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Ungewohnte Situation. "Zum ersten Mal gibt es für uns Druck", sagt Thomas Kandler, Trainer von Turbines Zweitvertretung.
© Verein

Turbine Potsdam: Rauf auf das eine Gleis

Die zweite Mannschaft von Turbine Potsdam steht vor einer brisanten Zweitligasaison. Sie kämpft um einen Platz im reformierten Unterhaus des deutschen Frauenfußballs. Für die Turbine-Talente und damit den ganzen Club ist es von großer Bedeutung, dass dieser gesichert wird.

Ganz ohne Ambitionen hat Turbine Potsdam II gewiss nie in der zweiten Frauenfußball-Bundesliga seit deren Einführung im Jahr 2004 gespielt. Schließlich treibt der eigene Ehrgeiz zu maximalen Erfolgen an – und es geht für die Talente natürlich darum, sich zu profilieren, weiterzuentwickeln, um den erhofften Sprung nach oben zur „Ersten“ zu schaffen. Doch gleichsam stand das Ausbildungsteam, das 2012 und 2014 den Titel holte, aber eben nicht aufsteigen kann, bislang noch nie richtig unter Zugzwang. Zu keinem Zeitpunkt drohte der Abstieg.

Diese Saison aber wird sich die Lage ändern, weiß Thomas Kandler, der seit 2005 Trainer der Zweitvertretung ist: „Zum ersten Mal gibt es für uns Druck.“ Denn ab dem Jahr 2018/19 wird die bisher aus Nord- und Südstaffel mit je zwölf Clubs bestehende zweite Liga zu einer eingleisigen Spielklasse mit 14 Teilnehmern. Der Ausgang der am Sonntag beginnenden Saison – Turbine II startet auswärts beim VfL Wolfsburg II – entscheidet darüber, wer dazugehören wird. „Wir wollen uns unbedingt qualifizieren“, sagt Kandler. Dafür muss seine Truppe zwischen Platz zwei und sechs landen oder sich als Siebter in einer Relegation behaupten. „Locker wird das nicht. Wir werden viel investieren müssen“, betont er angesichts der Tatsache, dass die vergangenen Spielzeiten mit einem siebten beziehungsweise sechsten Rang endeten. Das würde nunmehr einen Ritt auf der Rasierklinge bedeuten.

Finanzielle Belastung steigt durch Eingleisigkeit

Die Umstellung auf eine eingleisige zweite Bundesliga werde zur Qualitätssteigerung und größeren Leistungsdichte führen, so Margit Stoppa, Vorsitzende des Frauen- und Mädchenfußballausschusses beim Deutschen Fußball-Bund. Zweitliga-Spielleiterin Sabine Mammitzsch ergänzt: „Durch die Optimierung dieser Spielklasse – angesiedelt zwischen der Allianz Frauen-Bundesliga und den fünf Regionalligen – erwarten wir eine Entwicklung hin zu einer sportlich ausgeglichenen, leistungsorientierten Spielklasse mit professionellen Rahmenbedingungen.“

Wie kaum ein anderer kann Turbine-Coach Thomas Kandler das Niveau im deutschen Frauenfußball-Unterhaus einschätzen. „Es hat in den vergangenen Jahren nachgelassen. Die Kluft zwischen den Teams ist groß. Von daher ist dieser Schritt, die Staffeln zusammenzulegen, aus sportlicher Sicht richtig“, findet er. „Aber für viele Vereine wird das – vor allem in finanzieller Hinsicht – ein Kraftakt.“ Auch für Turbine, wie Clubpräsident Rolf Kutzmutz einräumt. „Durch die voraussichtlich länger werdenden Auswärtsfahrten steigen die Kosten. Darum drehten sich viele Diskussionen in den Gesprächen zur Reform“, sagt er. Auf den Potsdamer Verein würde also zukommen, das Erst- und Zweitligateam durch die gesamte Republik reisen zu lassen. Außerdem sind die B-Juniorinnen auch reichlich auf Achse, treten sie doch in der Nord/Nordost-Staffel der 2012 gegründeten Nachwuchs-Bundesliga an.

Zweitvertretungen künftig nur noch als U20-Teams

Gerade für diese Youngster wäre es von großer Bedeutung, dass Turbine II zweitklassig bleibt, so Kandler: „Wenn die Mädels aus der B-Jugend rauskommen, sind sie gerade mal 17 Jahre alt und schaffen normalerweise nicht gleich den Sprung in die erste Liga. Nur bei unserer ersten Mannschaft mitzutrainieren, reicht da nicht. Sie brauchen Spielpraxis. Und das auf hohem Niveau. Die Regionalliga kann das einfach nicht bieten.“

Da die Perspektive des gesamten Traditionsvereins eng mit der Ligazugehörigkeit der zweiten Mannschaft verknüpft ist, generiert sich folglich der hohe, bislang nicht dagewesene Druck in diesem Jahr. Der würde aber weiterhin bleiben, sollte das Ticket zur neuen Spielklasse gelöst werden. Dann müsste Potsdam II nämlich gegen die stärkere Konkurrenz das Level halten – und das auch noch unter verschärften Bedingungen. Mit der Zweitligareform geht der Beschluss einher, dass Zweitvertretungen eines Clubs nur als reine U20-Teams zuzüglich drei älteren Spielerinnen zugelassen sind. „Das“, sagt Kandler, „handhaben wir schon meist in etwa so, aber nicht immer. Es wäre jedenfalls die nächste Herausforderung für uns.“ Zunächst muss jedoch erst einmal die Weiche auf das eine Zweitligagleis gestellt werden. 

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