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Hier soll die neue Container-Unterkunft entstehen.
© Manfred Thomas

Geplantes Asylbewerberheim im Bornstedter Feld: Stadt entschuldigt sich für Informationspolitik

Die erste Informationsveranstaltung zu einer neuen Container-Unterkunft für 60 Flüchtlinge in der David-Gilly-Straße begann mit einer Entschuldigung. Etwa 350 Anwohner kamen. Ihr Vorwurf: Sie wurden bei der Planung nicht einbezogen.

Potsdam - Für die Informationspolitik der Stadtverwaltung zum neuen Flüchtlingsheim in der David-Gilly-Straße hat sich Potsdams Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) ausdrücklich bei den Anwohnern entschuldigt. Mit der Abbitte begann sie eine erste Informationsversammlung zu der geplanten Container-Unterkunft, bei der am Donnerstagabend mehr als 350 Potsdamer in die Sporthalle der Karl-Foerster-Schule gekommen waren. Ausdrücklich bedauerte die Beigeordnete dabei, dass die Anwohner nicht von der Stadt, sondern aus den PNN von den Plänen erfahren hatten. „Das läuft üblicherweise anders.“ Ebenso habe die Einladung für die Versammlung leider viele Rechtschreibfehler enthalten, weil ein Entwurf an die Bürger zugestellt wurde.

Der Standort David-Gilly-Straße war erst Mitte Januar bekannt geworden. Dort soll ab Sommer ein Wohncontainer für bis zu 60 Flüchtlinge öffnen. Dafür war eigentlich ein Standort am Reiherweg in Bornstedt vorgesehen gewesen, dieser hatte aber sich aus logistischen Gründen als ungeeignet erwiesen. Bernd Richter vom zuständigen Kommunalen Immobilienservice (KIS) verteidigte die Entscheidung: Man habe den besagten Container als „Schnäppchen“ von der Stadt Cottbus erwerben können und eben ein geeignetes Areal dafür finden müssen. Mit der David-Gilly-Straße neben der Kita „Tönemaler“ sei nun ein Platz gefunden. Die Stadt geht nach ihren Unterlagen von 600.000 Euro Ersparnis im Vergleich zu neuen Containern aus.

Keine großen Container-Dörfer in Potsdam

Die Stadtverordneten hatten den Standort bereits Ende Januar mit großer Mehrheit beschlossen. Mehrere Anwohner kritisierten, dass sie nicht einbezogen worden seien. Müller-Preinesberger hielt dem entgegen, in einer Demokratie seien die Stadtverordneten dazu gewählt, solche Entscheidungen zu treffen. „Und wir knicken nicht ein, weil manche Bürger in einem Stadtteil gegen einen Standort sind.“

Die Beigeordnete stellte auch dar, dass allein in diesem und im kommenden Jahr insgesamt 1200 Flüchtlinge aufgenommen werden müssten. Allerdings gebe es in Potsdam keine Wohnungen, die Unterbringung sei daher eine Herausforderung. Potsdam habe den Weg gewählt, vor allem viele kleinere Unterkünfte mit einigen Dutzend Flüchtlingen zu schaffen – und keine Containerdörfer mit mehreren Hundert Personen wie im benachbarten Berlin. Das habe auch den Vorteil, dass in Potsdam die Asylbewerber so untergebracht werden könnten, dass verfeindete Volksstämme und Religionsgemeinschaften nicht in einer Unterkunft leben müssten. Für das Bornstedter Feld seien unter anderem Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und anderen Krisenregionen zu erwarten, hieß es.

Hortkinder mischen sich in die Debatte um das geplante Asylbewerberheim ein: Lesen Sie den Beitrag HIER.

Jugendamtschef Reinhold Tölke sagte, aktuell gebe es allein im Potsdamer Norden noch 43 freie Kita-Plätze, für die gesamte Stadt stehe ein Puffer von 500 Plätzen zur Verfügung. Daher könnten die Kinder der Flüchtlinge betreut werden, ohne dass sich Familien Sorgen um zu wenige Kita-Plätze machen müssten. Müller-Preinesberger verwies wiederum auf rund 150.000 Euro, die die Stadt für Integrationsmaßnahmen zur Verfügung stellt, „damit Fremdheit abgebaut werden kann“. Am Ende überwogen die positiven Wortmeldungen für die neue Flüchtlingsunterkunft deutlich. Die Hebamme Peggy Jahnel beklagte zum Beispiel zwar die Informationspolitik der Stadt, sagte aber auch: „Das entbindet uns aber nicht von der Pflicht zu helfen.“

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