Vorbereitung auf viele Schwerkranke: Potsdams Kliniken richten Corona-Stationen ein
Unter Hochdruck bereiten sich Potsdams Krankenhäuser auf Covid-19-Fälle vor: Das St.-Josefs-Krankenhaus bestellt 15 neue Beatmungsgeräte, im Bergmann-Klinikum gibt es ab April eine separate Corona-Station.
Potsdam - Das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum richtet eine eigene Corona-Station ein. Diese solle spätestens Anfang April an den Start gehen können, sagte der Ärztliche Direktor, Thomas Weinke, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Geplant sei ein separater Teil innerhalb des Hauptstandorts in der Innenstadt, in dem man sich einzig auf schwerkranke Corona-Patienten fokussiere. Unmissverständlich sagte er: „Die große Welle in Potsdam kommt erst noch!“
Für 50 Intensivpatienten
Die spezielle Einheit soll die Möglichkeit bieten, „dass wir dort bis zu 50 Intensivpatienten adäquat betreuen können, also gegebenenfalls auch beatmen und intubieren können“, sagte er. „Wir strukturieren aktuell ein Tausend-Betten-Haus mehr oder weniger fast komplett um.“ Für die neue Corona-Station würden derzeit hausinterne Schulungen stattfinden, so Weinke, um Mitarbeiter flexibel einzusetzen. „Aber in medizinischen Bereichen wird natürlich nur dafür ausgebildetes Personal eingesetzt.“
Andere Bereiche fährt das Klinikum in der Corona-Krise herunter, um sich vorzubereiten. „Es ist aktuell nicht unbedingt erforderlich zum Beispiel Operationen im Bereich der Plastischen Chirurgie oder Gelenkbeschwerden durchzuführen“, sagte Weinke und betonte zugleich: „Wir werden natürlich unverändert Patienten, die einer dringenden und intensivmedizinischen Behandlung bedürfen, weiter versorgen können.“ Das gelte zum Beispiel für Tumorpatienten.
Mit weniger Operationen werde das Haus aber weniger Erlöse erzielen. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) machte deutlich, dass die Stadt notfalls Gelder zuschießen werde. Gleichzeitig forderte er Bund und Land auf, ebenfalls Finanzhilfen für den Gesundheitssektor bereitzustellen. „Das kann eine Kommune allein nicht leisten“, so Schubert.
"Bitte bleibt zuhause"
Das Klinikum ist mit den Vorbereitungen nicht allein – in einem Rennen gegen die Zeit bereiten sich alle Krankenhäuser in Potsdam derzeit so gut es geht auf eine Welle von Coronapatienten vor. Gleichzeitig senden Ärzte und Pfleger über Instagram die dringende Bitte an die Bevölkerung: „Wir bleiben für Euch hier. Bleibt Ihr bitte für uns zuhause“ - auch aus dem Klinikum.
Neben dem Klinikum ist das St. Josefs Krankenhaus der katholischen Alexianer Potsdams zweite große Versorgungsadresse für Infizierte. Wie berichtet hat das Haus in der Zimmerstraße zudem jüngst auf seinem Areal eine Abstrichstelle in Form eines Zeltes eingerichtet. Anfangs waren wie berichtet bis zu 50 Personen täglich gekommen, in der Hoffnung getestet zu werden. Doch getestet wird nur, wer nachweislich Kontakt zu einem Coronainfizierten hatte oder aus einem Risikogebiet kommt und die bekannten Symptome aufzeigt. Inzwischen laufe am Zelt alles sehr geordnet ab, sagte Benjamin Stengl, Sprecher des St. Josefs. „Alle halten gut Abstand voneinander.“
Darüber hinaus hat das St. Josefs begonnen, eine Isolierstation für Coronapatienten mit 43 Betten einzurichten, davon 21 für die Intensivbetreuung. „Mit den ersten neun Plätzen für die Intensivversorgung gehen wir am Freitag an den Start“, so der Sprecher. Die entsprechenden Beatmungsgeräte stammen von der evangelischen Oberlinklinik, mit der das St. Josefs im Verbund „Christlichen Kliniken Potsdam“ kooperiert. Dafür übernehmen die Oberlinklink und das Evangelische Zentrum für Altersmedizin, der dritte Partner im Verbund, die Notfälle und Patienten der Nachversorgung aus dem St. Josefs. Die weiteren 15 Beatmungsgeräte für die dortige neue Coronastation sind Stengl zufolge bestellt. „Die kommen dann in den nächsten Tagen an.“ Darüber hinaus verfügt das St. Josefs laut Sprecher Stengl noch über acht weitere Plätze auf der hauseigenen Intensivstation, auf denen Coronapatienten versorgt werden könnten. Die Einsatzbereitschaft des Personals sei hoch, sagte Stengl: „Wir spüren ein ganz starkes Engagement unserer Mitarbeiter. Das klassische Berufsethos gibt es tatsächlich.“
