Offene Stellen in der Verwaltung: Fachkräftemangel im Rathaus
Die Potsdamer Stadtverwaltung steht vor einem Generationswechsel und wird bald viele Mitarbeiter ersetzen müssen. Doch schon jetzt fehlt dem Rathaus Personal.
Potsdam - Im real existierenden Sozialismus der DDR mussten Kaufwillige schon mal mehr als ein Dutzend Jahre auf ein Auto warten. So viel Geduld müssen die Potsdamer heutzutage nicht aufbringen, wenn sie bei der Stadtverwaltung etwas erledigen müssen. Doch kurzfristig kann man selbst so grundlegende Dinge wie eine Ummeldung oder eine Autozulassung nicht abwickeln. So bot die Terminverwaltung der Stadtverwaltung im Internet am Sonntag beispielsweise für die Anmeldung eines Hauptwohnsitzes den einzigen freien Termin erst am 3. August an.
Die Wartezeit ist ein Anzeichen für ein größeres Problem: Im Rathaus macht sich – wie in vielen Branchen – der Fachkräftemangel bemerkbar. Derzeit sind 158 von 1929 Stellen in der Potsdamer Stadtverwaltung unbesetzt, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow auf PNN-Anfrage mitteilt. Für zahlreiche Fachbereiche sind Stellen ausgeschrieben: Vom Straßenwärter über den Sachbearbeiter für Fahrerlaubnisanträge bis zu Sozialpädagogen für das Jugendamt wird so ziemlich alles gesucht, wofür die Stadtverwaltung zuständig ist.
Hohe Anforderungen für viele Stellen im Potsdamer Rathaus
Doch so einfach sind die Lücken nicht zu schließen: Für viele der Stellen wird gut qualifiziertes Fachpersonal gesucht. So sollte beispielsweise ein Mitarbeiter der Ausländerbehörde mehrere Sprachen beherrschen. Oft sind auch juristische Kenntnisse nötig. Die Anforderungen schränken die Zahl der möglichen Bewerber von vornherein ein. Und nach PNN-Informationen sind viele der Stellen in Potsdam nicht gerade heiß begehrt. Oft kommen Bewerber gar nicht zum Vorstellungsgespräch oder sagen später ab, weil sie andernorts ein besseres Angebot bekommen haben. Die Stadtverwaltung konkurriert mit Bundes- und Landesbehörden um die Fachkräfte.
Das Problem könnte sich in den kommenden Jahren verschärfen. 684 von 2357 Rathausmitarbeitern waren zum Jahresende 2015 älter als 55 Jahre. Das geht aus dem statistischen Jahresbericht für 2015 hervor. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Diese Mitarbeiter müssen in den kommenden Jahren altersbedingt ersetzt werden. Gleichzeitig dürften die Anforderungen weiter wachsen – allein schon das Wachstum der Stadt verursacht mehr Verwaltungsvorgänge. Mehr Bürger müssen sich an– oder ummelden, stellen Anträge auf Elterngeld oder eine Baugenehmigung.
Mit der Stadt Potsdam wächst auch das Arbeitsaufkommen in der Verwaltung
Außerdem kommen auch neue Aufgaben auf die Verwaltung zu. Ein Beispiel ist der Unterhaltsvorschuss. Zuletzt entwickelte sich die Bearbeitungszeit beim Unterhaltsvorschuss positiv, so Brunzlow. Vor einen Jahr dauerte die Bearbeitung im Durchschnitt neun Wochen, seit diesem Jahr sind es im Durchschnitt fünf Wochen. „Doch mit der zu erwartenden, aber noch nicht veröffentlichten Gesetzesänderung zur Ausweitung des Unterhaltsvorschussgesetzes kann sich aufgrund des größeren Betroffenenkreises die Bearbeitungszeit wieder erhöhen“, heißt es aus dem Rathaus. Eine Prognose könne wegen der nicht abschätzbaren Anzahl von weiteren Antragseingängen nicht abgegeben werden.
Das Personal im Rathaus hat also alle Hände voll zu tun. Dabei haben in diesem Monat beispielsweise neun neue Mitarbeiter den Service-Bereich im Erdgeschoss verstärkt. Nachdem es zuvor Ausfälle gegeben hatte, seinen nun wieder mehr als 30 Mitarbeiter im Einsatz, hieß es. Allerdings ist die erhoffte Entspannung offenbar noch nicht eingetreten.
Probleme derzeit noch überschaubar
Bis 2015 mussten Potsdamer, die den Bürgerservice im Rathaus Potsdam nutzen wollten, eine Nummer ziehen und warten. Seitdem muss man für Werktage im Vorfeld einen Termin vereinbaren. Das neue Anmeldesystem wurde eingeführt, um ein effizienteres Arbeiten zu ermöglichen. Diese Praxis gilt inzwischen auch für die Kfz-Zulassung, auch dort hatte es immer wieder einmal Kritik am Verfahren gegeben, weil im Internet die meisten Termine für die kommenden Wochen ausgebucht waren. Dort sind 14 Mitarbeiter beschäftigt, die im Durchschnitt täglich etwa 200 Autos zulassen. Allerdings werde nur ein Teil der Kapazitäten über die Online-Terminvergabe freigegeben, da nicht jeder Zugang zu diesem Modul habe, so Brunzlow. So stehe momentan eine große Anzahl an Terminen für denselben Tag zur Verfügung. Außerdem finde auch die Servicezeit am Samstag großen Zuspruch. Dann kann man ohne Termin eine Wartemarke ziehen.
Etwas Entspannung gibt es mittlerweile bei der Bearbeitungszeit für Anträge auf Elterngeld. Vor einigen Monaten mussten Antragsteller in Einzelfällen noch bis zu 16 Wochen warten. Inzwischen sei nach Abarbeitung eines Antragsstaus die Bearbeitungszeit auf durchschnittlich vier Wochen nach Eingang aller erforderlichen Unterlagen gesunken, hieß es. Auch beim Bauamt sei die Personalsituation derzeit auskömmlich: Etwa 70 Prozent der Bauantragsverfahren können innerhalb von zwei bis sechs Monaten abgeschlossen werden. Bei jedem zehnten Verfahren dauere es länger als ein Jahr.
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