Arbeiten in Krampnitz begonnen: Wie ein ehemaliges Armeegelände zum Wohnviertel für 7000 Menschen werden soll
Für den neuen Stadtteil Krampnitz haben die Arbeiten vor Ort längst begonnen. Wie soll das ehemalige Armeegelände in Potsdam zur Heimat für 7000 Menschen werden? PNN geben einen Überblick.
Krampnitz - Für den großflächigen Umbau der ehemaligen Kaserne Krampnitz laufen hinter den Kulissen die Planungen. In den nächsten Monaten starten erste wichtige Erschließungsarbeiten. Die PNN geben einen Überblick, wie im Norden Potsdams der Stadtteil für zunächst 7000 Menschen entstehen soll – und wo schon jetzt vor Ort gearbeitet wird.
Arbeiten für freie Baufelder
Bereits begonnen haben genehmigte Baumfällungen auf dem Areal, teilte ein Sprecher des kommunalen Entwicklungsträgers für das Viertel mit. Da die Fällungen zum überwiegenden Teil Waldflächen betreffen, erfolge der Ersatz laut Gesetzeslage nicht nach der Anzahl der tatsächlich gefällten Bäume, sondern nach der von ihnen beanspruchten Fläche. Die dafür benötigten Ausgleichsflächen würden noch mit den zuständigen Forstbehörden abgestimmt, so der Sprecher.
Zeitnah beginnt auch der Abriss von verfallenden DDR-Plattenbauten im Süden von Krampnitz, die man derzeit von der Straße in Richtung Fahrland sehen kann. Der Abbruchauftrag sei bereits erteilt, so der Sprecher – gerade werde die Baustelle eingerichtet. Dann beginne das für die Arbeiten ausgewählte Unternehmen zunächst damit, Schadstoffe aus den Bauten zu entfernen. Danach startet der Abriss.
Der Sprecher bestätigte auch, dass alle Arbeiten in Krampnitz vom städtischen Amt für Denkmalpflege bodenarchäologisch begleitet werden. Dabei sind Überraschungen möglich: Vor Ort sind bereits Siedlungsreste gefunden worden, etwa aus der Jungsteinzeit.
Eine neue Tramtrasse
Der Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) hat für die Tramtrasse in das geplante Stadtviertel nun ein Planungsbüro gefunden, das die Entwurfsplanung für die Straßenbahnstrecke zwischen Campus Jungfernsee und Krampnitz erstellt: Es handelt sich um eine Bietergemeinschaft der weltweit tätigen Gesellschaften Obermeyer und Ramboll.
Laut dem Amtsblatt der Europäischen Union gab es bei der europaweiten Ausschreibung zwei Bewerber. Eigentlich hatte der ViP auf mindestens drei Anbieter gehofft. Zuschlagskriterium sei das „wirtschaftlich günstigste Angebot“ gewesen, heißt es in dem Amtsblatt weiter, genaue Kosten werden nicht genannt. Für das Gesamtprojekt wird mit einer mittleren zweistelligen Millionensumme gerechnet, 2025 soll die Trasse möglichst fertig sein und sich sogar bis Fahrland erstrecken.
Gegen Umweltschäden vorgehen
Das Gelände wurde bis 1991 militärisch genutzt. Die sowjetische Armee nahm dort Mitte der 1980er-Jahre eine chemische Reinigung von der sowjetischen Armee in Betrieb – doch das erwies sich als fatal. Denn in der Folge versickerte Lösungsmittel, insbesondere das krebserregende Trichlorethen, literweise im Boden. Dieser giftige Umweltschaden muss nun beseitigt werden: Nach einem Streit vor dem Verwaltungsgericht hatten sich Stadt und das Land in einem Vergleich darauf verständigt, dass Brandenburg deutlich mehr zahlen muss als ursprünglich gehofft: Von mehr als vier Millionen Euro war die Rede.
Inzwischen habe das Land einen Sanierungsplan erarbeitet, sagte eine Rathaussprecherin jetzt auf PNN-Anfrage. Dieser sei von der städtischen Umweltbehörde auch schon bestätigt. Seit Anfang des Jahres würde die eigentliche Sanierung vor Ort vorbereitet, zum Beispiel würden Stromleitungen verlegt. Im Mai werde der offizielle erste Spatenstich erfolgen. Dabei wird nach Darstellung der Stadt insbesondere das Grundwasser in den Fokus genommen: Hierfür wird eine eigene Förder- und Reinigungsanlage errichtet und in Betrieb genommen. Mittels einer Drainage soll zugleich verhindert werden, dass sich das Gift in andere Bereiche ausbreitet. Unterstützend sollen Mikroorganismen helfen, das Wasser zu entgiften, hieß es weiter.
Das Viertel planen
Die anstehenden Arbeiten leiten einen zehn bis 15 Jahre dauernden Prozess ein, an dessen Ende rund 7000 Menschen in Krampnitz wohnen sollen. Das war lange unsicher: Nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen war erst vergangenes Jahr ein Durchbruch erzielt worden, auch mithilfe der Deutsche Wohnen AG, der ersten Großinvestorin für Krampnitz.
Wie das neue Viertel einmal aussehen soll, ist derzeit auch Gegenstand eines städtebaulichen Wettbewerbs. Dessen Ergebnisse sollen noch diesen Monat feststehen, am nächsten Montag tagt dazu das Preisgericht aus Bauexperten, Stadtverordneten und Rathausmitarbeitern. Am Tag danach trifft sich in der Konzernzentrale der Bauholding Pro Potsdam in der Pappelallee ab 17 Uhr das neu gegründete Forum Krampnitz, das auch mit Stadtverordneten besetzt ist. Dieses öffentlich tagende Plenum sieht noch vier weitere Termine in diesem Jahr vor, etwa zum Energiekonzept und zur Mobilität. Demnach ist ein möglichst klimaneutraler, umweltfreundlicher und möglichst autofreier Stadtteil geplant, auch Kitas und Schulen sind vorgesehen.
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Führungen durch Krampnitz ab Ostern
Vor den umfangreichen Baumaßnahmen für das neue Stadtviertel können interessierte Bürger ab Ostern die frühere Kaserne Krampnitz bei öffentlichen Führungen besichtigen. Das hat der kommunale Entwicklungsträger angekündigt. In den etwa zweistündigen Rundgängen würden interessierte Bürger von geschulten Gästeführern durch das Gelände geleitet und umfassend zur wechselhaften Geschichte des in den vergangenen Jahren auch mehrfach als Filmkulisse genutzten Areals informiert – und über die Pläne für den neuen, rund 140 Hektar großen Kiez. Die ersten Führungen werden am Ostersonntag und -montag jeweils um 10 Uhr und um 13 Uhr veranstaltet. Weitere Rundgänge werden ab dem 15. April bis zum September alle zwei Wochen jeweils an Sonntagen um 11 Uhr angeboten. Es handele sich um das spannendste städtebauliche Projekt für Potsdam, warb der Entwicklungsträger. Daher wolle man den Potsdamern zeigen, in welchem Zustand das Gebiet aktuell sei – und wie es einmal aussehen könnte. Die Buchung der kostenlosen Führungen ist möglich über die Telefonhotline der Potsdam Marketing und Service GmbH unter Tel.: (0331) 275 588 99 oder per Internet über www.potsdamtourismus.de. Eine verbindliche Anmeldung ist erforderlich.
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