Potsdam ändert Schulplanungen: Stadt will Gymnasium an der Pappelallee
Große Bildungsrochade in Potsdam: Die Stadt will ein neues Gymnasium an der Pappelallee errichten. Die dort schon geplante Gesamtschule soll nach Krampnitz ziehen. Allerdings muss die Politik noch zustimmen.
Potsdam - Der Potsdamer Norden soll nun doch früher als gedacht ein Gymnasium bekommen. Das Bildungsdezernat von Noosha Aubel (parteilos) will umfangreiche Änderungen für den bisherigen Schulentwicklungsplan vornehmen - auch nach Druck aus dem Bildungsministerium des Landes, weil Potsdam bisher zu wenig Gymnasialplätze anbietet. Demnach soll auf dem Campus an der Pappelallee, nahe des Reiherwegs, nun ab 2027 ein Gymnasium gebaut werden - bisher war eine Gesamtschule vorgesehen. Die Planungen bestätigte Aubel am Freitag bei einem Pressegespräch. Nach PNN-Informationen ist auch im Gespräch, das Gymnasium schon ab 2024 vorzugründen - etwa im nahen Oberstufenzentrum 1.
Die eigentlich für den Standort Pappelallee vorgesehene Schule "Am Schloss", die in einem Übergangsquartier an der Esplanade sitzt, soll demnach ab 2027 in Krampnitz angesiedelt werden und eine Art gymnasiale Oberstufe erhalten. Später könnten nach PNN-Informationen ein weiteres Gymnasien am Schlaatz und eine Gesamtschule oder ein Gymnasium an der Birnenplantage in Neu Fahrland entstehen, dort besteht aber bislang noch kein Baurecht für die Stadt. Der Standort Schlaatz wiederum ist davon abhängig, wann die dortige Förderschule in Richtung des umstrittenen Waldstadt-Schulcampus umziehen kann, gegen dessen Bau Umweltschützer bereits Klagen angekündigt haben.
Aubel sieht mehrere Vorteile
Diese Variante mit dem neuen Gymnasium an der Pappelallee hätte aus Sicht von Aubel mehrere Vorteile - vor allem könne das bestehende Platzdefizit für Gymnasialplätze schneller gelöst werden. "Wir müssen die Klassen in diesen Schulen schon jetzt bis zum Anschlag füllen." Ferner sei die begrenzte Fläche an der Pappelallee besser für ein Gymnasium als für eine größere Gesamtschule geeignet - zumal dadurch auch noch soziale Angebote für den Stadtteil integriert werden könnten. Im entstehenden Viertel Krampnitz könnte die neue Gesamtschule aus Sicht von Aubel sogar für den gesamten Potsdamer Norden zusätzlich entlastend wirken - zumal die Da-Vinci-Schule im Bornstedter Feld diesen Stadtteil schon abdeckt. Allerdings müssten dann Schüler, die 2020 an der Schule "Am Schloss" begonnen haben, dann voraussichtlich ab 2027 mit nach Krampnitz ziehen. Die Schule sei bereits informiert, der Umzug betreffe zum Glück nicht viele der heutigen Klassenzüge, sagte Aubel.
Schon lange werden mehr Gymnasialplätze gefordert
Die Änderungen sind notwendig: Wie berichtet war schon Mitte 2020 Kritik des für Potsdam zuständigen Schulamts laut geworden. Das forderte wegen der seit Jahren steigenden Nachfrage nach Gymnasialplätzen auch entsprechende Schulen dieses Typs. So fehlten an Gymnasien Plätze - während es für manche Gesamtschulen schwierig sei, genügend Schüler für die Oberstufe zu bekommen. Auch Elternvertreter hatten mehrfach mehr Gymnasialplätze gefordert. Aubel sagte, schon jetzt könne man nur 83 Prozent der Erstwünsche bei der Suche nach einer weiterführenden Schule bedienen - ohne weitere Gymnasien werde dieser Anteil weiter fallen.
