Streit um Pläne für Leipziger Straße in Potsdam: Radfahrsperre jetzt ab Mittwoch
Wegen des Streiks im öffentlichen Nahverkehr hat sich das Durchfahrtsverbot für Radfahrer in der Leipziger Straße um einen Tag verschoben. Die Kritik daran reißt nicht ab.
Potsdam - Trotz anhaltender Kritik beharrt die Bauverwaltung unter Dezernent Bernd Rubelt (parteilos) darauf, dass die Sperrung der Leipziger Straße für den Fahrradverkehr alternativlos ist. Allerdings ist die für sieben Wochen geplante Maßnahme wegen des Streiks im öffentlichen Nahverkehr um einen Tag verschoben worden – auf den Mittwoch (30.9.2020), wie eine Stadtsprecherin auf PNN-Anfrage sagte. Allerdings machte sie deutlich, dass die Verwaltung bei ihrer Linie bleibt – die Einschränkung des Radverkehrs sei notwendig, um Konflikt- und Gefährdungssituationen zu vermeiden.
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So seien vor Ort demnächst noch mehr Baufahrzeuge tätig, hieß es. Gegen die nun ab Mittwoch vorgesehene Verkehrsführung wendet sich bereits eine Online-Petition, die bisher schon mehr als 500 Menschen unterzeichnet haben. Die dort vorgeschlagenen Alternativen – unter anderem zwei gegenläufige Gassen, die dann auch befahrbar wären – seien so nicht umsetzbar, so die Sprecherin. Sie verwies erneut darauf, dass man das Rad auf einer 100 Meter langen Gehweggasse in der Leipziger Straße auch schieben könne und so durch den Baustellenbereich komme. Alternativ empfiehlt die Stadt den Weg über den Brauhausberg – was bei Kritikern für Kopfschütteln sorgte, gerade wegen des vielen Verkehrs dort sei das alles andere als sicher für Kinder.
Kritik aus der Hoffbauer-Stiftung und von links
Das gesamte Vorgehen sorgte weiter für viel Kritik bei Betroffenen – unter anderem bei der Hoffbauer-Stiftung auf Hermannswerder, die dort mehrere Schulen betreibt, mit insgesamt 1000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So sparte Hoffbauer-Vorstand Frank Hohn auf PNN-Anfrage auch nicht mit Kritik am Vorgehen. Vor allem hätte er sich mehr Kommunikation im Vorfeld gewünscht, aus den Medien habe er von den Planungen erfahren – die Stadt hatte das vergangenen Donnerstag per Pressemitteilung bekannt gegeben. „Und alles, was den Radverkehr benachteiligt, ist eben neben der Zeit“, sagte Hohn.
Auch in der Stadtpolitik regt sich Widerstand. So erinnerte der Linken-Stadtverordnete Sascha Krämer daran, dass sich die Stadtverordneten seit Jahren eigentlich für den ebenfalls gesperrten Uferweg an der Speicherstadt stark gemacht hatten – diese sei aber vom Rathaus mit der Begründung abgelehnt worden, dass jederzeit ein ungehinderter Zugang auf der Leipziger Straße sichergestellt sei. Das sei nun nicht mehr der Fall, kritisierte Krämer. Es müsse umgehend wieder ein barrierefreier Weg geschaffen werden, forderte Krämer.
SPD-Mann empfiehlt Gelassenheit
Entspannter sieht es Hagen Wegewitz, Stadtverordneter aus der SPD. Auf die E-Mail einer Anwohnerin antwortete er wie folgt: Das Vorgehen sei zumutbar, schon wegen Haftungsfragen bei einer Großbaustelle nebenan. Auch die mögliche Gefahr einer Corona-Infektion bei einer Begegnung auf dem schmalen Weg sei „aus epidemiologischer Sicht als äußerst gering einzuschätzen, da es sich um eine Freiluft-Schiebestrecke handelt“. Und Wegewitz weiter: „Es sollte uns als Potsdamerinnen und Potsdamern möglich sein, mit Gelassenheit und Toleranz auch die zeitweisen Nachteile des Umbaus der stetig wachsenden Stadt zu ertragen.“
In einer ersten Version des Textes hieß es, die Sperrung sei für sieben Tage geplant. Das war falsch - gemeint waren sieben Wochen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.