Wildschweinplage: „Wir jagen für den Teller, nicht für die Tonne“
Im PNN-Interview verteidigt der für Kleinmachnow und Stahnsdorf zuständige Jagdpächter Peter Hemmerden die Bogenjagd und kritisiert die Vorschläge der Grünen im Landtag.
Herr Hemmerden, es gab Schmierereien am Stahnsdorfer Rathaus, am Wochenende hat in Stahnsdorf ein Hochsitz gebrannt – fühlen Sie sich bedroht?
Nein. Dennoch ist der verbrannte Hochsitz sehr ärgerlich, denn wir haben dort einen Acker, der von Wildschäden betroffen ist. Uns wurde die Möglichkeit genommen, gegen den Schaden etwas zu tun. Die Kosten für einen neuen Hochsitz tragen wir aus unserer Tasche. Und da wir uns es nicht leisten können, den bauen zu lassen, ist das Arbeit von mehreren Tagen. Die Ackerfläche können wir zunächst erstmal nicht mehr vor Wildschweinen sichern.
Sie bleiben bei ihrem Antrag zur Pfeil- und Bogenjagd?
Ja, ich lasse mich durch diese Art der Meinungsbekundung von meinem Vorhaben nicht abbringen. Auch ich habe mir zu der aktuellen Diskussion meine Gedanken gemacht. Seit über zehn Jahren befasse ich mich sehr intensiv mit der Wildschweinthematik. Wir haben jüngst eine große Expertenrunde zum Thema organisiert, ich betreibe Aufklärung auf meiner Internetseite. Wenn jemand der Meinung ist, dass ich auf dem falschen Weg bin, dann soll er mit mir in den Dialog treten. Er kann mir über meine Seite eine E-Mail schreiben und dann erkläre ich gerne, warum die Maßnahmen notwendig sind. Man kann nicht einfach nichts tun, das geht nicht.
Meinen Sie nicht, dass man die Anwohner besser informieren sollte, um Gerüchten oder wilden Vorstellungen Einhalt zu gebieten?
Ich habe mich gerade eben mit einem Redakteur einer Jagdzeitschrift unterhalten. Unter Jägern wird das Thema, teils auch durch Unwissenheit, sehr kontrovers diskutiert. Ich versuche momentan über die Fachzeitschriften die Jägerkreise zu informieren und die Bogenjagd zu erläutern.
Und was ist mit einer öffentlichen Bürgerveranstaltung?
Wir werden sicherlich eine Infoveranstaltung durchführen, wenn der Bescheid von der Oberen Jagdschutzbehörde vorliegt. Wichtig sind auch die Auflagen, auf die wir uns dann einstellen müssen. Wissen Sie, wir jagen in einem Spannungsfeld zwischen Jagdgegnern, die jegliches Töten von Tieren ablehnen und Bürgern, die sagen, jedes Wildschwein ist eines zu viel, weil die unseren Garten zerstören. Man kann es nicht jedem recht machen, wir als Jäger müssen unseren Weg finden und das tun wir auch.
Die Bogenjagd steht zurzeit im öffentlichen Fokus, dabei ist sie nur eine Maßnahme...
Richtig, es ist nur eine Ergänzung zur normalen Jagd, sie ist kein Ersatz. Und mit ihr wird auch nicht die Wildschweinpopulation von heute auf morgen auf null reduziert. Es ist nur eine weitere kleine Schraube von vielen, an denen wir drehen müssen.
Von den Grünen im Land kam der Hinweis, dass es sinnvoller sei, die Wildschweine in den Sauenfängen zu betäuben und sie dann im Wald auszusetzen. Was halten Sie davon?
Wenn wir das Wild in der Falle betäuben, führen wir dem Wild Medikamente zu. Wir jagen aber nicht für die Mülltonne, sondern für den Teller. Das vergessen die Leute gerne. Das Wild wird als Fleisch verarbeitet und gegessen. Deshalb dürfen wir dem Wild keine Medikamente zuführen – sonst könnten wir es auch gleich in der Falle töten. Solche Aussagen von Politikern machen mich wütend.
Warum?
Weil das nicht sachlich ist. Ich würde mir von Politikern wünschen, dass sie sich zu Sachthemen besser informieren, bevor sie an die Öffentlichkeit gehen. Das hat auch der SPD in Stahnsdorf nicht gutgetan, dass man uns Jäger so kritisiert hat, so einen massiven Druck auf uns gemacht hat. Das haben wir definitiv nicht verdient. Auch Politiker dürfen mich gerne anrufen, ich erkläre ihnen dann die Thematik.
Und was sagen Sie zu dem Vorwurf der Grünen, dass die derzeitige Wildschweinplage durch die Zunahme des Maisanbaus und zu wenig Jagdanstrengungen verursacht wurde?
Hier wird das Thema Landwirtschaft mit dem Thema Jagd vermischt. Von dem flächendeckenden Maisanbau profitieren Wildschweine, ich als Jäger kann aber nicht die Landwirtschaftspolitik ändern, sondern nur versuchen, mich jagdlich darauf einzustellen. Wenn man uns vorwirft, dass wir zu wenig geschossen haben, entspricht das nicht der Wahrheit. Wir haben jedes Jagdjahr die Vorgabe der Unteren Jagdbehörde mehr als erfüllt.