Klinikum sucht Helfer
Um auch personell die Versorgung in Krisenzeiten dauerhaft stemmen zu können, suchen sowohl Bergmann- als auch Josefs-Klinikum dringend weitere Mitarbeiter. Gesucht würden Helfer mit „medizinischem oder pflegerischem Hintergrund“, teilte etwa die kommunale Klinik auf Instagram mit. Helfer könnten sich per Email an recruiting@klinikumevb.de oder telefonisch unter Tel: (0331) 241 44315 melden, heißt es. Direktor Weinke sagte, solche Helfer würden aber nicht auf der Corona-Station eingesetzt, sondern zur Entlastung anderer Bereiche. Wie berichtet hatte das Bergmann-Klinikum bereits angekündigt, auch ehemalige Kollegen im Ruhestand wieder aktivieren zu wollen. Zudem wurde die Arbeitszeit von acht auf zwölf Stunden hochgesetzt. Man prüfe auch, wie man mit Ressourcen wie Handschuhen ökonomischer umgehen könnte, sagte Weinke.
Das St. Josefs sucht über Twitter und über ihre eigene Internetseite ebenfalls „Personal mit medizinischem Hintergrund.“ „Ausgebildete Krankenpfleger zum Beispiel“, sagte Stengl. Das Krankenhaus erhalte aber auch andere Hilfsangebote. „Es gibt Personen, die vorher in der Kinderbetreuung gearbeitet haben und jetzt frei haben. Die fragen, ob sie die Kinder unserer Mitarbeiter betreuen sollen.“
OPs werden verschoben
Alle nicht lebenswichtigen Operationen im St.Josefs wurden laut Stengl auf später verschoben. Auch in der Oberlinklinik, die zusammen mit dem evangelische Zentrum für Altersmedizin dem Krankenhaus der Alexianer sozusagen den Rücken freihält, finden derzeit keine Operationen mehr statt, zumindest für Menschen ab dem 65. Lebensjahr. Die ambulanten Eingriffe sind sogar komplett weggefallen. Zusätzliches Personal aber werde nicht gesucht, so Sprecherin Andrea Benke. „Wir sind gut aufgestellt. Die Personalage ist stabil.“
Die Lage in den Potsdamer Arztpraxen ist angesichts der Coronakrise unübersichtlich. Wie die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) auf PNN-Anfrage mitteilte, arbeite sie derzeit an einem Meldesystem für Praxen, die schließen müssen. Ob es in Potsdam bereits Praxisschließungen gegeben habe, beantwortete der Verband nicht. Man befinde sich in einer dynamischen Lage, so ein Sprecher. „Was gerade noch gilt, kann in zwei Stunden längst überholt sein.“
Hintergrund ist, dass wie berichtet einige Praxen nicht über Schutzausrüstung wie Masken und Anzüge verfügen, um Patienten zu testen und zu behandeln, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Allerdings kündigte die KVBB an, dass den Praxen geholfen werden soll. „Die KVBB hat eine erste Lieferung über eigens bestellte Schutzmasken erhalten“, hieß es. Gleichzeitig habe die Kassenärztliche Bundesvereinigung mitgeteilt, dass die erste Lieferung Schutzausrüstungen, die zentral auf der Bundesebene beschafft wurden, auf dem Weg in die Regionen sei.
Hausärzte fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet
Offenbar fühlt sich ein Großteil der Hausärzte bisher nicht ausreichend vorbereitet. Das geht aus einer Umfrage des Hausärzteverbandes Berlin und Brandenburg hervor. Danach gaben 557 von insgesamt 673 teilnehmenden Ärzten an, sie seien nicht für die weitere Verbreitung des Coronavirus gerüstet.
532 Ärzte antworteten, sie hätten nicht mehr ausreichend Schutzkleidung vorrätig, wie Atemschutzmasken, Brillen und auch Desinfektionsmittel. (mit dpa)
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