Expo Real in München: Potsdam verkauft Grundstücke auf Immobilienmesse
Potsdam bietet auf Münchner Immobilienmesse kommunale Grundstücke an. Kritik kommt vom Netzwerk „Stadt für alle“.
Potsdam - Es ist nur eine kleine Baulücke. Genau 651 Quadratmeter soll das Grundstück groß sein. Doch der Kaufpreis hat es in sich: Man erwarte mindestens 600.000 Euro, heißt es in einem Immobilienkatalog der kommunalen Bauholding Pro Potsdam. Dies sind 921,66 Euro pro Quadratmeter. Das Grundstück, das hier zum Verkauf steht, liegt in zentraler Innenstadtlage. Mitten in Potsdam, im Holländischen Viertel. Es handelt sich um die Parzelle Gutenbergstraße 81, gelegen im Abschnitt zwischen der Benkert- und der Friedrich-Ebert-Straße.
Diese Baulücke ist nur eines von vielen Grundstücken, für die die Pro Potsdam auf der am heutigen Montag in München beginnenden Immobilienmesse Expo Real nach Investoren suchen will. Auch Wohnbauflächen im Bornstedter Feld möchte das Unternehmen auf der Messe anpreisen, ebenso ein Areal im Stadtteil Golm, auf dem sich wissenschaftsnahes Gewerbe ansiedeln soll. Für Potsdams Großprojekt Krampnitz will man ebenfalls in München werben. Schon in den vergangenen Jahren war Potsdam auf dieser großen internationalen Immobilienmesse vertreten.
Flächen für forschungsnahes Gewerbe in Golm
Die für forschungsaffines Gewerbe in Golm vorgesehene Fläche, die nun angeboten wird, hatte Potsdam schon in der Vergangenheit auf der Expo Real im Portfolio gehabt. Es handelt sich um ein Gebiet östlich der Bahnlinie im Norden des Potsdam Science Parks, dem vormaligen Wissenschaftspark Potsdam-Golm. Die Pro Potsdam ist eigenen Angaben zufolge Eigentümerin des sieben Hektar großen Geländes, das Teil des sogenannten Technology Campus innerhalb des Potsdam Science Parks ist. Dass diese Fläche nun zum wiederholten Male auf der Expo Real beworben wird, sei nicht als Misserfolg der bisherigen Bemühungen zu werten, sagt Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos). Vielmehr habe man bislang bei Investoren lediglich vorgefühlt. Nun jedenfalls soll es an den Verkauf von Grundstücken gehen. Unternehmen beispielsweise aus der Biotechnologie, der Optik oder auch aus dem Bereich der erneuerbaren Energien will man auf das Areal locken. Ab 2021 sollen hier voll erschlossene Flächen zur Verfügung stehen.
Den künftigen Stadtteil Krampnitz wiederum will man auf der Messe unter dem Label „Potsdams neuer Norden“ bewerben. Hinsichtlich der Vermarktung des früheren Militärgeländes habe sich die Stadt „sehr gut abgestimmt“ mit der Deutschen Wohnen, sagt Rubelt. Das Unternehmen will auf dem Areal bekanntlich als Großinvestor auftreten. Nach Angaben des Entwicklungsträgers Potsdam, der zum Unternehmensverbund Pro Potsdam gehört, ist der gesamte Entwicklungsbereich Krampnitz 140 Hektar groß. Das historische Torgebäude, das sich in einem baulich schlechten Zustand befindet, soll voraussichtlich bereits im kommenden Jahr zum Verkauf ausgeschrieben werden, und zwar im Rahmen einer sogenannten Konzeptvergabe, bei der neben dem Kaufpreis weitere Kriterien eine Rolle spielen. Üblicherweise werden in solchen Fällen auch die Nutzungsideen des Investors oder etwa die künftige Mietpreishöhe bei der Entscheidung über die Vergabe eines Grundstücks berücksichtigt.
Auch die umstrittene Verkleinerung des Volksparks im Bornstedter Feld schlägt sich in dem Immobilienkatalog der Pro Potsdam nieder. Bisherige Parkgrundstücke westlich der Georg-Hermann-Allee sollen im Wege der Konzeptvergabe veräußert werden. Die Pläne sehen hier Geschosswohnungsbau vor. An anderer Stelle im Bornstedter Feld sollen – gegen Höchstgebot – zehn Grundstücke für Einfamilienhäuser den Besitzer wechseln.
Kritik vom Netzwerk „Stadt für alle“
Kritik an der kommunalen Verkaufsstrategie kommt indes vom Netzwerk „Stadt für alle“. So kritisierte dessen Mitglied Holger Zschoge die Verantwortlichen im Rathaus: „Dass sie das dieses Jahr wieder tun“ und zur Expo Real nach München fahren, sei ärgerlich. „Das entspricht überhaupt nicht der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung“, so Zschoge.
Andernorts werde von Rekommunalisierung gesprochen. Und Potsdam verkaufe weiter seine Grundstücke. Rubelt wiederum verteidigt etwa die Veräußerungen im Bornstedter Feld: „Der Abverkauf ist quasi auch vom Gesetzgeber gefordert im Rahmen des Besonderen Städtebaurechts.“ Die Stadt habe über ihren Entwicklungsträger das Bornstedter Feld erschlossen, also beispielsweise Schulen und Kitas gebaut und die Verkehrsanbindungen hergestellt. Mit den Erlösen aus den Verkäufen müsse man nun dies Arbeiten refinanzieren, so Rubelt.
Dass der Umgang mit Grundstücken einem gewissen Wandel unterliegen kann, zeigt indes das Beispiel Holländisches Viertel. Die hier im 18. Jahrhundert angesiedelten Kolonisten, die unter anderem aus den Niederlanden und Frankreich kamen, durften zunächst einige Jahre frei in den Häusern wohnen, dann schenkten ihnen Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich II. die jeweiligen Anwesen.