Die Lage am Montag: Zahl der Coronafälle in Potsdam angestiegen
Bereits sieben Infizierte in Potsdam. Weiterer deutlicher Anstieg erwartet. Es gibt ein Besuchsverbot in Kliniken.
Potsdam - Die Zahl der Coronainfizierten ist in Potsdam innerhalb nur eines Tages von eins auf sieben angestiegen. Die dynamische Entwicklung sei damit jetzt auch in Potsdam angekommen, sagte Amtsärztin Kristina Böhm am Montagnachmittag bei einer Pressekonferenz. Deshalb müsse man auch mit weiteren positiven Testergebnissen rechnen.
Zwei der Infizierten in Potsdam hätten sich bei bereits bekannten Erkrankten angesteckt und sich schon in Quarantäne befunden. Bei den anderen Fällen waren Details zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Angaben zum Alter der Betroffenen wollte Böhm auch nicht machen. Insgesamt befinden sich derzeit 150 Potsdamer in offizieller Quarantäne. Die Zahl der Menschen, die sich freiwillig in häusliche Isolation begeben haben, dürfte ungleich höher sein – sie wird aber nicht von der Stadt erfasst.
„Wir sind mitten in einer Pandemie“, sagte der Ärztliche Direktor des Ernst-von-Bergmann-Klinikums, Thomas Weinke, der ebenfalls an der kurzfristig von der Stadt einberufenen Pressekonferenz teilnahm. Die Lage sei ernst, auch aus medizinischer Sicht. Zwar erkranke nicht jeder, der infiziert sei, betonte Weinke. Eine geringe Anzahl von Infizierten erkranke aber sehr schwer. Diese Patienten hätten oft Lungenversagen, müssten beamtet werden. „Deshalb stellen wir uns besser auf“, so Weinke. Unter anderem wurden deshalb wie berichtet neue Beatmungsgeräte bestellt.
Zu den besonderen Risikopatienten gehörten über 65-Jährige, Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen, Tumorpatienten oder immungeschwächte Personen, so Weinke. „Aber es gibt immer wieder auch jüngere Patienten ohne klar definierbare Risikofaktoren, die schwer erkranken.“
"Generationsübergreifenden Solidarität"
Ziel sei es nun, die Dynamik abzuschwächen, betonte der Direktor. „Wir müssen es schaffen, die Zahl der Neuerkrankungen abzuflachen und die Pandemie zu verlangsamen.“ Die Schließung von Schulen und Kitas durch die Stadt begrüße er, sagte Weinke. Er rufe alle Potsdamer zur „generationsübergreifenden Solidarität“ auf. Gruppenansammlungen sollten gemieden werden, auch die Schüler sollten sich jetzt nicht etwa zu Zwanzigst treffen. „Wir sitzen alle in einem Boot“.
Gleichzeitig warnte Weinke aber erneut davor, panisch zu werden. „Es werden heutzutage oftmals irrationale Entscheidungen getroffen.“ Dann müsse man versuchen, sich wieder „runterzuregulieren“. Deutschland habe eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. „Wir können das stemmen“. Weinke betonte aber erneut, dass es nicht sinnvoll sei, symptomfreie Menschen auf Corona zu testen. „Das würde unsere Ressourcen überfordern.“ Nur wenn der Betreffende eine akute Atemwegserkrankung habe und Kontakt zu einem Infizierten hatte beziehungsweise in einem Risikogebiet war, werde ein Abstrich gemacht.
Abstriche im Zelt
Ebenso verfährt das St. Josefs-Krankenhaus, die zweite große Klinik in Potsdam. Auch dort werden nur Personen, die neben einem begründeten Verdacht auch entsprechende Symptome aufweisen, getestet, so Sprecher Benjamin Stengl. „Andere schicken wir wieder zurück und verweisen sie in die Häuslichkeit.“ Eine Panik und schier endlose Menschenschlangen bis zum Luisenplatz müssten unbedingt zum Wohle aller vermieden werden.
Die Abstriche werden am St. Josefs-Krankenhaus seit Samstag in einem eigens dafür eingerichteten Zelt durchgeführt, das auf dem Klinikgelände in der Zimmerstraße aufgebaut wurde. Diese Corona-Anlaufstation sei so aufgestellt, dass eine Ansteckungsgefahr für Risikopatienten des Hauses ausgeschlossen sei, so Stengl.
Das katholische St. Josefs, das zur Alexianer GmbH gehört, ist auch im Coronastab der Stadt Potsdam vertreten. Den Möglichkeiten gemäß sei man gut auf eine zu erwartende Infektionswelle vorbereitet, so Stengl. Entsprechende Stationen seien im Standby-Modus.
Besuchverbot in Krankenhäusern
Um die Ansteckungsgefahr in den Potsdamer Krankenhäusern zu verringern, hat Potsdam ein Besuchsverbot für alle öffentlichen und privaten Kliniken sowie für Pflegeheime erlassen. Diese Vorschrift ist Teil der Allgemeinverfügung, die ab Dienstag gilt. Ausnahmen gelten nur für Kinder und Jugendliche unter 16 sowie für Schwerstkranke. Sie können täglich eine Stunde lang von einer Person besucht werden. Zudem müssen die Kliniken ihre personellen Ressourcen „schwerpunktmäßig“ für die Behandlung von Coronapatienten einsetzen. (mit mat)