Metropolishalle öffnet für Kriegsflüchtlinge: Schlafplätze statt Konzerte
Zunächst 70 Geflüchtete aus der Ukraine beziehen die neue Potsdamer Sammelunterkunft. Gerechnet wird vor allem mit vielen Müttern und Kindern.
Potsdam - 70 Geflüchtete aus der Ukraine beziehen als erste am Karfreitag die Metropolishalle in Babelsberg. Das kündigte Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) am Mittwoch an. In der Veranstaltungshalle werden derzeit insgesamt 308 Schlafplätze aufgebaut. Die 3000 Quadratmeter große Halle wurde dafür in mehr als 80 abschließbare Kabinen aufgeteilt, in denen meist vier Betten, ein Blechschrank, Tisch und Stuhl stehen. An den Tischlampen befinden sich – im Zeitalter von Smartphones und Tablets – wichtige USB-Ladebuchsen, sagte Filmpark-Chef Matthias Voss.
In der Halle selbst gebe es ein Hotspot-System der Telekom, das bis zu 2000 Nutzer gleichzeitig erlaubt und eine 50-Mbit-Anbindung hat, erklärte Voss weiter. Im sanitären Bereich gibt es neben den Toiletten der Halle sechs Duschcontainer mit jeweils fünf Duschkabinen und Waschbecken, die vor der Halle aufgestellt wurden. „Die waren nicht einfach zu organisieren, wir sind ja nicht die einzigen, die aktuell solche Dinge benötigen“, sagte Voss.
Plätze in Hotels nicht mehr verfügbar
Die Unterbringung der Geflüchteten in der Halle wurde notwendig, weil ein Großteil der zuvor eilig in Hotels und Pensionen gemieteten Schlafplätze für die vorm Ukraine-Krieg Geflüchteten von den Hoteliers nicht weiter verlängert werden. Dabei handelt es sich laut Meier um rund 600 Plätze, für die nun größtenteils Ersatz beschafft werden soll. Neben der Metropolishalle als neue Gemeinschaftsunterkunft sollen bereits genutzte Einrichtungen in der Zeppelinstraße und in der Pirschheide erweitert werden.
Wie hoch die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine ist, vermochte Meier nur schwer zu beziffern, da es keine Meldepflicht für diese Personengruppe gibt. „Nur Geflüchtete, die Leistungen erhalten wollen, müssen sich registrieren“, so Meier. Bisher seien 1579 solche Anträge gestellt worden, die aber auch mehreren Personen gelten können, so die Sozialbeigeordnete. Sie rechnete mit „mindestens 2400 bis 2600 Geflüchteten in Potsdam – plus X“, so Meier.
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Betrieben wird die Gemeinschaftsunterkunft vom Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig des Deutschen Roten Kreuzes. Unterstützt wird das Team, das sich aus Sozialberatern und -betreuern, Sanitätsdienstleistern und DRK-Ehrenamtlern zusammensetzt, auch von Mitarbeitern der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt sowie von der Flüchtlingshilfe Babelsberg, wie DRK-Geschäftsführerin Christine Großer hervorhob. Die Küchen-Dienstleistungen für die Geflüchteten – es gibt einen Mittagstisch sowie ein Büffetangebot zum Frühstück und Abendbrot – kommen laut Großer von der Wisag-Gruppe, die Sicherheit in der Halle und in den Außenbereichen wird von Securitas verantwortet.
Sozialbeigeordnete Meier rechnet mit vielen Müttern und Kindern
Großer und Meier machten gleichermaßen darauf aufmerksam, dass die ukrainischen Geflüchteten nicht mit Asylbewerbern oder geduldeten Flüchtlingen zu vergleichen seien. „Sie können sich frei bewegen, ihren Aufenthaltsort frei bestimmen, auch einfach die Halle verlassen und weiterziehen, in der Halle selbst auch Besuch empfangen.“ Aufgrund der speziellen Geflüchteten-Strukturen rechne man vor allem mit vielen Müttern und Kindern, so Meier.
Bei einer Gemeinschaftsunterkunft müsse man Geräuschpegel und Beleuchtung in den Hallenbereichen berücksichtigen. Aufgrund dieser besonderen Situation werden in der Metropolishalle nur Geflüchtete mit Kindern ab fünf Jahren aufgenommen. Ukrainer:innen mit Kleinstkindern sollen in anderen Einrichtungen wie in der Pietschkerstraße am Stern untergebracht werden. Letzterer Ort wird im Zuge der Geflüchteten-Situation wiedereröffnet, so Meier. Haustiere seien in der Metropolishalle nicht erlaubt.
Halle soll bis September als Gemeinschaftsunterkunft dienen - mindestens
Die Nutzung der Halle als Gemeinschaftsunterkunft sei vorerst bis September geplant, es gebe eine Verlängerungsoption, so Potsdams Sozialbeigeordnete. Halleneigentümer Matthias Voss erklärte, die Entscheidung, die Halle als Flüchtlingsunterkunft umbauen zu lassen, habe „nicht lange reifen müssen“. Allerdings mussten einige Veranstaltungen wie eine Show des Künstlers Sascha Grammel sowie Messen und Konferenzen abgesagt werden. Über die Finanzierung der Gemeinschaftsunterkunft konnte Meier noch keine eindeutige Aussage treffen, dafür sei man mit dem Land in Verhandlung.
Ferner kündigte Potsdams Sozialbeigeordnete verstärkte Aktivitäten im Wohnungsbau an. Die Stadt wolle voraussichtlich ab 2023 in vereinfachter Systembauweise – ausdrücklich keine Containerlösung – Wohnungen bauen lassen, Bauherr könne die städtische Wohnungsbauholding Pro Potsdam sein. Aber, so Meier, es gebe auch Interesse bei privaten Investoren.