Potsdamer gedenken der Corona-Opfer: "Sie hätte noch Jahre leben können"
Am Sonntag trafen sich Potsdamerinnen und Potsdamer zum Gedenken an die Corona-Verstorbenen am Bassinplatz. Für die 227 Corona-Toten wurden Kerzen entzündet.
Potsdam - Es war bitterkalt, als sich am Sonntag (7.3.) neun Frauen und Männer vor der katholischen St. Peter-und-Paul-Kirche am Bassinplatz trafen und Kerzen anzündeten, um an die 227 Potsdamer zu erinnern, die bisher an und mit dem Coronavirus verstorben sind. Erstmals hatten bei dem nun immer sonntags um 16.45 Uhr stattfindenden überkonfessionellen Gedenken Angehörige die Möglichkeit, über das Leben ihrer an der Pandemie gestorbenen Verwandten und Freunde zu sprechen.
Damit sollte die Erinnerung mit Gesichtern verbunden werden können, die Menschen sollten nicht vergessen werden. Doch das wollte niemand. „Vielleicht liegt es nicht nur am Wetter, vielleicht wollen viele ihre Trauer im Privaten halten”, sagte Gisbert Fanselow, Linguistik-Professor und einer der Initiatoren.
Mit Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus, an Covid verstorben
Dass Corona-Erkrankte oft viel zu früh sterben, auch wenn sie auf ein langes, erfülltes Leben zurückblicken können, erzählte eine Potsdamerin den PNN während des Gedenkens. Ihre 86 Jahre alte Mutter Inge R., die in Berlin als Ärztin gearbeitet hatte, starb vor knapp vier Wochen im St. Josefs-Krankenhaus an Covid.
Sie war wegen eines Oberschenkelhalsbruches aus ihrem Heim in die Klinik gebracht worden, wo sie gleich am ersten Tag positiv getestet worden sei. „Sie hielt noch einen Monat durch”, sagte ihre Tochter Uta, „es war ein ganz furchtbares Ende. Ohne Corona hätte sie noch ein paar Jahre leben können.”
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An das überkonfessionelle Gedenken schloss sich ein Gedenkgebet in der Kirche an. Eine Lehrerin der Marienschule trug dabei aus dem Tagesspiegel den Fall der Berliner Krankenschwester Siegrun Dorothea Schmidt vor. Sie hatte sich während ihrer Arbeit auf einer Corona-Station angesteckt und starb nach wochenlangem künstlichen Koma im Alter von 57 Jahren.
Das Gedenken an die Potsdamer Opfer der Pandemie hatten im Dezember, wie berichtet, die Linguistik-Professoren Fanselow und Manfred Stede gemeinsam mit Matthias Ingenlath, einem Chefarzt der Havelland-Kliniken, initiiert. Zunächst wurden Kerzen sonntags am Obelisken auf dem Alten Markt entzündet, Mitte Februar zog der Gedenkort an die St. Peter-und-Paul-Kirche um. Draußen, am Kirchenzaun, leuchten sonntags Kerzen, in der Kirche liegt ein Buch aus, in dem Besucher ihre Gedanken niederschreiben können. In der vergangenen Woche hatten Unbekannte den Gedenkort mit Kreide-Schmierereien verunstaltet.
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