Nach Flucht vor dem Krieg: Ukrainische Familie findet keine Wohnung
Eine siebenköpfige ukrainische Familie braucht eine Bleibe in Mittelmark - in einem Ferienbungalow in Werder (Havel) kann sie nicht mehr lange bleiben.
Potsdam/Caputh - Es ist eine schwierige Situation für die siebenköpfige Familie Bal: Anfang März war sie aus Charkiw mit dem Zug geflohen, nur das Nötigste konnten sie mitnehmen. Am 12. März fand die Familie bei Grit Hübener Unterschlupf, die kurzfristig ihren Ferienbungalow in Werder für Geflüchtete angeboten hatte.
Doch eigentlich ist der Bungalow für sieben Personen viel zu klein und steht nur bis zum 28. März zur Verfügung. Zudem ist er nicht barrierefrei: „Der sechsjährige Sohn hat eine Gehbehinderung und sitzt im Rollstuhl, doch den konnte er bei der Flucht nicht mitnehmen“, sagt Hübener. „Er ist auf Krücken hier angekommen.“ Mittlerweile hat das Bergmann-Klinikum der Familie einen Rollstuhl zur Verfügung gestellt.
Das Netzwerk „Caputh hilft“ hatte Familie Bal an Hübener vermittelt: Lange mussten die Eltern und ihre fünf Kinder zwischen eins und 13 Jahren an der polnischen Grenze auf eine Mitfahrgelegenheit warten, kaum jemand hatte eine siebenköpfige Familie mitnehmen wollen.
Die Familie wollte sich nicht trennen
Auch Hübener hatte eigentlich nicht genug Platz in ihrem Bungalow, der nur für zwei Erwachsene und zwei bis drei Kinder ausgelegt ist. Sie plante jedoch, die Familie zusammen mit einem Nachbarn aufzunehmen und dazu die Schlafplätze aufzuteilen. „Doch die Familie wollte sich verständlicherweise nicht trennen“, sagt Hübener. Seitdem schlafen sie im Bungalow auf Matratzen.
Für Hübener besteht jedoch das Problem, dass sie ihren Bungalow maximal bis zum 28. März zur Verfügung stellen kann, was sie der Stadt Werder und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark vorab auch gesagt hatte. Hübener ist Autorin, doch durch Corona seien auch ihr viele Einnahmen weggebrochen und derzeit sei der Ferienbungalow die Haupteinnahmequelle, um den Lebensunterhalt für sich und ihr Kind zu bestreiten. Für den März hatte sie sämtliche Buchungen storniert, aber ab April brauche sie die Einnahmen aus der Vermietung.
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Seit zwei Wochen sucht sie nun nach einer Wohnung, die groß genug und barrierefrei ist. Da sie gehört hatte, dass ukrainische Geflüchtete bei der Unterbringung nicht landkreisgebunden sind, suchte sie auch in Potsdam nach einer Wohnung.
Noch keine Gewissheit für Familie Bal
Vergangene Woche half sie der Familie bei der Registrierung in Teltow, damit diese Sozialleistungen erhalten kann. „Fast zeitgleich tat ‚Caputh hilft‘ eine Wohnung in Potsdam auf“, sagt Hübener. „Und kurz darauf bekamen wir die Info: Wer registriert ist, muss nun doch im Landkreis bleiben!“ Trotz vorhandener Wohnung musste Familie Bal nun also im nur wenige Kilometer entfernten Werder bleiben.
Mittlerweile habe sich das Sozialamt des Landkreises gemeldet, sagt Hübener: „Bitte geben Sie uns noch ein paar Tage Zeit“, heißt es in der Mail. Man suche intensiv nach einer Wohnung, doch die Faktoren Wohnungsmarkt, Personenzahl und Barrierefreiheit erschwerten die Auswahl. Hübener hofft auf eine baldige Lösung, die Familie leide sehr unter der Unsicherheit: „Sie wissen einfach nicht, wie es jetzt weitergeht.“