Nach Streit um Fassadengestaltung: Potsdams Synagoge soll 2022 eröffnen
Trotz Unstimmigkeiten über die Gestaltung der Fassade steht nun ein Zeitplan für den geplanten Synagogenneubau fest. Im Sommer soll darüber eine Entscheidung getroffen werden.
Potsdam - Nach Jahren des Stillstands werden die Pläne für den Neubau der Potsdamer Synagoge immer konkreter: Im Frühjahr 2020 könnte Baustart auf dem Grundstück in der Schloßstraße sein, zwei Jahre später könnte der Neubau eingeweiht werden. Diesen Zeitplan hat der Berliner Architekt Jost Haberland jetzt im Workshop zur Synagoge vor Vertretern zweier jüdischer Gemeinden und interessierten Bürgern vorgestellt.
Voraussetzung ist eine Entscheidung über die Fassadengestaltung. Die soll nun noch vor der Sommerpause 2018 gefasst werden, zeigten sich Vertreter der Synagogengemeinde und der Jüdischen Gemeinde Potsdam zuversichtlich. Einen symbolischen Akt am neuen Synagogenstandort soll es bereits am 9. November dieses Jahres geben, bekräftigten sie. Dann jährt sich die Reichspogromnacht von 1938, in der auch die Potsdamer Synagoge neben der Hauptpost zerstört wurde, zum 80. Mal. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zeigte sich angesichts der Entwicklung vorsichtig optimistisch: „Die Einigung der Beteiligten ist zu begrüßen, denn das ist ein wichtiger Schritt für die Realisierung der Synagoge“, sagte er den PNN.
Potsdam ringt seit Jahren um eine neue Synagoge. Das Land hatte sich 2005 mit einem Staatsvertrag verpflichtet, den Neubau einer Synagoge in der Landeshauptstadt zu fördern. Dafür wollte die Landesregierung ursprünglich rund fünf Millionen Euro für den Bau sowie die Kosten für den Betrieb übernehmen. Um die Gestaltung der Synagoge kam es jedoch zum Streit. Da die jüdischen Gemeinden sich nicht einigen konnten, verhängte das Land 2011 einen Planungsstopp. Seitdem gab es verschiedene Mediationsrunden, zwischenzeitlich hatte das Land auch die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) als Träger für das Gotteshaus ins Spiel gebracht.
„Wir haben keine Kenntnis mehr über das, was dort geschieht“
Mittlerweile haben sich die zwei Potsdamer Gemeinden wieder angenähert und auf eine gemeinsame Trägerschaft für die Synagoge geeinigt. Auch über das Raumkonzept für den Neubau besteht Konsens. Die eigentliche Synagoge soll sich demnach vom ersten Obergeschoss bis ins dritte Obergeschoss ziehen. Im Erdgeschoss soll es einen Veranstaltungssaal geben, in dem auch ein öffentlicher Cafébetrieb möglich ist. Im Dachgeschoss sind Büros und eine Dachterrasse für Veranstaltungen vorgesehen. Im Kellergeschoss soll es neben dem rituellen Bad, der Mikwe, unter anderem auch einen Jugendraum geben.
Bauherr der neuen Synagoge wird der Brandenburgische Landesbetrieb für Bauen sein. Beim Land ist man bereits auf Mehrkosten gegenüber der Ursprungsplanung eingestellt. „Das, was notwendig sein wird, wird das Land bereitstellen“, sagte Stephan Breiding, der Sprecher des Kultusministeriums, den PNN am Donnerstag.
Die dritte Gemeinde in Potsdam, die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde, steht dem Projekt nach wie vor ablehnend gegenüber und fühlt sich übergangen. „Wir haben keine Kenntnis mehr über das, was dort geschieht“, sagte Gemeindevertreter Shimon Nebrat auf PNN-Anfrage. In einem Schreiben der Gemeinde an das Land vom Februar dieses Jahres ist von einem „Etikettenschwindelkonzept“ die Rede. Eine Antwort auf die an das Land gestellten Fragen habe man bislang nicht erhalten, so Nebrat.
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