Zukunft der Potsdamer Tropenhalle weiter offen: SC Potsdam will Biosphäre betreiben
Der Verein möchte nach einer möglichen Umgestaltung zu einer Kaltlufthalle das Sportangebot und den Bürgertreff übernehmen. Ein Umbau würde mindestens elf Millionen Euro kosten.
Potsdam - Der SC Potsdam hat Interesse, Teile der Biosphäre nach einem möglichen Umbau zu einer Kaltlufthalle zu betreiben. Neben den Sportflächen stünde der Verein auch als Betreiber für einen Bürgertreff bereit. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Rieger am Mittwoch den PNN. Im Potsdamer Norden fehle es an Infrastruktur für den Sport. Sollte sich die Stadtpolitik entschließen, die Biosphäre in diese Richtung zu entwickeln, würde man das gern unterstützen, so Rieger. „Wir sind dafür offen.“ Er habe auch schon die Stadtverwaltung informiert.
Genauere Pläne könne der Verein laut Rieger erst machen, wenn klar sei, welche Möglichkeiten eine umgebaute Biosphäre für den Breitensport biete. Denkbar sei neben Volleyball auch Klettern. Davon hänge auch ab, ob man die ganze Innenfläche oder nur einen Teil davon für den Sport nutze. „Wir denken da vier, fünf Jahre voraus“, sagte Rieger. Der Verein sei bereits an mehreren Schulen im Potsdamer Norden aktiv und sehe in der Idee eine Chance für die Entwicklung im Bornstedter Feld. Im Kirchsteigfeld ist er schon seit Jahren Träger des dortigen Bürgertreffs.
Auch der Vereinspräsident steht hinter der Idee
Der SC Potsdam ist nach seinen Angaben mit rund 4000 Mitgliedern größter Sportverein des Landes Brandenburg, Aushängeschilder sind die Volleyballmannschaft der Frauen und die Bobsportabteilung. In den vergangenen Jahren war der Verein expandiert, hatte 2016 zum Beispiel im Norden der Stadt die Pinguin-Schwimmschule übernommen. Präsident ist seit vergangenem Jahr der frühere SPD-Kommunalpolitiker und Projektentwickler Andreas Klemund, der bis Mitte 2020 auch Chef des kommunalen Sportparks Luftschiffhafens war. Auch Klemund stehe hinter der Idee für die Biosphäre, so Rieger.
Die Stadtpolitik diskutiert derzeit die Zukunft der defizitären Tropenhalle. Neben einer Modernisierung steht ein Umbau zu einer energiesparenderen Nutzung zur Debatte. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und die Bauverwaltung werben für einen Umbau der Tropenhalle zu einer Freizeit- und Klimabildungsstätte. Bisher muss das Rathaus jährlich mehr als 1,6 Millionen Euro für die defizitäre Tropenhalle aufwenden.
Im Bauausschuss waren am Dienstagabend die Kostenschätzungen für drei Varianten einer sogenannten Kaltlufthalle vorgestellt worden. Demnach wären im günstigsten Fall elf Millionen und in der teuersten Variante 16,6 Millionen Euro an Investitionen für den Umbau fällig. Die Kalkulation basiere auf den Baupreisen von 2021, sagte der für Sonderbauprojekte der Stadt zuständige Koordinator Harald Kümmel.
Mehrere Varianten werden diskutiert
Wie berichtet sieht die radikalste Lösung vor, im heutigen Foyer ein Nachbarschaftszentrum unterzubringen, die Orangerie als Eventlocation zu nutzen. Die Außenwände der Tropenhalle würden geöffnet. Das Innere verwildern. Die zweite Variante sieht ebenfalls eine Öffnung vor. Allerdings würde in dieser Variante der schräge Boden eingeebnet und als Multifunktionsfläche nutzbar. Die dritte Variante sieht den Erhalt der Außenwände im Mittelteil vor und eine auch im Winter uneingeschränkt nutzbare Multifunktionsfläche in der früheren Tropenhalle. Eine Schätzung zu den jeweiligen Betriebskosten liegt allerdings noch nicht vor.
Im Ausschuss stieß die Mitteilung auf geteiltes Echo. Ralf Jäkel (Linke) verwies darauf, dass es für einen „Kieztreff mit Basketballhalle“ keine Fördermittel wie für eine überregionale Touristenattraktion gebe. Horst Heinzel (CDU) sagte, ein Umbau sei die letzte Chance, aus der Biosphäre etwas zu machen, das dem Stadtteil nützt. Allerdings gebe es noch viele offene Fragen.
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Die Prüfung geht auf Initiative des SPD-Stadtverordneten Pete Heuer zurück. Dieser hatte eine vermeintlich günstige sogenannte Kaltlufthalle angesichts der Debatte zum geplanten Umbau des defizitären Baus für mehr als 20 Millionen Euro ins Spiel gebracht. Wie berichtet hatte sich die Bauverwaltung zunächst äußerst skeptisch zu dieser Variante gezeigt – weil angeblich schon alles untersucht worden sei.
Heuer hatte Anfang der Woche nochmals in einer E-Mail an die Stadtverwaltung und die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung für seine Variante geworben. Sein Ziel sei es, „die Investitionskosten und die Betriebskosten zu minimieren“, schreibt Heuer, „und ein attraktives Zentrum für die Stadtteilarbeit, eine Gastronomie sowie ein zweckmäßiges Sport- und Freizeitangebot für die Potsdamerinnen und Potsdamer insbesondere im Norden der Stadt zu schaffen“. Außerdem könne dann das am Standort Reiherweg/ Pappelallee vorgesehene Stadtteilzentrum an einem zentraleren Standort im Stadtteil unterkommen.