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Mariia Salko stammt aus Kiew und lebt seit 2015 in Potsdam.
© privat

„Massiver Schock“: So erlebte eine Ukrainerin in Potsdam die Nachricht der russischen Invasion

Mariia Salko fand den Angriff Russlands erwartbar. Putins Krieg gegen ihre Heimat habe nicht jetzt erst begonnen, sagt sie. Ein Protokoll.

Mariia Salko stammt aus Kiew. Seit 2015 lebt die 32-jährige Ukrainerin in Potsdam, fährt jedoch etwa alle zwei Monate in ihre Heimat, wie sie es selbst nach wie vor nennt. Mariia Salko arbeitet als Produktmanagerin für den Online-Händler Zalando. Die PNN sprachen mit ihr, während sie am Donnerstag auf dem Weg zu einer Solidaritätskundgebung für die Ukraine in Berlin war. Ein Protokoll.

„Ich habe den Beginn der Invasion Russlands in der Ukraine als massiven Schock erlebt – auch wenn sie erwartbar war. Meine Mutter lebt in Kiew, ich habe Freunde und Verwandte dort, ich fühle mich sehr betroffen. Ich finde es ganz wichtig, dass die Deutschen verstehen, dass der Krieg in meinem Land schon 2014 begonnen hat.

Es gehört zu dem Beitrag, den die Potsdamer, den die deutsche Bevölkerung jetzt leisten kann: anzuerkennen, welche Geschichte hinter dem jetzigen Geschehen steckt. Russland hat die Ukraine nie als unabhängiges Land akzeptiert. Ich finde auch die Wortwahl wichtig: Das ist ein Krieg, eine russische Invasion – keine Ukraine-Krise, wie es auch manche Medien in Deutschland noch immer bezeichnen.

Das Schlimme ist: Diese Invasion, dieser Krieg hätte meiner Meinung nach verhindert werden können, wenn Deutschland, die EU, die Welt schon 2014 härter reagiert hätten. Schon damals handelte es sich nicht um einen internen Konflikt, sondern es war ein Angriff auf die humanitären Werte.

Jetzt braucht es aus meiner Sicht drei Konsequenzen. Erstens muss Deutschland Nord Stream 2 sofort stoppen, und zwar definitiv. Es muss sogar jede Art von Verhandlungen über die Pipeline abbrechen. Zweitens sollte Deutschland Waffen an die Ukraine liefern – nicht nur Helme, die helfen jetzt überhaupt nicht. Drittens braucht es stärkere wirtschaftliche Sanktionen. Deutschland sollte auf jede wirtschaftliche Kooperation mit Russland verzichten. Die Verbrechen der deutschen Wehrmacht in der Sowjetunion, auch auf dem Gebiet der heutigen Ukraine, können kein Argument dafür sein, den Krieg Russlands gegen die Ukraine heute nicht zu verurteilen.

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Ich bin ganz sicher, dass auch die deutsche Bevölkerung laut werden und so Druck auf die Regierung ausüben kann, damit diese Konsequenzen gezogen werden. Darüber hinaus können auch Potsdamer und alle anderen eine der vielen Organisationen in der Ukraine unterstützen, die jetzt Hilfe brauchen, auch finanziell.

Aus Gesprächen mit meinen Freunden und Verwandten in der Ukraine weiß ich: Sie tun ihr Bestes, um jetzt nicht in Panik zu verfallen. Zumindest die Menschen aus meinem direkten Umfeld wollen die Ukraine jetzt nicht verlassen. Sie wollen ihr Land verteidigen. Manche, auch aus meiner Familie, wollen kämpfen.

Ich glaube an unsere Armee. Ich bin eine Patriotin und weiß, dass die Armee stark ist und nicht aufgeben wird. Wir kämpfen nicht nur für die Ukraine, wir kämpfen für die Menschenrechte. Aber wir brauchen jetzt die Hilfe der Nato. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, die Ukraine in die Nato aufzunehmen.

Ich weiß nicht, wie es nun weitergeht. Aber ich bin sicher, der Krieg wird nur dann enden, wenn wir unser gesamtes Gebiet zurückbekommen. Wenn die Welt Putin jetzt nicht aufhält, wird er immer weitermachen und gegen westliche Werte kämpfen. Eigentlich kann es nur dann gut ausgehen, wenn Russland eine neue Regierung bekommt. Ich bete für die Ukraine.“

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