TKS-Basketballer verlieren Derby nach Trainer-Beurlaubung: Stillschweigen auf dem Seeberg
Basketball-Zweitligist TKS 49ers hat das Brandenburg-Derby gegen den SSV Lok Bernau knapp verloren. Der mittelmärkische Verein überraschte vor der Partie mit der Beurlaubung von Trainer Kai Buchmann.
Michael Grunwaldt kam nicht gerade als Optimist daher. Der Vereinspräsident des RSV Eintracht 1949 Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf stand am Samstagnachmittag vor der Halle, in der wenige Minuten später seine Basketballer das Derby gegen den SSV Lok Bernau bestreiten würden. Auf dem Handy checkte er noch rasch ein anderes Ergebnis. Die RSV-Fußballer triumphierten 3:1 über den FSV Bernau und bleiben damit Brandenburgliga-Tabellenführer. „Ha“, prustete Grunwaldt am Halleneingang heraus. „Wenigstens ein Sieg heute gegen Bernau.“
Der Clubboss schien nicht an einen weiteren Erfolg zu glauben. Am Ende mussten sich die TKS 49ers dann unter den Körben auch tatsächlich dem Brandenburger Rivalen geschlagen geben, zeigten bei der knappen 74:79 (15:18, 23:19, 25:24, 11:18)-Heimniederlage aber eine gute, doch eben unbelohnte Leistung. Nach seiner sechsten Schlappe im siebten Saisonspiel bleibt der mittelmärkische Aufsteiger Tabellenletzter der 2. Bundesliga ProB Nord.
Vereinsverantwortliche kommentieren Personalie nur schmallippig
Auf dem Feld gelang letztlich keine Überraschung. Abseits davon erfolgte sie schon vor Spielbeginn: 49ers-Trainer Kai Buchmann war beurlaubt worden und wurde gegen Bernau an der Seitenlinie vom sportlichen Leiter Vladimir Pastushenko vertreten. Der zeigte sich nach der Partie in seinem blauen Polo-Shirt zugeknöpft hinsichtlich der Personalie. Buchmann sei „vorübergehend freigestellt“ und das sei „vor Kurzem“ passiert, sagte Pastushenko schmallippig. Mehr wolle er zu diesem Zeitpunkt nicht kommentieren, betonte der Interimscoach und erklärte, weitere Informationen kämen per Pressemitteilung. Bislang hat der Club die Maßnahme nur im Derby-Spielbericht thematisiert. Darin wird Daniela Wagner, Basketball-Abteilungsleiterin bei der Eintracht, zitiert. „Wie und ob es weiter geht, wird in der Woche in Ruhe besprochen“, heißt es von ihr. Und: „Über die Gründe möchten wir erstmal noch Stillschweigen bewahren. Das sind Interna, die wir nicht nach Außen geben möchten.“
So wurde in der BBIS-Halle auf dem Kleinmachnower Seeberg zunächst viel spekuliert. Viele meinten, Buchmanns Beurlaubung habe weniger mit der bisher dürftigen Punktausbeute zu tun, sondern eher persönliche Hintergründe. Schließlich absolviert er einen schwierigen Spagat zwischen zwei Vereinen, der Probleme bereiten kann. Buchmann übernahm diese Saison das Traineramt bei den TKS 49ers, setzte aber auch sein intensives Engagement als Coach und sportlicher Leiter beim ambitionierten Oberligisten Red Hawks Potsdam fort.
Buchmann sagte, seine Zukunft sieht er bei den Hawks
Unlängst erklärte der 38-Jährige den PNN, dass er seine Zukunft bei den Hawks sieht und mit ihnen den Basketball in Potsdam „richtig groß“ machen wolle. Er sprach von einer „Bayern-München-Mentalität“, was für den einen oder anderen bereits nicht sonderlich sympathisch klingen mag. „Wir möchten schnell Erfolg haben. Dabei gucken wir nicht auf andere“, sagte Buchmann. Argwöhnisch wird diese Einstellung beim USV Potsdam – aktuell die Nummer eins dieser Sportart in Brandenburgs Landeshauptstadt – betrachtet. Dass die Red Hawks vorige Woche auch noch USV-Leistungsträger Colin Craven zu sich abwarben, dürfte das Verhältnis nicht wirklich verbessern.
Und womöglich kommt Buchmanns große Hingabe für das Projekt in Potsdam auch bei den Verantwortlichen der 49ers nicht mehr gut an. Die saubere Vereinbarkeit der Doppelmission scheint nicht wie erhofft zu funktionieren.
Die märkische Macht im Basketball zu werden, ist das selbst erklärte Ziel der „Roten Falken“. Momentan spielen das TKS-Team und Bernau als ProB-Ligisten am höchsten. Der Verein aus Barnim hat sich – auch dank Kooperation mit dem achtfachen Deutschen Meister Alba Berlin – als erste Adresse etabliert. „Vom Papier her gehören sie wieder zu den Besten in unserer Liga“, schätzte 49ers-Sportdirektor Pastushenko ein. Daher mache es ihn stolz, dass seine junge Mannschaft gut im direkten Duell mitgehalten habe.
"Wieder eine Schwächephase, die uns am Ende killt"
Während des dritten Viertels lagen die Hausherren in hitziger Atmosphäre sogar mit sieben Punkten vorne. Bernau war zwar in Sachen Körperhöhe und schneller Ballbewegung stärker, doch die Mittelmärker kamen durch viel Leidenschaft und individuellen Aufwand zu ihren Treffern. „Aber dann erlauben wir uns wie schon oft so eine Schwächephase, die uns am Ende killt“, sagte Kapitän Sebastian Fülle. Über fünf Minuten lang schaffte es sein Team im letzten Viertel nicht, den Ball zu versenken. Auf der anderen Seite wurde ungenügend verteidigt. Aus 66:66 wurde 66:75. „Das frustriert, wenn man eigentlich viele positive Sachen macht, sich das Ergebnis aber durch solche Einbrüche versaut“, meinte der Ex-Bernauer. Dies sei ein Ausdruck der mangelnden Team-Erfahrung. „Wir treffen dann nicht die richtigen Entscheidungen. Das ist ein Prozess, bis man die nötige Cleverness erreicht.“
Wer die Mannschaft auf diesem Weg begleiten wird, ist offen. Pastushenko ist jedenfalls davon überzeugt, dass mit dem vorhandenen Kader „jeder Gegner in der Liga geschlagen werden kann“. Dafür müsste nur das Potenzial konstant abgerufen werden. Auch Fülle hält das Team für ProB-tauglich. Dass es nun zu einer endgültigen Veränderung in der Coaching-Zone kommen könnte, sei nicht einfach, räumte der Kapitän ein. „Wir haben uns ja ein System aufgebaut. Aber ein neuer Trainer ist immer ein neuer Anfang – das kann positiv sein.“ Optimismus, den die TKS 49ers gebrauchen können.
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