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Die Lange Brücke soll ab 2023 abgerissen und neu gebaut werden.
© Andreas Klaer

Verkehr in Potsdam: Sorgenkind Lange Brücke

An zwölf Brücken in Potsdam gibt es größere und kleinere Einschränkungen. Für die Sanierung wird die Stadt viel Geld brauchen.

Potsdam - Die Schäden klingen besorgniserregend: Die Lange Brücke ist nur noch eingeschränkt tragfähig. Bei der Humboldtringbrücke über die Nuthe besteht die Gefahr, dass der verwendete Stahl reißt. Und bei der undichten Fußgängerbrücke am Stern-Center gibt es Asphaltblasen und Rost. Das sind drei Ergebnisse einer Gesamtschau für die Potsdamer Brücken, die die Bauverwaltung am Donnerstag vorgelegt hat. Anlass war eine im März beschlossene Initiative der Linken für einen Zeitplan zur Sanierung von Brücken.

Für alle Brücken 40 Millionen Euro nötig

Dafür wird die Stadt viel Geld brauchen. „Um alle Brücken in einen guten Zustand zu versetzen, benötigen wir in den nächsten Jahren schätzungsweise 40 Millionen Euro“, sagte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos). Doch das sei bisher in den Haushaltsplanungen nur unzureichend berücksichtigt, machte er deutlich. Rubelts Fachbereich Verkehrsflächen hat ausgerechnet, dass allein für die Instandhaltung der 58 Potsdamer Brücken bis Ende 2023 drei Millionen Euro mehr nötig seien als die bisher geplanten 2,4 Millionen Euro. Und bei den Investitionen seien bis 2023 knapp 7,6 Millionen Euro mehr nötig – bisher seien dafür erst knapp 720 000 Euro vorgesehen. An zwölf Brücken gibt es demnach bereits größere und kleinere Einschränkungen. 

Großer Sanierungsstau bei Potsdamer Brücken

Selbst die 2009 neben der Langen Brücke errichtete Tram-Brücke ist schon betroffen – der Bericht vermeldet Rost, offene Fugen und betont zudem Wasserschäden „durch Planungs- und Baudefizite“, für deren Beseitigung 2020 mindestens eine Million Euro zur Verfügung stehen sollen.  Aus Rubelts Sicht habe sich bei den Brücken – wie auch schon bei den Potsdamer Straßen – inzwischen ein großer Sanierungsstau gebildet, der nun sukzessive abgearbeitet werden muss. So seien beispielsweise sieben Brücken älter als 70 Jahre. 17 weitere Brücken aus den 1960-er bis 80-er Jahren seien wegen defekter Dichtungen so durchfeuchtet, dass die Substanz gelitten hat. Und auch an 35 Brücken aus den 90-er Jahren müsste nun erstmals wieder saniert werden. Warten lohne dabei nicht, so der Fachbereich in seinem Bericht: „Andernfalls verkürzt sich die Nutzungsdauer der Bauwerke.“ 

Für die 1961 auf vier Einzelübergängen errichtete Lange Brücke ist die Zeit indes schon fast abgelaufen. „Betonabplatzungen und Korrosion schreiten voran“, heißt es in dem Bericht. Im Sommer ist – zum weiteren Schutz – bereits ein Tempo 30 für Laster erlassen worden. Grund war damals, dass wegen des Waldbrands in Fichtenwalde Ende Juli an einem Tag der Autobahn-Verkehr inklusive vieler Lastkraftwagen auch über die Potsdamer Innenstadt und eben die Lange Brücke geleitet wurde, wie Fachbereichsleiterin Martina Woiwode erklärte. Eine Sonderprüfung der besonders gebauten Spannbetonbrücke habe glücklicherweise keine weiteren Schäden ergeben. Schon seit dem vergangenen Jahr ist das Bauwerk für 30-Tonner-Wagen tabu. Die Brücke werde auch regelmäßig kontrolliert – damit sich kein Unglück ereignen könne, wie es ausdrücklich hieß.

Leipziger Dreieck soll zuerst fertig werden

Allerdings will das Rathaus mit dem Neubau noch warten, bis der Umbau des Leipziger Dreiecks und der vom Land geplante Neubau der Hochbrücke der Nutheschnellstraße bis 2023 beendet ist. Dann aber soll die Lange Brücke vier Jahre lang bis 2027 abgerissen und neu errichtet werden – und zwar abschnittsweise, damit die Verkehrsbehinderungen im Rahmen bleiben, wie Woiwode erklärte. So sollen zwei Fahrspuren in beide Richtungen erhalten bleiben – „wenn es gut läuft“. Aktuell gibt es sechs Spuren. Allein für dieses Projekt rechnet die Stadt mit Baukosten in Höhe von mindestens 24 Millionen Euro, je nach der weiteren Entwicklung der derzeit generell steigenden Baupreise. Allerdings kann die Stadt – anders als zunächst gedacht – auf Fördermittel hoffen. Rubelt sprach nach Gesprächen mit dem Land von einer „positiven Aussicht“. In dem Bericht geht die Stadt von 70 Prozent Förderung aus, was den nötigen Eigenanteil für das Rathaus auf 7,2 Millionen Euro senken könnte.

Nuthebrücke soll neu gebaut werden

Parallel zum Neubau der Langen Brücke soll ab 2023 auch die Nuthebrücke am Horstweg neu gebaut werden. Auch hier bestehe die Gefahr, dass der verwendete Stahl reißt. Der Ersatzbau soll 2,8 Millionen Euro kosten, mit einer insgesamt zweispurigen Behelfsbrücke sollen die Verkehrsbehinderungen in Grenzen gehalten werden, so die Planungen.
Schon für 2022 ist ein Neubau für die Brücke an der Hauptstraße im Ortsteil Marquardt geplant. Das sei auch für die eingangs erwähnte Humboldtringbrücke sowie die zwei Brücken am Nuthedamm nötig, heißt es in dem Bericht. Für all diese Projekte werden knapp 3,5 Millionen Euro Kosten veranschlagt. 
In dem Programm der Stadt ist auch eine völlig neue Brücke enthalten: Die schon lange angekündigte sowie barrierefrei gestaltete Geh- und Radwegbrücke zwischen Potsdam und Werder (Havel) über den Großen Zernsee. Für 4,5 Millionen soll diese bis Ende 2021 errichtet werden, die Kosten teilen sich die profitierenden Gemeinden, dazu sind auch hier Fördermittel beantragt.
Mit Themen wie am Donnerstag hat Rubelt schon Erfahrung: Bereits im Sommer hatte er vor Journalisten den Sanierungsstau für das insgesamt 630 Kilometer lange Potsdamer Straßennetz zusammengefasst. Demnach müssten insgesamt 122 Millionen Euro investiert werden, um alle Straßen in einen guten bis sehr guten Zustand zu versetzen. Auch in dem Bereich müsse mehr investiert werden, so Rubelts Forderung für künftige Haushaltsberatungen im Stadtparlament.

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