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Dagegen hatte sich die rot-grün-rote Rathauskooperation in ihrem Bündnisvertrag eigentlich festgelegt, bis auf das schon länger geplante Gymnasium am Schlaatz, nur noch Gesamtschulen errichten zu wollen. Doch ein Schulnetz ohne neue Gymnasien wäre aus Sicht des Schulamts und des Bildungsministerium nicht genehmigungsfähig, teilte Aubels Dezernat jüngst den Fraktionen mit. Einmal würden eben die Gymnasialplätze dann nicht ausreichen - und es bestehe die Gefahr, dass besonders wenig nachgefragte Gesamt- in Oberschulen umgewandelt werden könnten. Auch die Variante, an bestehende Gesamtschulen massenhaft gymnasiale Oberstufen anzudocken, werde vom Bildungsministerium abgelehnt, so Aubels Bereich - weil so der Charakter von Gesamtschulen verloren gehe.
Es drohe die Gefahr - würde man doch bei der neuen Gesamtschule in der Pappelallee bleiben -, dass das Bildungsministerium den Potsdamer Schulentwicklungsplan kassiere, so Aubels Sorge. Ferner müsste man dann auch zusätzliche Klassen in bestehenden Gymnasien einrichten, um den Rechtsanspruch auf Schulplätze zu erfüllen, so Aubel - allerdings würden dafür die Raumkapazitäten in den Schulen fehlen. Und noch ein Argument hat die Dezernentin: In den vergangenen Jahren hätten sich immer mehr Potsdamer Schüler, mangels der staatlichen Alternativen, für ein privates Gymnasium entschieden. Der Anteil der Potsdamer Schüler in diesen Einrichtungen sei von 40 auf nun 60 Prozent gestiegen, sagte Aubel. Sie hoffe, dass ihre Pläne noch vor der Sommerpause von den Stadtverordneten gebilligt werden können. "Wir sind dem Bedarf der Eltern verpflichtet."
Unterschiedliche Sichten in der Rathauskooperation
Den Plänen muss die Politik noch zustimmen - nach PNN-Recherchen ist es angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament unklar, ob Aubel sich mit mehr Gymnasien durchsetzen kann. Vorbehalte gibt es insbesondere bei Linken und Grünen, die SPD dagegen kann sich Aubels Variante vorstellen - was schon jetzt auch für internen Krach zwischen den Bündnispartnern sorgt. Druck kommt von der CDU. Deren Bildungsexperte Clemens Viehrig macht sich für ein Gymnasium stark, spricht sich gegen eine ideologische Bildungspolitik aus: "Bleibt zu hoffen, dass sich die Realisten innerhalb der Rathauskooperation durchsetzen und die Verwaltung nicht geknebelt wird. Im Grunde ist es ganz einfach: der Eltern-/Schülerwillen sollte unser Maßstab sein." Dagegen sagte der Linken-Stadtverordnete Sascha Krämer, seine Fraktion stehe für ein möglichst langes gemeinsam Lernen: "Kinder brauchen Entwicklungsmöglichkeiten in einer Schule, die alle Bildungsgänge anbietet." Die Mehrgliedrigkeit des Schulsystems führt zu Selektion und verbaut Chancen. Die Grünen-Stadtverordnete Wiebke Bartelt erklärte, sie halte die Pläne der Stadt für nicht nachhaltig. Den Verweis auf das Verdrängen von Schülern an Privatgymnasien halte sie für "polemisch". Sie wolle keine eindimensionalen Schulstandorte, sondern solche, die an wechselnde Bedarfe angepasst werden könnten. Viehrig hingegen verwies darauf, dass Gymnasiasten aus dem Norden bisher keine Schule dort hätten, was schon für mehr Schülerverkehr sorge: "Wir bleiben auch mit einem weiteren Gymnasium die Stadt in Brandenburg die die höchste Gesamtschulquote aufweist."
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