zum Hauptinhalt
Fangen statt abschießen - das fordern die Grünen. 
© Lino Mirgeler/dpa

Wildschweinplage: Grüne fürchten Bogenjagd-Tourismus in Stahnsdorf

Die Grünen warnen, dass Leute zum Bogenschießen nach Stahnsdorf pilgern könnten. Unterdessen wird geprüft, ob Schmierereien und eine Brandstiftung mit der Debatte zusammenhängen.

Stahnsdorf/Potsdam - Die Grünen im Brandenburger Landtag lehnen die Jagd mit Pfeil und Bogen auf Wildschweine in Stahnsdorf und Kleinmachnow aus Tierschutzgründen ab. Das Töten von Schweinen auf diese Weise dürfe nur die „Ultima Ratio“ sein, sagte der umweltpolitische Sprecher der Fraktion und Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl, Benjamin Raschke, am Dienstag. Diese Art der Jagd sei aus guten Gründen verboten. Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) will die Bogenjagd wie berichtet in Stahnsdorf im Rahmen eines Modellversuchs zulassen.

Die Schweineplage in Stahnsdorf sei Ergebnis einer „seit Jahren falschen Wildschweinpolitik des Agrarministers“, so Raschke. Das Land habe es versäumt, die Population etwa durch ausreichende Jagd im Zaum zu halten. Auch der Ausbau von Maismonokulturen, die in Brandenburg inzwischen 19 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ausmachten, habe dazu geführt, dass Wildschweine viel Futter finden und sich verbreiten.

Raschke plädiert für Saufänge

„Wenn sie Gefahr für Leib und Leben von Menschen darstellt, muss die Sau dann auch weg“, sagte Raschke. Allerdings gebe es da durchaus andere Möglichkeiten, als Tiere in bewohnten Gebieten zu jagen. Sinnvoller sei es, sogenannte Saufänge einzusetzen, also Fallen. Im Nationalpark „Unteres Odertal“ in der Uckermark werden solche Saufänge eingesetzt, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern. Allerdings werden die Tiere, die in die mit Maiskörnern präparierte Falle gegangen sind, anschließend per Kopfschuss aus der Nähe getötet. Die Grünen präferieren eine Betäubung der Tiere, durchaus mit Hilfe eines Pfeils. Danach könnte die Schweine wieder im Wald ausgesetzt werden. 

Es könne nicht sein, dass in Stahnsdorf eine deutsches „Sonderjagdgebiet“ für die Bogenjagd eingerichtet werde, zu dem dann alle hinpilgerten, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel. Zuvor hatte bereits der Landestierschutzverband Brandenburg die geplante Bogenjagd in Stahnsdorf und Kleinmachnow kritisiert. Die Jagdpraxis mit Pfeil und Bogen sei eine „urzeitlich verbotene Methode jenseits des Tierschutzes“. Der Verband befürchtet, dass die Schweine bei ungenauen Pfeilschüssen qualvoll an ihren Verletzungen verenden könnten. Zudem würden so nicht die Ursachen für die hohe Wildschweinpopulation bekämpft. 

Schmierereien und Brandstiftung

Dass das Thema offenbar auch Tierschützern vor Ort aufstößt, zeigen Schmierereien, die am Stahnsdorfer Rathaus in der Nacht auf Donnerstag an der Fassade prangten. In roter Farbe standen dort die Sätze: „Schweine an die Macht“ und „Bernd Albers Pfeil und Bogen ist verlogen Tierquälerei ist ne Sauerei“. Das Rathaus hatte die Schriftzüge noch am Freitag entfernt. 

Am Samstag stand ein Hochstand auf einem Feld am Enzianweg in Flammen. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung.

Zur Startseite