni-Leitung am 19. November, dass es den Lehrenden zunächst bis Ende des Jahres freigestellt ist, zur digitalen Lehre zu wechseln, „sofern die Mehrheit aller teilnehmenden Studierenden dem zustimmt und sichergestellt ist, dass es dadurch nicht zu Verzögerungen im Studienverlauf kommt“, heißt es in der Mitteilung. Dennoch wolle man am Präsenzbetrieb festhalten, soweit es die geltenden Verordnungen zulassen würden.
Nicht jeder Studierende wird auf 3G kontrolliert
Ein Großteil der Studierenden sei geimpft, sagt Engel, das gehe aus internen Befragungen hervor. Zudem gibt es am Neuen Palais, in Golm sowie in Griebnitzsee kostenlose Teststellen. Allerdings wird nicht jeder Studierende einzeln auf 3G kontrolliert: Die Lehrkräfte haben die Berechtigung, aber nicht die Pflicht, die Impfnachweise oder Testergebnisse zu kontrollieren.
Zusätzlich gibt es vor und nach Lehrveranstaltungen sowie in den Bibliotheken Stichprobenkontrollen durch den Sicherheitsdienst der Uni. Die Kontaktnachverfolgung geschieht über das Online-Portal „QRoniton“: Alle Lehrräume und die Bibliotheken sind mit QR-Codes ausgestattet, über die sich alle Lehrenden und Studierenden einchecken müssen.
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Die Lage an der Fachhochschule
An der Fachhochschule Potsdam (FH) sieht die Situation etwas anders aus: „Große Veranstaltungen finden zurzeit nicht in Präsenz statt, sondern werden als Hybrid- oder Online-Formate angeboten“, sagt FH-Sprecherin Julia von der Heyden. Zu Beginn des Semesters fanden nur etwa zehn Prozent der Veranstaltungen online statt.
„Wenn die Corona-Situation sich jedoch so wie bisher weiterentwickelt, werden zunächst hybride Veranstaltungen zunehmen“, sagt von der Heyden; irgendwann würde dann eine vorwiegend online stattfindende Lehre angeboten. Wie an der Uni Potsdam steht es den Lehrenden der FH frei, ihre Kurse online oder in Präsenz anzubieten, zu Beginn der Woche waren einige Veranstaltungen bereits kurzfristig auf online umgestellt worden.
Maskenpflicht in allen Innenräumen
An der FH gilt 3G zusammen mit Abstand und Maskenpflicht in allen Innenräumen. „Lehrpersonen dürfen ohne Maske sprechen, wenn der Abstand zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehr als zwei Meter beträgt“, sagt von der Heyden. „Die Kontrollen der entsprechenden 3G-Nachweise werden von Lehrenden und unserem Sicherheitsdienst durchgeführt.“
Auch in den studentischen Wohnheimen macht sich die Präsenz-Lehre bemerkbar. Am 31. Oktober lag die Auslastung der Wohnanlagen bei 98 Prozent. „2020 lag sie am 31. Oktober bei 90 Prozent. Wir sind also wieder auf dem Niveau von 2019“, sagt Josephine Kujau, Pressesprecherin des Studentenwerks Potsdam.
Neben der Präsenz-Lehre vermutet sie als Gründe für die hohe Belegung unter anderem den Zulauf von Studierenden, die ihren Studienstart 2020 verschoben hatten, sowie die höhere Nachfrage von ausländischen Studierenden, die ihr Auslandssemester letztes Jahr ebenfalls verschieben mussten. An der Uni Potsdam waren im Vergleich zum letzten Wintersemester 4,7 Prozent mehr ausländische Studierende eingeschrieben, an der FH hingegen waren es 2,9 Prozent weniger.
Kein 3G in den Mensen
Derzeit arbeitet das Studentenwerk an einer Erweiterung seiner Wohnheime. Die Planungen für das neue Wohnheim in Golm haben inzwischen ergeben, dass bis zu 420 Wohnplätze entstehen können, ursprünglich lag die Planzahl bei 350. Zudem sollen 80 Wohnplätze in der Anna-Flügge-Straße am Alten Markt entstehen: „Der Kaufvertrag zum Erwerb des Grundstücks soll noch in diesem Jahr unterschrieben werden“, sagt Kujau. „Mit einem Baubeginn rechnen wir im Jahr 2024, die Fertigstellung ist für 2027 geplant.“
Die Mensen des Studentenwerks haben derzeit ohne 3G geöffnet, allerdings gilt Maskenpflicht. Die Cafeterias bleiben weiterhin geschlossen. Bei der Jobvermittlung sieht es relativ gut aus: Aktuell sind über 270 Jobangebote online, vor allem in Gastronomie, IT und Kommunikation. Allein im Oktober bewarben sich 548 Studierende auf offene Stellen.
Finanzielle Überbrückungshilfen vom Bund gibt es derzeit nicht mehr, diese konnten zuletzt Ende September beantragt werden. Allerdings können Studierende temporär zinslose Darlehen bei der KfW-Bank beantragen. In Brandenburg sind im aktuellen Wintersemester insgesamt 50 304 Studierende eingeschrieben, rund 300 weniger als noch im letzten Wintersemester.
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