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Nach sieben Jahren Stillstand: Bewegung bei der Synagoge

Die beteiligten Gemeinden hoffen auf eine symbolische Grundsteinlegung am 9. November. Derweil laufen Gespräche über einen gemeinsamen Trägerverein.

Potsdam - Fast sieben Jahre nach dem vom Land verhängten Baustopp für die Potsdamer Synagoge ist das Neubauprojekt wieder auf einem guten Weg. Bei den beiden beteiligten jüdischen Gemeinden zeigt man sich guter Dinge, die Planungen in diesem Jahr abschließen zu können. Man hoffe darauf, am 9. November, dem 80. Jahrestag der Reichspogromnacht 1938, einen symbolischen Grundstein am Standort der neuen Synagoge in der Schlossstraße legen zu können, sagte Mykhaylo Tkach von der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam, den PNN am gestrigen Montag. Bis zum November solle die Gesamtplanung für das Projekt stehen, bekräftigte auch Ud Joffe von der Synagogengemeinde.

Die beiden Gemeinden sind seit gut zwei Jahren wieder auf Annäherungskurs. Seit März vergangenen Jahres gab es regelmäßige Workshoptreffen in der gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft Synagoge, an der auch der Synagogenarchitekt Jost Haberland teilnahm (PNN berichteten). In diesem Rahmen hatte man sich unter anderem über die Funktionen und das Raumkonzept für die Synagoge verständigt. Die Frage nach der Gestaltung, an der sich der Streit um das Projekt entzündet hatte, steht indes noch aus: Man rechne im Frühjahr mit einem neuen Entwurf von Haberland auf Grundlage der Workshop-Gespräche, sagte Tkach den PNN. Nötig sei eine neue Baugenehmigung, aber auch eine Einigung mit dem Land über die Trägerschaft für das Gotteshaus.

„Unser Wunsch bleibt, dass so schnell wie möglich angefangen wird zu bauen“

Dass die beiden Gemeinden den Betrieb der Synagoge in eigene Hände nehmen wollen, hatten sie bereits im vergangenen Jahr deutlich gemacht. Inzwischen ist man in den Gesprächen mit dem Land weiter: Vorgesehen sei ein Trägerverein, in dem neben den Gemeinden auch das Land und die Stadt vertreten sein sollen, hieß es von den Gemeinden. Damit wäre die vom Land ins Spiel gebrachte Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) nicht mehr nötig. „Uns ist wichtig, dass die jüdischen Gemeinden die Initiative haben“, betonte Ud Joffe. Das Land hatte die Zentralwohlfahrtsstelle 2015 nach vergeblichen Vermittlungsversuchen als Partner ins Boot geholt. ZWST-Präsident Abraham Lehrer sagte auf PNN-Anfrage, man sei weiterhin gern bereit, die Trägerschaft zu übernehmen, kämpfe aber nicht darum. Man warte die Entscheidung des Landes ab.

Auch im Landeskultusministerium ist man vorsichtig positiv. Die Gespräche über die Trägerstruktur liefen noch, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding den PNN. Auch wenn die ZWST nicht Träger werden sollte, habe sie eine wichtige Rolle für die Wiederannäherung der Gemeinden gespielt, betonte er: „Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir an dem Punkt sind, an dem wir jetzt sind.“ Einen Zeitplan für den Abschluss der Gespräche gebe es nicht: „Wir wollen alle Gespräche verlässlich führen“, betonte Breiding: „Unser Wunsch bleibt, dass so schnell wie möglich angefangen wird zu bauen.“

Land Brandenburg will den Bau der Synagoge in Potsdam mit fünf Millionen Euro fördern

Man sehe die Situation entspannt, sagte Ud Joffe. Von einer langen Wartezeit bei dem Projekt will er nicht sprechen. Es handele sich um einen komplexen Prozess mit vielen Beteiligten. „Alle verschiedenen Parteien und Interessen sitzen heute an einem Tisch und sprechen miteinander – das ist eine tolle Sache“, betonte er. „Jeder Schritt nach vorn ist für uns positiv“, sagte Tkach.

Das Land Brandenburg hatte sich im Jahr 2005 mit einem Staatsvertrag verpflichtet, den Neubau einer Synagoge in der Landeshauptstadt zu fördern. Dafür wollte die Landesregierung rund fünf Millionen Euro für den Bau sowie Kosten für den Betrieb übernehmen. Um die Gestaltung der Synagoge kam es jedoch zum Streit. Der bei einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangene Entwurf von Jost Haberland war Kritikern zu wenig sakral. Da die Gemeinden sich nicht einigen konnten, verhängte das Land 2011 einen Baustopp.

Beim Land geht man davon aus, dass das ursprünglich eingeplante Geld angesichts der Baukostensteigerungen nicht reichen wird. Sobald die Planung vorliegt, werde man über die Mehrkosten reden und besprechen, was umsetzbar ist, sagte Ministeriumssprecher Breiding: „Daran wird es am Ende nicht scheitern.“

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Kommentar: Es sah lange so aus, als wäre das Synagogenpreojekt in einer Sackgasse angekommen. Ein gutes Zeichen, dass es nun wieder voran geht, meint PNN-Redakteurin Jana Haase in ihrem Kommentar. 

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