Potsdam: Rechenzentrum-Künstler fürchten Garnisonkirchen-Wiederaufbau
Der Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms könnte 2017 beginnen. Was Befürworter des Projekts freut, bereitet Potsdamer Künstlern Sorgen.
Potsdam - Die Künstler im Rechenzentrum an der Breiten Straße sehen ihre Arbeit „existenziell gefährdet“, wenn nebenan im nächsten Jahr voraussichtlich die Arbeiten für den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche beginnen. Ihre Sorgen artikulieren die Aktiven nun in einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) – die mitentscheiden muss, ob der Bund die zugesagten zwölf Millionen Euro für das als Bauprojekt von nationaler Bedeutung eingestufte Vorhaben auch in der zunächst abgespeckten Variante zahlt. Wie berichtet, will die Aufbaustiftung den Turm zunächst ohne Haube und Schmuckfassade aufbauen. Das würde die Kosten von 40 auf 26 Millionen Euro senken.
Die Künstler sorgen sich nun zum einen, dass der Eindruck einer Bauruine entstehen könnte – weil der „charakteristische Teil der historischen Architektur“ fehlt. Zudem sei aber auch die eigene Arbeit betroffen. Denn allein der Turmbau reiche bis auf zwei Meter an das Rechenzentrum heran. „Deshalb müssen Fenster aus Brandschutzgründen zugemauert werden. Einzelne Räume können somit nicht mehr genutzt werden“, heißt es in dem Schreiben. Und sollte auch noch ein Kirchenschiff errichtet werden, müsste das Rechenzentrum weggerissen werden – dafür hat die Wiederaufbau-Stiftung seit Jahren die Garantie der Stadt. Doch das explizit nicht nach historischem Vorbild zu errichtende Kirchenschiff steht derzeit nicht zur Debatte. Zunächst müssen die Aktivisten des Wiederaufbaus noch rund 750.000 Euro sammeln, um zumindest die abgespeckte Turmvariante zu bauen – auch mit Hilfe von Kirchenkrediten. Allerdings war der Spendenfluss in den vergangenen Monaten gewachsen.
Rechenzentrum ist voll belegt
Der Betrieb des Rechenzentrums ist allerdings derzeit ohnehin nur bis 31. August 2018 befristet. 2015 hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) das Haus der Potsdamer Kunst- und Kulturszene als temporäres Ausweichquartier übergeben, um akute Raumnöte zu beheben. Das Rechenzentrum ist inzwischen voll belegt. In den nächsten Jahren will die Stadt allerdings einen noch größeren Kasernenbau an der Schiffbauergasse, derzeit genutzt von der Bundespolizei, kaufen und zu einem Künstlerzentrum entwickeln.
Auf den offenen Brief reagierte die Stiftung für den Wiederaufbau zurückhaltend. Man sei in Gesprächen, welche Folgen sich aus einem Baubeginn des Turmes für den Betrieb des Rechenzentrums ergeben würden, so eine Sprecherin: „Themen von Brandschutz und Bausicherheit spielen dabei eine Rolle.“ Weitere Verhandlungen sollten noch vor Weihnachten stattfinden. Gern spreche man auch mit den „temporären Nutzern“ des Rechenzentrums, so die Sprecherin.
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Man reicht den kleinen Finger, das Gegenüber nimmt die ganze Hand oder gleich den Arm. So verhalten sich gerade die Nutzer des Rechenzentrums. Ein Kommentar >>
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