Radfahren in Potsdam: Schneller radeln ab 2019
Ein neues Leitsystem mit 1500 Wegweisern soll das Radfahren in Potsdam attraktiver machen. Doch der Weg zur Zweirad-Stadt ist weit.
Potsdam - Mehr Raum für Radler und eine bessere Beschilderung der Routen durch die Stadt sollen das Zweirad gegenüber dem Auto künftig attraktiver machen. Die Stadtverwaltung gab dazu am gestrigen Dienstag ein neues Leitsystem für Radfahrer frei. Entlang eines rund 200 Kilometer langen Routennetzes wurden dazu stadtweit mehr als 1500 Wegweiser ausgetauscht beziehungsweise neu aufgestellt. „Damit könnten die Radverkehrsströme gezielt gelenkt und die geschaffene Infrastruktur intensiver genutzt werden“, sagte der Radverkehrsbeauftragte Torsten von Einem bei der Enthüllung eines Schildes in Babelsberg.
Mit den Schildern würden nun die wesentlichen Strecken des Alltagsverkehrs sowie alle derzeit vorhandenen touristischen Radrouten gekennzeichnet. Zudem werde damit unterstrichen, dass die Stadt auch künftig das Rad als Verkehrsmittel fördern wolle. Auf den Wegweisern sind die wesentlichen Ziele angegeben wie etwa der Hauptbahnhof, das Zentrum der Landeshauptstadt, das Strandbad Babelsberg sowie weiter entfernt liegende Orte wie Berlin-Wannsee oder Teltow. Allerdings ist nur das Strandbad in Babelsberg und nicht Wannsee mit einem eigenen Bade-Symbol versehen. „Da wollen wir doch das nächste Bad nehmen“, sagte von Einem.
Leitsystem für Potsdam: Radwege neu gebaut oder erneuert
In das neue Leitsystem wurden 150 000 Euro investiert. Gefördert wurde das Projekt zu rund einem Drittel aus Bundesmitteln. Bestehende Routen wie die des Europaradweges R1 wurden in das Leitsystem integriert.
Laut Stadt wurden zudem in den vergangenen Jahren zahlreiche Radwege erneuert oder neu gebaut. Dazu zählen unter anderem der Uferweg am Jungfernsee und der Lückenschluss zwischen der Speicherstadt und dem Nuthepark sowie die Sanierung der Lindenallee.
Radschnellweg von Potsdam bis nach Teltow
In den kommenden Jahren will die Verwaltung verstärkt Radschnellwege einrichten. Das sind extra breite Radwege, auf denen möglichst keine Ampeln oder Kreuzungen die Radler bremsen und sie Vorfahrt haben. Wenn sie streckenweise auf Straßen verlaufen müssen, gilt für Autofahrer eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Einer davon soll bis 2019 von Potsdam über Stahnsdorf nach Kleinmachnow und Teltow führen. Dazu habe die Stadt eine Machbarkeitsstudie erstellt, die in der Stadtverordnetenversammlung beraten werden soll, sagte von Einem. Die Gesamtkosten betragen für den Abschnitt bis Stahnsdorf nach ersten Berechnungen der Stadt rund 3,9 Millionen Euro.
Ab 2019 soll auch ein Schnellweg von der Innenstadt über Potsdam-West bis nach Werder (Havel) führen. Dazu existiere bereits eine Planungsvereinbarung mit Werder, die aber noch durch das dortige Kommunalparlament beschlossen werden müsse. Teuer würde der Weg vor allem wegen eine Brücke, die entlang der Bahnstrecke über die Havel gebaut werden müsste. Allein die Brücke koste rund 3,3 Millionen Euro. Die beiden Kommunen hoffen auf eine finanzielle Förderung des Bundes von bis zu 75 Prozent. „Dann bleiben immer noch rund 600 000 Euro“, sagte von Einem. Als Zukunftsmusik bezeichnete er einen Schnellweg in den Potsdamer Norden, nach Fahrland und nach Krampnitz.
Immer mehr Radfahrer in Potsdam
In den vergangenen Jahren nutzten deutlich mehr Potsdamer das Rad als Fortbewegungsmittel, wie aus dem Bericht zum Radverkehr 2014 hervorgeht, der am heutigen Mittwoch in der SVV vorgestellt werden soll. Demnach stieg die Zahl der Radfahrer seit 2008 um mehr als zehn Prozent. Die bestehende Infrastruktur müsse weiter angepasst und ausgebaut werden, um die steigende Zahl der Radler aufnehmen zu können. „Dies bedeutet unter anderem breitere Wege und größere Aufstellflächen an Kreuzungen.“ Auch die Verkehrssicherheit müsse verbessert werden. Eine Entwicklung wie in Berlin, wo zuletzt teils aggressives Verhalten von Radlern kritisiert wurde, habe von Einem in Potsdam bislang noch nicht beobachtet. Zwar komme es auch hier immer mal wieder zu Konflikten. „Aber ich habe schon das Gefühl, dass die Verkehrsregeln hier besser eingehalten werden“, sagte er. Dies sei aber nur seine persönliche Meinung.
Jann Jakobs im Interview: "Potsdam wird keine autogerechte Stadt" >>
Stefan Engelbrecht
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