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Die neue Außenkulisse "Berliner Straße" wird derzeit gebaut.
© M. Thomas

„Babylon Berlin“ aus Potsdam: Start in ein neues Serien-Zeitalter in Babelsberg

Die TV-Krimireihe „Babylon Berlin“ soll ab April größtenteils in Babelsberg gedreht werden. 40 Millionen Euro und eine neue Außenkulisse im Studio sind dafür notwendig. Eine Folge soll insgesamt 2,5 Millionen Euro kosten.

Potsdam - Es soll die deutsche Antwort auf hochwertige, amerikanische Serienkost wie „CSI“, „Die Sopranos“ oder „House of Cards“ werden: Mit „Babylon Berlin“ wird ab April die teuerste deutsche Serie entstehen – zu großen Teilen in Babelsberg. Am Mittwoch wurde das Mammutprojekt im Berliner Kino Babylon von den Machern selbst vorgestellt. Und das sind – schon allein aufgrund der Größe und Kosten dieser Serie – einige.

Die Zahlen sind einzigartig für Deutschlands TV-Serienwelt: Für die 16 Folgen der ersten beiden Serienstaffeln, die garantiert produziert werden, sind unglaublich klingende, knapp 40 Millionen Euro veranschlagt. 200 Drehtage sind angesetzt, 300 Sprechrollen stehen in den Drehbüchern, gleich drei preisgekrönte Regisseure kümmern sich um den einzigartigen Look der Serie, fünf Projektpartner sind nötig, um die Produktion wirtschaftlich und finanziell abzusichern. Ein Umfang, der in Sachen Serienproduktion ein neues Zeitalter in Deutschland einläuten soll.

Zuversicht in Babelsberg

Nicht kleckern, sondern klotzen ist das Motto für die erste Hochglanz-TV-Kriminalserie. Eine weitere Sensation: Es ist das erste Filmprojekt, dass der Bezahlsender Sky gemeinsam mit der öffentlich-rechtlichen ARD aufgelegt hat. Verantwortlicher Produzent für das finanzielle und künstlerische Wagnis ist der Babelsberger X-Filme-Chef Stefan Arndt. „Es ist das erste Mal, dass wir uns an eine Serienproduktion wagen“, erklärte er, zeigte sich aber zuversichtlich. „Die neue Art des Erzählens in hochwertigen Fernsehserien kommt ja aus dem Kino und da haben wir viel Erfahrung“, so der Produzent von „Cloud Atlas“, „Das weisse Band“ oder „Lola rennt“. Daneben gehören die ARD-eigene Filmeinkaufsfirma Degeto und die Beta Film-Firmengruppe zu den Partnern des Serienprojekts.

„Berlin Babylon“ basiert auf der Bestseller-Reihe des Autors Volker Kutscher, dessen Krimis im Berlin der 1920er-Jahre angesiedelt sind. Inmitten dieser „Goldenen Zwanziger“, zwischen zwei Weltkriegen in einer fragilen Demokratie, ermittelt Kommissar Gereon Rath in der damals aufregendsten Stadt der Welt zwischen Macht und Mord, Politik und Liebe, Kunst und Drogen, Fortschritt und Extremismus. Tom Tykwer („Lola rennt“, „Cloud Atlas“), einer der drei Regisseure, war mit Arndt der Initiator der „Babylon Berlin“-Serie: „Wir wollten eine Serie, die in den 1920er-Jahren spielt, weil diese Zeit stürmisch und historisch verrückt war. Der Krimi-Stoff von Kutscher spielt nicht nur in dieser Zeit, der Inhalt ist fesselnd und packend.“ Und außerdem stehe Berlin als damaliger Inbegriff der 1920er-Jahre-Metropole im Mittelpunkt.

Zwölf Millionen Euro für die neue "Berliner Straße"

Um eine würdige Kulisse für das Berlin jener Zeit zu haben, wird derzeit im Studio Babelsberg kräftig gebaut. Die neue Außenkulisse „Berliner Straße“ entsteht auf dem Gewerbe-im-Park-Gelände. Zwölf Millionen Euro kostet die Anlage, die mehr als dreimal so groß wird, wie die alte Außenkulisse, die 2013 abgerissen wurde. Zur Vorstellung der hochklassigen Serie stellte das Studio Babelsberg erstmal das Modell der Kulissenstraße vor: Mehrere Straßen, ein Platz, begehbare Innenhöfe sollen in den nächsten Wochen in den Potsdamer Himmel wachsen. 500 Tonnen Stahl werden verbaut, erklärte Studio-Chef Carl L. Woebcken sichtlich stolz. Entgegen der ersten Planungen soll die Kulissenstraße aber doch nicht als sogenannte Hybridkulisse entstehen. Sowohl Kosten als auch das Aussehen sprächen gegen die sogenannten Green Screens in den oberen Etagen – gedacht war ursprünglich, dass die Kulisse damit per Computer nachträglich in jede beliebige Fassade verwandelt werden kann. Nun wird es eine konventionelle Kulisse, ähnlich dem Vorgänger, wenn auch viel größer und damit vielfältiger nutzbar.

Dort wird dann Schauspieler Volker Bruch zum Premieren-Ensemble gehören, die die neue Kulisse „einspielen“. Der Mime, bekannt aus der erfolgreichen ZDF-Mini-Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“ übernimmt die Hauptrolle, den Kriminalkommissar Gereon Rath, der von Köln nach Berlin versetzt wird und von der quirligen Metropole fasziniert ist. Parallel wird er mit einem Pornoring der örtlichen Mafia konfrontiert und muss ermitteln. Rath zur Seite steht seine Freundin Charlotte Ritter, gespielt von der 25-jährigen Jungschauspielerin Liv Lisa Fries („Sie hat es verdient“).

Jede Folge kostet 2,5 Millionen Euro

Elektrisiert sind alle Teilnehmer dieses Wagnisses – sowohl was die Finanzen angeht als auch die Organisation. In 200 Drehtagen entstehen ansonsten rund zehn Tatort-Krimis. Jede Folge von „Babylon Berlin“ kostet rund 2,5 Millionen Euro – das liegt selbst in internationalen Vergleichen am höchsten Ende. ARD-Programmchef Volker Herres redete dann auch gleich vom „Think big“, also groß zu denken. 2017 soll die Serie Premiere feiern – zunächst beim Bezahlsender Sky. Ein Jahr später darf die ARD die Serie der Superlative – zumindest was die Zahlen angeht – ausstrahlen.

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