Potsdam-Mittelmark: Trockenheit gefährdet Getreide-Ernte
Spargel- und Obstbauern aus der Region sind zufrieden mit dem derzeitigen Wetter. Getreidebauern hoffen auf Regen. Der soll kommen - ausgerechnet zum Baumblütenfest.
Beelitz/Werder (Havel) - Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen sorgt bei den mittelmärkischen Bauern für gemischte Gefühle: Während die Spargelernte bisher sehr gut verläuft und kein Nachtfrost die Obstblüte zerstört hat, leidet das Getreide unter der Dürre. Zwar soll es in der nächsten Woche etwas Regen geben und kälter werden, was die Bauern sich für ihre Felder wünschen. Doch ausgerechnet dann wird das Baumblütenfest gefeiert.
„Wir haben zum Glück ein beheizbares Zelt“, sagt Michael Schultz vom Siedlerhof in Elisabethhöhe den PNN. Er rechnet aber trotzdem mit weniger Besuchern zum Fest. „Die Verluste werden wir in der Kasse sicherlich merken.“ Seit einem Monat bereite er sich auf das vom 27. April bis zum 5. Mai dauernde Baumblütenfest vor.
Hummeln als Bienen-Ersatz
Rund um den Hof stehen die Obstplantagen. Die Blüte sei gut verlaufen. Wer bei der Bestäubung nur auf Bienen gesetzt hat, könne aber Verluste erleiden, so Schultz. Er selbst hat Hummelvölker in seine Birnenplantage gestellt. „In einigen Nächten gab es Temperaturen von unter vier Grad, da fliegen Bienen nicht.“ Hummeln bestäubten die Blüten aber auch bei niedrigen Temperaturen. Die meisten seiner Obstanbauflächen könnten bewässert werden, da sei die Trockenheit kein großes Problem. Und auf den nicht bewässerten Flächen habe er ältere Bäume, die auch mit der Trockenheit klarkämen.
„Neupflanzungen braucht man ohne Bewässerung aber gar nicht mehr vorzunehmen“, so der Bauer. Ein Großteil der Flächen rund um Glindow und Werder sind mit Bewässerungssystemen ausgestattet. Das Wasser kommt meist aus dem Glindower Brauchwasserwerk, das Wasser aus dem Glindower See auf die Plantagen pumpt. Einige Bauern wie der Derwitzer Obstbauer Stefan Hübner haben auch eigene Brunnen. „Ohne die kann man Obstbau nicht mehr betreiben“, bestätigt Hübner.
Sommergerste braucht jetzt dringend Wasser
Eine gute Obsternte könne die Verluste auf seinen Getreidefeldern aber nicht mehr ausgleichen, sagt Michael Schultz. Auf 60 Hektar Fläche baut er Sommergerste und Winterroggen an. Nur auf 30 Prozent der Flächen sei eine Bewässerung möglich. Die Sommergerste keime derzeit und benötige deshalb dringend Wasser. Einen geringen Schaden trügen viele Pflanzen davon, in der Folge wüchsen sie wahrscheinlich deutlich dünner und würden anfälliger, falls nicht bald der erwartete Regen kommt.
Der Winterroggen sei widerstandsfähiger. Er habe jetzt den Ährenansatz ausgebildet, der bei Regen weiterwachse. „Vor Jahren haben wir uns von Hybridsorten verabschiedet und bauen Champagnerroggen an“, so Schultz. Die bis in die 60er-Jahre verbreitete Pflanze sei deutlich robuster als die neueren Züchtungen, liefere dafür bei guten Wetterbedingungen aber weniger Ertrag. Da Michael Schultz sein Getreide hauptsächlich in der eigenen Destillerie zu Whisky verarbeitet, könne er die Verluste der einen Getreidesorte durch den stabilen Ertrag der anderen ausgleichen, beide werden zu unterschiedlichen Whiskys gebrannt.
Wind weht den Mutterboden weg
Neben der Trockenheit ist der Wind derzeit das große Problem der Bauern. Selbst da, wo Schultz die Äcker bewässern könnte, bläst der Wind das Wasser fort. Nur in der windstillen Zeit zwischen 23 und 5 Uhr sei eine Beregnung sinnvoll. Zudem trägt der Wind den Mutterboden von den Feldern, sodass die Grundlage für das Pflanzenwachstum der nächsten Jahre schlechter wird. Allerdings sagt Michael Schultz auch, dass es solche Extreme schon immer gab. In einigen Jahren werde man sich kaum noch daran erinnern können, meint der Bauer.
Dem Beelitzer Spargel macht die Trockenheit indes nichts aus. Vom zurückliegenden Winter sei noch Feuchtigkeit in den Spargeldämmen vorhanden, sagte Spargelbauer Jürgen Jakobs, der auch Chef des Spargelvereins ist, auf Anfrage. „Die Folie auf den Dämmen sorgt zudem dafür, dass es keine Verdunstung gibt.“ Bisher sei die Ernte sehr gut und liege über dem langjährigen Durchschnitt, da die Wärme den Spargel gut wachsen lässt.
Jetzt müsste es regnen
Allerdings seien jetzt einige kühlere und regnerische Tage nötig, um das Wachstum in den Dämmen wieder zu bremsen. Ansonsten sprieße das Gemüse zu schnell, was zu hohen Erntemengen und geringeren Preisen führe. Auch sei es schwer möglich, während der bis Juni dauernden Saison zu wässern, wenn die Feuchtigkeit komplett aus dem Damm verschwunden ist. „Dafür muss man die Folie abziehen, die Bewässerungsschläuche verlegen und dann die Folie wieder draufziehen.“ Das ist Jakobs zufolge sehr arbeitsintensiv. Erst nach der Erntezeit werde normalerweise die Folie abgezogen und bewässert.
Auch für das zweite Standbein der Beelitzer Bauern, die Heidelbeere, erwartet Jakobs eine gute Ernte. Die Plantagen hätten meist unterirdische Bewässerungssysteme. Bald stünden die Sträucher in voller Blüte, und die Nachtfrostgefahr hält der Bauer für gebannt. „Wenn alles so bleibt, werden wir eine frühe und sehr gute Heidelbeerernte erleben“, so Jakobs. Bereits 2018 startete die Ernte im Juni und damit drei Wochen früher als üblich.
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