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Zusammenleben: Potsdamer haben Interesse an neuen Wohnprojekten

Zusammen ist man weniger allein: Einer Studie zufolge wünschen sich viele Potsdamer mehr Möglichkeiten zu gemeinschaftlichem Wohnen

Potsdam - Der Anonymität von Großstädten entfliehen, Unterstützung von Nachbarn erhalten, die vielleicht zu Freunden werden oder sogar zu Mitbewohnern: Gemeinschaftliches Wohnen hat Vorteile. Das sehen zumindest rund 44 Prozent der Potsdamer so, die an einer Telefonbefragung im Rahmen einer Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) und des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) teilgenommen haben.

Insgesamt wurden im April vergangenen Jahres 1004 Potsdamer über 18 zum Thema „Gemeinschaftlich Wohnen in Potsdam“ befragt. In einer 20-seitigen Broschüre stellen die Institute die Befragungsergebnisse vor. Sie ist auch das Ergebnis eines dreijährigen vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsprojektes zum Potenzial gemeinschaftlichen Wohnens zur Lösung von demografischen und sozialen Problemen – darunter fallen eine immer älter werdende Bevölkerung, die nicht mehr familiär betreut werden kann, ebenso wie stetiger Zuzug und die Integration von Geflüchteten. Potsdam wurde für das Projekt als Laborstadt gewählt, eine Abschlusskonferenz zum Thema fand am Donnerstag im Begegnungszentrum Oskar in Drewitz statt.

Zusammen lebt sich billiger

Im Zentrum der Studie von Difu und IZT stehen die Einstellungen der Potsdamer zum Gemeinschaftswohnen, aber auch die Einsparpotenziale. Denn wer in einer Wohngemeinschaft oder einem Haus mit Einzelwohnungen und Gemeinschaftsräumen zusammenwohnt, zahlt und verbraucht auch weniger, so die These. Laut der Studie wird durch das Teilen von Wohnräumen die Miete um acht Prozent günstiger, bei Heizung- und Warmwasser sparen Mieter rund die Hälfte der Kosten ein und verbrauchen auch weniger Wasser – nämlich 32 Prozent – jeweils gemessen an regionalen Durchschnittswerten. Gemeinsames Wohnen interessiert in Potsdam längst nicht nur Studenten, auch die Hälfte der befragten Potsdamer zwischen 40 und 49 Jahren kann sich laut der Studie vorstellen, mit anderen Menschen zusammenzuwohnen. Neben der gegenseitigen Unterstützung sprachen für den Großteil der Befragten stabile Wohnkosten für das gemeinschaftliche Wohnen. Die meisten können sich Wohnprojekte in Gemeinschaftsimmobilien vorstellen, in denen sich mehrere Wohnungen befinden – diese sollen entweder von den Mietern selbst als sogenanntes Wohnprojekt oder von Genossenschaften gekauft werden. Allerdings ist ersteres gerade in Potsdam schwierig, denn es fehle an Immobilien, sagen 43 Prozent der Befragten.

Wohnprojekte in Potsdam

Wohnprojekte gibt es bereits in Potsdam: In der Babelsberger Uhlandstraße leben unter dem Namen „WohnGut“ mehrere Generationen unter einem Dach, auch die Mieter in der Babelsberger Wichgrafstraße 11 wollen wie berichtet mit ihrem kürzlich gegründeten Verein Wichgraf11 ihr Haus kaufen. Der Eigentümer hatte den Bewohnern das Haus zum Kauf angeboten, ruderte dann allerdings zurück, weil ihm Investoren mehr Geld boten. Die Hausbewohner möchten nun von der Stadt, dass sie ihr Vorkaufsrecht für das Gebäude prüft, das im Sanierungsgebiet Babelsberg gelten könnte. Denn sie befürchten bei einem Eigentümerwechsel eine Luxussanierung mit steigenden Mieten. Das Vorkaufsrecht prüfen kann die Stadt aber erst, wenn der Kaufvertrag zwischen Eigentümer und den Investoren vorliegt. Dies ist bislang nicht der Fall, wie eine Stadtsprecherin auf PNN-Anfrage sagte. Mit dem Plan, sich als Wohnprojekt organisieren zu wollen, sind die Bewohner der Wichgrafstraße allerdings in der Minderheit – jedenfalls wenn es nach der aktuellen Studie geht. Denn rund 38 Prozent der befragten Potsdamer bevorzugen gemeinschaftliches Wohnen unter dem Dach einer Genossenschaft. Ein Drittel will lieber Wohnungen mieten als besitzen (26 Prozent).

Hoffen auf Krampnitz

42 Prozent der in der Studie befragten Potsdamer beklagen, dass es in der Stadt auch an Projekten fehlt, denen man sich anschließen könnte. Zwei Drittel wünschen sich mehr Möglichkeiten für gemeinschaftliches Wohnen. Mehr als der Hälfte fehlt es auch an entsprechenden Informationen. Der überwiegende Teil der Befragten (73 Prozent) sagt, dass die Pro Potsdam von der Stadt beauftragt werden sollte, Angebote zu schaffen. In Teilen könnte das in Potsdams neuem Stadtteil Krampnitz verwirklicht werden: Ende März wurde auf Initiative der linksalternativen Fraktion Die Andere ein entsprechender Antrag im Hauptausschuss beschlossen. Darin wird die Stadt beauftragt, ein Konzept zu erstellen, wonach ein „hoher Anteil“ an Wohnungsgenossenschaften, Baugruppen oder gemeinwohlorientierten Trägern nach Konzeptvergabe zum Zuge kommen sollen.

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