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Günther Jauch ist einer der Großspender für das Projekt. 
© Ottmar Winter

Spendenkampagne mit Günther Jauch: Retter für Campanile der Friedenskirche gesucht

Die Schlösserstiftung startet eine Spendenkampagne für die dringend nötige Sanierung des Turms der Friedenskirche. Günther Jauch gibt eine Million Euro.

Potsdam - Ein bisschen ist sie mit Schuld daran, dass Günther Jauch sich in Potsdam verliebt hat. Sein erster Besuch hier galt Schloss Sanssouci – und der Friedenskirche. Am 24. Dezember 1989 war das, über den Schlossterrassen habe Raureif gelegen. „Und dann habe ich zu meiner Frau gesagt: Hier würde ich gerne wohnen. Machste mit?“ 

Bekanntlich machte sie mit. Einige Jahre später zog Jauch mit seiner Familie nach Potsdam, 2006 heiratete das Paar in der Friedenskirche. Nun sorgt er mit einer Großspende dafür, dass der Anblick des unter Friedrich Wilhelm IV. errichteten Gebäudekomplexes auch nachfolgenden Generationen erhalten bleibt.

Günther Jauch und die Reemtsma-Stiftung geben je eine Million Euro

Am Dienstag startete die Schlösserstiftung gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bauverein der Friedenskirchgemeinde eine deutschlandweite Spendenaktion zur Rettung des Campanile, des frei stehenden Turms der Kirche. Die letzte Sanierung fand vor 100 Jahren statt, die Schäden im Innern des Bauwerks sind immens: Die Betondecken der Zwischenebenen sind marode, die kunstvolle Wendeltreppe aus Gusseisen von Rost zerfressen, einzelne Sandsteinsäulen sind nicht mehr tragfähig. Kurz gesagt: Die ganze Statik ist gefährdet. Bei starkem Wind schwanke die Konstruktion bereits bedenklich, fasste Frank Karalus, der zuständige Baubereichsleiter der Schlösserstiftung, das Dilemma zusammen.

Der Turm der Friedenskirche von Sanssouci mit der Christus-Statue von Thorvaldsen.
Der Turm der Friedenskirche von Sanssouci mit der Christus-Statue von Thorvaldsen.
© Ottmar Winter

Noch 500.000 Euro fehlen für die Sanierung

4,3 Millionen Euro sind insgesamt nötig, um den Turm zu retten. Dass davon „nur“ noch rund 500.000 Euro fehlen, ist Mäzenen zu verdanken. Eine Million Euro steuerte die Hamburger Hermann Reemtsma Stiftung bei, die sich in Potsdam unter anderem bereits an der Sanierung des Belvedere auf dem Pfingstberg beteiligt hatte. Ebenso viel spendete Jauch: „Ich habe mich da an der Reemtsma Stiftung orientiert“, sagte er. Schließlich sei es „erotischer, für einen Turm zu spenden“, als wenn man gefragt werde: „Können Sie uns vielleicht bei der Installierung von Brandschutzmeldevorrichtungen unterstützen“, witzelte Jauch.

Auch die Wendeltreppe ist dringend sanierungsbedürftig.
Auch die Wendeltreppe ist dringend sanierungsbedürftig.
© Ottmar Winter

Letzteres hat die Stiftung nach Auskunft ihres Generaldirektors Christoph Martin Vogtherr denn auch bereits selbst erledigt. Er hob auch noch einmal die Bedeutung des Bauwerks hervor. Die Friedenskirche sei nicht nur ein „exquisit schöner Ort“, sondern „einer der großen Meilensteine der Architektur des Historismus im 19. Jahrhundert“, sagte Vogtherr. Friedrich Wilhelm IV., dessen Italienliebe in vielen Gebäuden der Stiftung erkennbar ist, nahm sich für den Campanile wohl den im 12. Jahrhundert errichteten Glockenturm der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom zum Vorbild.

Glocken aus der Erbauungszeit - eine Besonderheit

Auf eine andere Besonderheit wies der Kantor der Friedenskirche, Johannes Lange, hin. Die vier Glocken im Turm stammten noch aus der Erbauungszeit des Gotteshauses im Jahre 1849. Das Geläut wurde seinerzeit in der Werkstatt des Berliner Glockengießers Hackenschmidt hergestellt. Dass sie noch im Original existieren, sei eine absolute Ausnahme, sagte Lange. Mehr als 70.000 Kirchenglocken in Deutschland seien allein im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.

Die Glocken sind Originale aus der Erbauungszeit um 1849 - eine absolute Ausnahme.
Die Glocken sind Originale aus der Erbauungszeit um 1849 - eine absolute Ausnahme.
© Ottmar Winter

Die vier Glocken sollen im Zuge der Arbeiten nun ebenfalls restauriert und mit neuen Klöppeln versehen werden. Um den Turm in Gänze zu stabilisieren, sollen in jede Zwischenebene neue Stahlträger eingebaut und im Mauerwerk verankert werden. Ziel sei es, die Gusseisenkonstruktion, auf der jetzt noch ein Teil der Gebäudelast ruht, von dieser Aufgabe zu befreien, sagte Projektleiter Karalus. Nach Vollendung der Sanierung soll auch das bereits vor Jahren wegen Absturzgefahr abgenommene Turmkreuz wieder auf dem Dach des Turms aufgestellt werden.

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Die Bauarbeiten sollen im Frühsommer 2021 beginnen

Beginnen will die Stiftung mit den Bauarbeiten im Frühsommer 2021. Zwei Jahre später soll der Campanile fertig saniert sein. Dann hat man auch die Möglichkeit, zu bestimmten Gelegenheiten den großartigen Ausblick auf die Stadt und den Park Sanssouci zu genießen. Es werde darüber nachgedacht, nach vorheriger Anmeldung kleinere Gruppenführungen auf den Campanile anzubieten, sagte Friedenskirchenpfarrer Simon Kuntze, der auch Chef des Bauvereins ist, den PNN.

Es gibt weitere Sanierungsfälle rund um die Kirche

Fertig ist der in seinen Dimensionen gewaltige Gebäudekomplex dann aber noch immer nicht. Zwar wurden bereits die Seitendächer und das wertvolle Mosaik in der Apsis restauriert. Instandgesetzt werden muss aber noch das Kavaliershaus, wegen des angrenzenden Marlygartens auch als Marly-Schloss bezeichnet. Allein dafür sind noch einmal acht Millionen Euro nötig. Die Planungen dafür sollen Ende 2021, Anfang 2022 beginnen, sagte Ayhan Ayrilmaz, der Architekturchef der Schlösserstiftung, auf Anfrage. 

Baubeginn solle 2025 sein. Das Geld für diese Maßnahme stammt aus dem 400 Millionen Euro schweren Sonderinvestitionsprogramm zur Rettung des bedrohten preußischen Weltkulturerbes, das der Bund, Brandenburg und Berlin aufgelegt haben. Noch nicht gesichert ist hingegen die Finanzierung der restlichen Hüllensanierung des Gebäudekomplexes. Die Gesamtfertigstellung wird dementsprechend noch einige Zeit dauern.

Zunächst steht aber der Campanile an. Jauch warb am Dienstag noch einmal explizit um Spenden. Auch kleine Beträge von zehn oder 20 Euro trügen dazu bei, „dass ein solches Denkmal wieder in frischem Glanz erstrahlen kann“.

Spendenkonto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, IBAN: DE71 500 400 500 400 500 400, BIC: COBA DE FF XXX, Verwendungszweck: PR06392-01X Friedenskirche Potsdam

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