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Krampnitz-Entwurf vorgestellt: Potsdams All-inclusive-Stadtteil

Krampnitz soll auf 10 000 Bewohner wachsen und ein autarkes Viertel werden. Mit Schule, Sportplatz, Bürgerhaus und viel Grün in der Mitte: Die das neue Quartier aussehen soll.

Krampnitz - Die Planungen für den neuen Stadtteil in Krampnitz haben sich abermals vergrößert. Perspektivisch sollen in dem Quartier auf dem früheren Kasernengelände im Norden Potsdams nun bis zu 10 000 Menschen leben. Das ist das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs, das Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke am Dienstag vorstellten.

Gewonnen hat ihn eine Arbeitsgemeinschaft der Berliner Büros Machleidt Städtebau und Stadtplanung sowie die Sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten. Der Entwurf sieht ein Quartier vor, das sich um einen großen Platz gruppiert, der die Dimensionen des ehemaligen Reiterhofs aufnimmt. Allein dieses in Anspielung auf das berühmte New Yorker Vorbild „Central Park“ genannte Areal hat eine Größe von 150 mal 500 Metern. Es soll die zentrale Grünfläche des künftigen Stadtteils werden, auf der sich die Bewohner erholen, sich treffen oder auch grillen können.

"Soziales Band" im östlichen Teil des All-inclusive Stadtteils

Ringsherum gruppieren sich drei- bis fünfgeschossige Wohngebäude, zum Teil als Reihenhaussiedlung für Bauherrengemeinschaften, zum Teil als um Innenhöfe angelegte Wohnblocks. Im westlichen Teil des Areals soll ein „soziales Band“ entstehen (siehe Lageplan oben), ein Stadtteilzentrum mit Bürgerhaus, Stadtteilbibliothek, Jugendclub, einer Grund- und einer weiterführenden Schule und womöglich einer Rollsporthalle, für die ein Bestandsgebäude entsprechend hergerichtet werden könnte. Darüber hinaus sind vier Kitas geplant, Flächen für Einzelhandel, Gewerbe und Dienstleistungen, etwa ein Ärztehaus. Die Autos der neuen Bewohner sollen in mehreren sogenannten Quartiersgaragen unterkommen. Ein Viertel, dessen Bild von parkenden Autos bestimmt wird, wolle man vermeiden, erklärte Rubelt.

Krampnitz solle keine Schlafstadt, sondern ein lebendiges Quartier werden, in dem „alle Funktionen des öffentlichen Lebens“ erfüllt würden, sagten Nicke und Rubelt. Ein All-inclusive-Stadtteil quasi. Krampnitz komme beim Wachstum Potsdams eine Schlüsselfunktion zu – schon durch seine Lage in der Nähe von Fahrland und Groß Glienicke. Auch deren Bewohner sollen von dem neuen Viertel und seinen Einrichtungen profitieren.

Ursprünglich sollten in Krampnitz 3500 Menschen leben - die Zahl hat sich verdreifacht

Verhandeln wollen die Stadt und der für Krampnitz zuständige Entwicklungsträger, eine Tochter der Pro Potsdam, allerdings nicht nur mit dem Sieger, sondern auch mit den anderen beiden Preisträgern. Den zweiten Platz hat eine Gemeinschaft der Büros Happarchitecture JJH aus Frankfurt am Main, Mettler Landschaftsarchitektur aus Berlin sowie P4Loesse Architekten und Stadtplaner, ebenfalls aus Berlin, belegt. Dritter wurde ein Bündnis aus der im luxemburgischen Esch-sur-Alzette ansässigen Mars Group und der Agence Ter.de Landschaftsarchitekten aus Karlsruhe. Zwar werde der Siegerentwurf in den Verhandlungen höher gewichtet, doch entscheide am Ende das beste Angebotspaket darüber, wer den Zuschlag erhalte und wessen Entwurf letztlich als Grundlage für den Masterplan für Krampnitz dienen solle, sagte Rubelt. Dieser soll bis zum Jahresende fertig sein und die Basis für die künftige Entwicklung des Stadtteils darstellen.

Gemeinsam ist allen drei Entwürfen, dass sie die Vorgabe der Stadt, bis zu 7000 Menschen unterzubringen, weit übertreffen. Ursprünglich war man sogar nur von 3500 Bewohnern ausgegangen, doch wegen des anhaltenden Wachstums der Stadt hatte man diese Zahl bereits verdoppelt. Nun sollen in Krampnitz künftig bis zu 10 000 Menschen leben, bis zu 4300 Wohnungen seien möglich, so Nicke. Die Gefahr, dass der neue Stadtteil damit zu eng bebaut wird und der für ihre Enge oft gescholtenen Semmelhaack-Siedlung nahe dem Hauptbahnhof gleicht, sieht Nicke nicht. Die Innenhöfe zwischen den Wohnblocks hätten einen Durchmesser von 40 Metern, die Bebauung sei immer noch locker und von viel Grün geprägt. Im Bornstedter Feld sollen auf 230 Hektar eines Tages etwa 15 000 Menschen leben, in Krampnitz 10 000 auf 140 Hektar, sagte Nicke zum Vergleich mit dem zweiten großen Entwicklungsgebiet der Stadt.

Potsdams "Central Park"

Die Wettbewerbsentwürfe stellen freilich noch keine Architektur dar. Für quartiersprägende Wohnbauten, etwa die Reihenhäuser, das „soziale Band“ und den Central Park sollen Architekturwettbewerbe durchgeführt werden. Das Areal, für das jetzt der städtebauliche Wettbewerb durchgeführt wurde, umfasst nur 84 Hektar des insgesamt 143 Hektar großen Entwicklungsgebiets. Davon ausgenommen ist ein großer Teil der denkmalgeschützten Kasernengebäude im Osten des Gebiets. Diese hat wie berichtet die Deutsche Wohnen AG gekauft, die sie sanieren und zu Wohnhäusern umbauen will. Auch das im Süden gelegene Bergviertel, bestehend aus rund 50 denkmalgeschützten Einfamilienhäusern aus der Entstehungszeit der Kasernen in den 30er-Jahren, ist nicht Bestandteil des Wettbewerbsverfahrens. Für das Bergviertel will die Pro Potsdam in der zweiten Jahreshälfte einen eigenen Wettbewerb starten. Ziel sei es, das Ensemble mit rund 30 weiteren Häusern zu ergänzen, die architektonisch zum Bestand passen, erklärte Nicke.

Wann konkret mit der Neubebauung in Krampnitz begonnen werden kann, ist noch unklar. Nicke und Krampnitz-Chefentwickler Hubert Lakenbrink rechnen damit, dass Mitte 2020 die Erschließung für den ersten Bauabschnitt der ersten Ausbaustufe fertiggestellt ist. Dieser Abschnitt umfasst unter anderem die Wohnkarrees nördlich des „Central Parks“. Die Kosten für die Gesamterschließung, zuletzt auf 21 Millionen Euro taxiert, werden noch einmal kräftig steigen – weil jetzt noch mehr Bewohner in Krampnitz ein neues Zuhause finden sollen. Mit dem Einzug der ersten Bewohner rechne man für Ende 2021, das gesamte Quartier soll in zehn bis 15 Jahren fertig sein.

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Kommentar: Erst 3500. Dann 6000, kurz darauf 7000. Und jetzt 10 000 Einwohner. Ist Krampnitz zu groß? Ein Kommentar von PNN-Redakteur Peer Straube.

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