zum Hauptinhalt
Der hell verklinkerte Neubau an der Schiffbauergasse soll an ein Schiff erinnern. In dem rund 6,5 Millionen Euro teuren Bau kommen die 45 Angestellten der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüferfirma von Stephan Knabe unter. Zudem soll ein Sportstudio eröffnen und ein Coworking-Space eingerichtet werden.
© Andreas Klaer

Unternehmen mit Familientradition: Steuerberaterkanzlei eröffnet neues Gebäude in der Schiffbauergasse

Am Samstag eröffnet der Neubau einer Steuerberaterkanzlei in der Schiffbauergasse in Potsdam. Inhaber Stephan Knabe geht es auch um Familientradition.

Potsdam - Das Gebäude soll an ein Schiff erinnern. Mit gerundeter Fassade, eine Kante wie ein Bug. „Und hier am Ende sitzt der Käpten“, sagt Stephan Knabe mit einem breiten Lächeln. Der Kapitän ist der 45-Jährige selbst, als Gründer, Chef und Inhaber der Kanzlei Dr. Knabe. Ein Schiff für die Schiffbauergasse in der Berliner Vorstadt, das habe gepasst, sagt Knabe über den Neubau, der am Samstagabend, 24. August 2019, offiziell eingeweiht wird. „Wir sitzen alle in einem Boot“, scherzt der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Für solche Allusionen hat er ein Faible. So stehen auf dem Balkon mit Blick auf das Waschhaus zwei Sessel mit Tischchen aus der gleichen Linie wie in der amerikanischen Anwaltsserie „Boston Legal“.

45 Mitarbeiter hat die Firma, darunter Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Anwälte. Mit Tendenz nach oben: Allein zum 1. August seien sechs neue Leute eingestellt worden, sagt Knabe. Der alte Standort in der Jägerallee war zu klein geworden, also hat der Inhaber gebaut. 6,5 Millionen Euro hat er investiert. In dem hell verklinkerten, vierstöckigen Gebäude soll im Erdgeschoss ein Sportstudio eröffnet und im ersten Stock ein Coworking-Space entstehen, auch einen Konferenzbereich mit 70 Plätzen gibt es.

Für die Mitarbeiter nur da Beste

Auf die Einrichtung der Büros ist er „richtig stolz“. „Meine Mitarbeiter sind mein Kapital, für sie nur das Beste“, sagt er. Tageslichtlampen sorgen für das richtige Licht, unter den höhenverstellbaren Tischen liegen dicke, rechteckige Matten. Sie sollen Waldboden imitieren, wer im Stehen arbeitet, kann sich drauf stellen. An den Wänden hängen riesige Naturfotografien, gedruckt auf schallschluckendem Material. In den Konferenzräumen kann die Scheibe auf Knopfdruck in Milchglas umgeschaltet werden. „Geil, oder?“, freut sich Knabe. Es gibt auch zwei Ruheräume, einen Massageraum und Duschen. Statt Klimaanlage ist in dem „Green Building“ eine Geothermieanlage eingebaut, durch Wasserschläuche in der Decke werden die Räume je nach Bedarf geheizt und gekühlt.

Knabe hat an der Universität Potsdam und in Berlin Volks- und dann Betriebswirtschaftslehre studiert. Dann arbeitete er für das internationale Steuerberatungsnetzwerk KPMG, auch in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz. 2003 gründete er die Kanzlei. „Meine erste Mitarbeiterin habe ich mit dem Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt bezahlt“, erinnert sich Knabe.

Alte Familientradition

Doch die Firmengeschichte reicht noch wesentlich länger zurück, mehr als 90 Jahre. Schon Knabes Großvater Willy Schmädicke war Steuerberater. Knabe zeigt sein Arbeitsbuch von damals. Ein vergilbtes Büchlein, in das handschriftlich notiert ist, dass dieser ab 1928 in dem Beruf arbeitete. Viel hat Knabe aus der Zeit nicht, ein paar Fotos und wenige Dokumente. Denn die Familie wurde in der Nacht von Potsdam 1945 ausgebombt. In Trebbin baute Schmädicke die Kanzlei wieder auf. Seine Tochter, Rotraud Knabe, lernte bei ihm. „Aber sie hat keine Zulassung bekommen, weil die DDR Steuerberater als Helfer des Kapitalismus sah“, sagt Knabe. Sie arbeitete also für 500 Ostmark im Monat als Helferin für Steuersachen in der Kanzlei. Nach der Wende konnte sie selbst als Steuerberaterin tätig sein.

Tisch und Sessel erinnern an die US-Serie "Boston Legal".
Tisch und Sessel erinnern an die US-Serie "Boston Legal".
© Andreas Klaer

Stephan Knabe, der mit Frau und Kindern in der Nähe des Heiligen Sees wohnt, blieb dem Beruf treu. Inhaber der Kanzlei ist er allein. „Sonst gibt das nur Streit, es braucht einen mit einer klaren Linie“, findet Knabe. Heute beschäftigt er sich viel mit Unternehmensnachfolgen. „Das ist ganz viel Psychologie, weil das auch mit vielen Emotionen verbunden ist“, beschreibt er. In Gesprächen versuche er herauszufinden, was dem scheidenden Chef wichtig ist, was die Kinder wollen. Wenn es keinen Nachfolger gibt, könne eine Stiftung helfen. Oder ein Verkauf. „Es gibt tausende Unternehmen, die keinen Nachfolger finden“, sagt Knabe, der bei dem Thema in seinem Element ist. „Es macht oft viel mehr Sinn, eine funktionierende Firma zu übernehmen, als ein Start Up zu gründen, von denen viele nicht überleben.“

Große Show zur Eröffnung

Zur Eröffnung am Samstagabend, zu der 400 geladene Gäste kommen, hat Knabe eine große Show geplant. Die Sängerin Monica Lewis Schmidt, 2018 bei The Voice of Germany, tritt auf, die Saxophonistin Ines Weber soll sich als „Sax Cat“ von der Fassade abseilen und aus dem afrikanischen Inselstaat Sao Tomé und Príncipe hat Knabe 200 Tafeln Schokolade bestellt. Nach einer Reise in das Land im Golf von Guinea hat er begonnen, mit einer eigenen Stiftung dort Bildungsprojekte zu unterstützen.

Und auch die Familiengeschichte soll bei der Eröffnung eine Rolle spielen: Auf einem 45 Meter langen Banner am Bauzaun sollen die einzelnen Stationen dargestellt werden.

Zur Startseite