Plastik und Zigarettenstummel: Potsdamerin sammelt Müll auf - und sucht Mitstreiter
Die Potsdamerin Andrea Lütkewitz ärgert sich täglich über den Müll in ihrer Nachbarschaft. Also packte sie an und beseitigte ihn. Nun sucht sie Gleichgesinnte für weitere Aufräumaktionen.
Potsdam - Immer wieder Plastikverpackungen, überall Zigarettenstummel, Flaschen, Metall, Alufolie: Täglich sieht Andrea Lütkewitz* in ihrer Nachbarschaft im Bornstedter Feld Müll herumliegen. Sie ärgert sich darüber, jeden Tag. Nicht nur wegen des unordentlichen Stadtbildes, sondern weil auch Tiere und Pflanzen darunter leiden.
"Denn hier gibt es noch viele Wildtiere, Füchse, Igel, Marder, Hasen und viele Vögel, und es tut mir in der Seele weh, dass diese sich verletzten und vergiften könnten", sagt Lütkewitz. Außerdem leben hier viele Familien mit Kindern, die draußen spielen.
Drei 120-Liter-Säcke mit Müll gefüllt
An einem milden Maitag entschließt sich Lützkewitz zum Handeln und sammelt den Müll auf. Nach anderthalb Stunden hat sie auf 350 Metern drei schwarze 120 Liter-Plastikmüllsäcke gefüllt. "Leider habe ich nicht alles geschafft, weil mir irgendwann der Rücken wehtat."
Die 43-Jährige postete das Bild der gefüllten Müllsäcke im sozialen Netzwerk Instagram und beschrieb darin das Erlebte. "Ziemlich eklig" sei das Müllaufsammeln gewesen. Doch sie will weitermachen - und sucht nun Gleichgesinnte. Nach der Aktion kam Lütkewitz bereits mit Nachbarn ins Gespräch, die ihr sagten, dass sie auch schon hin und wieder Müll beseitigt hätten. Beispielsweise hätten sie große Plastikplanen aus Bäumen entfernt.
Gemeinsame Müll-Aktivisten gesucht
Nun sucht sie bei Facebook und in der Nachbarschaft nach Mitstreitern. Das Ziel: Den Müll in der Nachbarschaft bei sogenannten Clean ups einsammeln, vielleicht einmal im Monat. Ohne Anmeldung, ohne Zwang. Wer mitmachen will, erfährt online den Termin und was mitgebracht werden sollte. Lütkewitz hat dafür eine Facebookseite ins Leben gerufen und will Zettel in der Nachbarschaft aushängen. Wer sie kontaktieren will, kann dies unter potsdamcleanup@web.de tun.
Auch die Schüleraktivisten von "Fridays For Future" habe sie mit ihrem Anliegen angesprochen. Sie seien offen für Clean ups, wollen sich aber im Juni erst einmal an einer bundesweiten Aktion beteiligen, hieß es.
"Es dauert nicht lange und es ist wieder überall dreckig"
Das Thema beschäftigt Lütkewitz schon länger. Im vergangenen Jahr habe die Potsdamerin sich über das Onlineportal Maerker an die Stadt mit dem Problem gewandt. „Ich hatte auch den Eindruck, dass einige Zeit danach mal aufgeräumt wurde", sagt Lütkewitz. "Aber es dauert nicht lange und es ist wieder überall dreckig."
Die 43-Jährige wohnt seit 2011 in der Nähe der Da-Vinci-Gesamtschule. Dort wurde in den vergangenen Jahren viel gebaut. Es entstanden neue Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten, beschreibt sie. Vor allem die Nedlitzer Straße und Umgebung sei stark verschmutzt. "Ein Grund dafür ist sicherlich nicht komplett entsorgter Baustellenmüll, und über die Jahre scheinen hier Leute auch illegal ihren Sperrmüll entsorgt zu haben", schildert Lütkewitz.
Sperrmüll in Potsdam nimmt zu
Die Stadt Potsdam kündigte wie berichtet vor einigen Monaten an, verstärkt gegen den zunehmenden Sperrmüll vorgehen zu wollen. Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte den PNN, dass illegale Abfallanlagerungen in der Regel innerhalb von fünf Tagen nach Beauftragung durch die Stadtentsorgung Potsdam beräumt werden. Die Kosten für die Beräumung sei in den Abfallgebühren enthalten.
Dass die Stadtentsorgung dennoch nicht immer hinterherkommen kann, dafür hat Lütkewitz Verständnis. Sie möchte mit ihren Aktionen nun ein Bewusstsein dafür schaffen, „wie viel letztendlich da draußen rumliegt und Schaden anrichtet“.
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In Potsdam gibt es zwei Unverpacktläden: Am Luisenplatz eröffnete Mitte 2018 das Geschäft "maßVoll", Ende 2018 folgte dann "Kathi & Käthe - FairVerpackt“ in Babelsberg.
Hinweis: Andrea Lütkewitz arbeitet unregelmäßig auch als freie Autorin für die Potsdamer Neuesten Nachrichten.